CHAIN REAKTOR - Homesick

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VÖ: 05.06.2021
Bandinfo: CHAIN REAKTOR
Genre: Progressive Rock
Label: Freia Music
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Lineup  |  Trackliste

Eine Band aus den Niederlanden, die sich CHAIN REAKTOR nennt, und progressiven Rock fabriziert, lässt erst Mal nicht alle Deiche bersten. Hellhörigkeit ist jedenfalls bei „Homesick“ gegeben. Es soll nicht unterschlagen werden, dass es sich bei CHAIN REAKTOR um eine Familienband handelt: Schlagzeuger und Gitarrist sind Brüder, deren Vater kräftig in die Tasten haut. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass hier gut harmonisch abgestimmt zu Werke gegangen wurde. Diese vier Flachland-Bewohner machten es mir nicht leicht. Ich mag Querflöte und Geige sehr, was schwermetallische Angelegenheit betrifft.  JETHRO TULL bzw. NE OBLIVISCARIS, alles gesagt.

Leider muss ich hier einen Kritikpunkt ins Felde führen. Der Gesang, Solo wie Chor, ist meiner Meinung entbehrlich. Die Stimme des Sängers erinnert mich an den wunderbaren Georg Danzer, dessen beste Eigenschaften nicht sein Gesang war, er ist aus der österreichischen Musiklandschaft nicht wegzudenken.

The Day That Never Come“: Der Opener ist gut gemeint, Vogelgezwitscher, Percussion, ein Chor und das Lied, es ist das Lied, das am wenigsten gefällt. Was jedoch auffällt ist, dass der Schlagzeuger, trotzdem er nicht sehr viele Lenze auf dem Buckel hat, verdammt gut ist, dass Querflöte und Prog-Rock sich nicht ausschließen, im Gegenteil und dass sich der Sound aller Instrumente gut entfaltet.

Lonley City“: Guter Song mit wenige Abstrichen, Klavier-Gitarren-Intro passt, Strophe und Refrain ditto. Das Ende mit diesem Ah-ahha-ahhh-Chor muss nicht sein.



Enjoy Your Life“: Die wellenartigen Bewegungen, die an die Deiche branden, sind gut dosiert, das heißt, der Duktus der musikalischen Ausformungen ist sehr ausgewogen.

The Lying King“: Hier fällt wieder die Balance der Passagen auf, das fast metalartige Intermezzo ab etwa 1:40 Minuten passt. Ab 3:40 folgt das nächste, etwas elaborierter, gut.

Homesick“: Wahrscheinlich das beste Lied dieses Longplayers, das sich langsam, dezent aufbaut: Verhaltenes Klavier-Geigen-Intro, Brechung nach etwa vier Minuten durch ein schweres Gitarren-Intermezzo. Das Lied endigt wieder mit Vogelgezwitscher, womöglich verweist dieses auf einen Park in Utrecht, die Heimstadt von CHAIN REAKTOR. Damit wäre der Titel des Albums „Homesick“ geklärt.

Stop Yelling“: Eine astreine Prog-Rock-Nummer. Cooles, verhaltenes Intro, wobei Bass, Schlagzeug und die gemutete Gitarre eine angenehme Balance ergeben. Soundtechnisch kommen die 9:11 Minuten äußerst angenehm daher. Die Bridge mit Querflöte und akustisch geschrumpelter Gitarre passt. Mein einziger Kritikpunkt: Dieser nasale Gesang, wie gesagt, ein Hauch von Georg Danzer der während der Corona-Test-Penetration singt.

A Thousand Diamonds“: Das letzte Lied, sehr angenehm. Schlagzeug und Gitarre in verschiedensten Ausformungen (akustisch, elektrisch, etc.), yeah.

Fazit: Äußerst wohltuender Prog-Rock, der mit behagender gesanglicher Ausformung wirklich erste Sahne gewesen wäre, so ist es nur Halbfett-Milch, aber immerhin von „glücklichen“ Kühen der niederländischen Wiesen.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (08.06.2021)

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