EYE OF PURGATORY - The Lighthouse
Bandinfo: EYE OF PURGATORY
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup | Trackliste | Credits
Hat eigentlich noch irgendjemand den Überblick über Rogga Johanssons Releasekalender? Ich für meinen Teil schreibe in der Regel um die hundert Reviews im Jahr und habe dabei nicht selten das Gefühl, jede zweite Rezension drehe sich um den geschäftigen Schweden aus Gamleby. Bei so viel Stoff stellt man sich gerne die Frage nach dem Grad an Diversität, die die gefühlt 28657 Bands des OSDM-Urgesteins überhaupt noch haben können. Und welche der unzähligen Releases noch hörenswert und welche schon Pausenfüller sind. So auch im Falle von "The Lighthouse" - dem zweiten Dreher von Johanssons Soloprojekt EYE OF PURGATORY.
Bevor wir uns weiter der Frage widmen, ob wir mit dem neuesten Rogga-Streich ein waschechtes Leuchtturm-Elchprojekt oder doch eher ein Schmankerl für Diehard-Fans vor Ohren haben, stellen wir fest, dass dieses Soloprojekt weniger One-Man-Show ist als man zunächst glaubt. Denn für das zweite EYE OF PURGATORY-Opus hat sich der Deathaholic unter den Schwedenmetallern tatkräftige Unterstützung seiner beiden RIBSPREADER-Kollegen Taylor Nordberg (u.a. GOREGÄNG, hier: Leadgitarre, Drums und Keyboards) und Jeramie Kling (u.a. GOREGÄNG, VENOM INC., hier: Bass) ins Boot genommen. Und eben dieser Konstellation scheint es "The Lighthouse" zu verdanken, dass es mehr geworden ist als die Konservierung wohlbekannter Hackerei im Dienste altgedienter schwedischer Tradition.
Oder sagen wir: zumindest stellenweise. Beim Titelsong "The Lighthouse" müsste ich ehrlich gesagt (und wenn ich es nicht besser wüsste) grübeln, ob die Nummer womöglich von der letzten REVOLTING-Session übrig geblieben ist. Anscheinend kann auch Rogga Johansson nicht aus seiner Haut, aber wenn man ihm neben seinem beispiellosen Arbeitseifer eine Sache attestieren kann, dann ist das wohl sein markanter Klampfstil. Die zuweilen fließbandartige Routine scheint allerdings dazu zu führen, dass man so manches Riff schon x mal gehört zu haben scheint, was sich letztlich auch am Titelsong zeigt. Doch ehe man sich dem Gedanken ergeben kann, Herr Johansson möge mal eine neue Platte auflegen, zeigt sich "The Lighthouse" von einer anderen Seite, die neben einigen netten Twists in "Fornever To Awaken" besonders im Album-Hit "They Silently Await" widerspiegelt. Diese Nummer verbindet den klassisch-rabiaten Schwedentod mit einer sehr gelungenen Melange aus emotional aufgeladenem Melodeath und einem mystischen Unterbau aus den Theremin-nahen Keyboardsounds. So macht Johansson-Core Spaß!
So gesehen ist "The Lighthouse" weder das große Leuchtturm-Elchprojekt noch die alltägliche Gehörgangsmassage für den geneigten Dauerhöher. Die Platte liegt irgendwo zwischen den beiden Extremen und bietet sowohl standesgemäßen Elchkult als auch das nötige Maß an Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert, um als hörenswert eingestuft zu werden. Und falls der befehlshabende Kapitän zufällig darüber sinniert, aus welcher Richtung der hellste Leuchtturm für den zukünftigen Kurs erstrahlt, dann lautet die Antwort ganz klar "They Silently Await". Noch ein paar mehr dieser Nummern und ein etwas schwererer Sound und die Kiste fliegt (noch besser). Warten wir also ab, was da kommt. Und wie dieses "besser fliegen" mit "schweren Flugobjekten" funktionieren soll, besprechen wir vielleicht beim nächsten EYE OF PURGATORY-Album... aber nur vielleicht.