Death SS - The Necromancer of Rock: The Origins of Death SS (1977-1982)

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VÖ: 30.04.2021
Bandinfo: Death SS
Genre: Heavy Metal
Label: The Ajna Offensive
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DEATH SS sind eine der spannendsten Erscheinungen im Heavy Metal (gewesen) – man kann sie beschreiben als die düster-satanistische Version von KISS oder die kostümtechnischen Vorbilder von LORDI. Im Gegensatz zu den zwei genannten Bands konnten sie jedoch trotz aller Versuche des legendären Frontmans Steve Sylvester und seines kongenialen Partners Paul Chain nie so richtig durchsetzen.

In „The Necromancer Of Rock – The Origins Of Death SS” beschreibt Steve Sylvester gemeinsam mit dem Schreiber Gianni Della Coppa die Ursprünge der Band und erzählt einiges über seine Geschichte, das Umfeld und die Gründe für den Aufstieg (und den eventuellen Niedergang) von DEATH SS (das „SS“ hat – was immer wieder falsch verstanden wird – nichts mit den nationalsozialistischen Mörderbuben zu tun, sondern ist die Abkürzung von Steve Sylvester, so sagt zumindest er selbst. Ein kleiner Flirt mit den Assoziationen ist aber schwer auszuschließen…).

Das Buch startet zunächst mit mehreren (!) Vorworten, in denen bekannte Musiker (z.B. MORTIIS) oder Zeitgenossen ihren Eindruck zu DEATH SS beschreiben. Bei vielen der Beiträge schwingt der Stolz mit, dass eine Band aus Italien damals so viel Eindruck gemacht hat. Dann beschreibt Steve seine Familiengeschichte und seine Kindheit, die von Freundlosigkeit, Comics (mit Horror und leicht bekleideten Frauen), Filmen und Musik (SWEET und SLADE – und der Glam ist nicht totzukriegen, wie man am Songcontest 2021 mitbekommen hat).

Über die Begeisterung für Musik und das Okkulte bildete sich dann langsam DEATH SS heraus, mit seinem besten Freund Paul Chain (der später eine eigene Version von DEATH SS weiterführte und dann auf Solo-Pfaden wandelte) und einer ansonsten wechselnden Besetzung. Der Teil des Buches ist der spannendste, mit seinen Erzählungen über Rituale, Orgien und extremen Handlungen in Friedhöfen und Krypten reiht sich „The Necromancer Of Rock“ nahtlos in die Reihe der Bücher, die den Niedergang der westlichen Zivilisation durch Rock und Metal beschreiben, wie „The Dirt“ zu MÖTLEY CRÜE oder „Hammer Of The Gods“ zu LED ZEPPELIN. Vor allem die Beschreibung der ersten Konzerte (mit Publikumsbeschimpfungen, brennenden Kreuzen und Tierenthauptungen) haben es in sich und sind in der heutigen Zeit mit Sitzplatz-Konzerten, gesponserten braven Bands und Geldmacherei mit Bierpreisen einfach nicht mehr vorstellbar.

Der Niedergang von DEATH SS wird noch eher lapidar abgehandelt (zu den näheren Gründen äußert sich Sylvester wenig), Schuld am fehlenden Durchbruch haben nicht DEATH SS, Steve Sylvester selbst oder die fehlende Bereitschaft ihre Instrumente zu üben, sondern ein Netzwerk an Schwindlern und Anderen – das böse „Business“ halt. Abgeschlossen wird „The Necromancer Of Rock” dann noch mit einer Vielzahl an Interviews mit Ex-Bandmitgliedern etc.

Geschrieben ist „The Necromancer Of Rock” jedenfalls ganz gut, wenn auch der salbungsvolle Tonfall manchmal nervig wirkt. Immer wieder auftretende Exkurse zu speziellen Themen im Buch wirken auflockernd, stören aber auch ein bisschen den Redefluss. Die sind aber wohl nötig, ansonsten wäre das Buch recht kurz geworden. Aber abgesehen vom stilistischen ist der Hauptwert „The Necromancer Of Rock – The Origins Of Death SS” der Einblick in eine Zeit, die wir uns heute so gar nicht vorstellen könnten. Aus den Seiten steigt der Geruch einer freieren und spannenderen, aber auch schwierigeren und groben Zeit, und erinnert uns gerade zu Pandemiezeiten daran, was wir in den letzten 40 Jahren gewonnen – und verloren – haben.

 



Ohne Bewertung
Autor: Luka (06.06.2021)

WERBUNG: Hard
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