DAWN AHEAD - Fallen Anthems

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VÖ: 19.03.2021
Bandinfo: DAWN AHEAD
Genre: Thrash Metal
Label: Art Gates Records
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Lineup  |  Trackliste

Dass Thrash Metal aus Deutschland nicht immer nach DESTRUCTION klingen muss (Nein, ich hab nichts gegen DESTRUCTION, die sind nun mal geil), beweisen DAWN AHEAD, die nun nach zwei EPs ihr erstes Album herausbringen und damit auch direkt zu Art Gates Records gerutscht sind. Das Quintett legt mit "Fallen Anthems" eine ordentlich vollgepackte Scheibe vor, die man soundtechnisch so gar nicht als den kleinen Zwilling einer anderen Truppe bezeichnen kann. "Klingt wie..." is hier nicht. Soviel dazu. Dass es dem Album an Abwechslungsreichtum und treibendem Thrash nicht fehlt, sei hiermit aber offiziell bestätigt. Doch das ist noch nicht alles. 

Wem DAWN AHEAD noch kein Begriff ist: Hier wird Thrash Metal mit allem gemischt, was irgendwie Spaß macht und gut klingt. Gut, nicht ganz so grenzenlos, aber die Facetten reichen durchaus von rockig-metallischen Elementen bis hin zu sehr angedüsterten bis angeschwärzten Attitüden. Über allem thront die Hauptzutat eines sehr klischeefreien Thrashs, der neben ausreichend melodischer Beigabe auch ziemlich wandlungsfähige Vocals präsentieren kann. Zwischen Gesang, verschmorten Thrash-Shouts, Gekeife bis hin zu handfestem (stimmfesten??) Gegröhle wird auf "Fallen Anthems" alles dargeboten. 

Neben dem immerwährenden Druck und den anhaltenden Spannungsbögen- die Rhythmussektion leistet hier ganze Arbeit! -, den selbst der überlange Track ("Summon The Black" - Alter Falter!) der gefallenen Hymnen bieten kann,  sticht auch die sehr hübsche bis meisterhafte Klampfenarbeit sowohl bei Riffs als auch Soli heraus, die punktgenau passt, weder zu lang noch zu überladen wirkt. Dennoch gibt es kaum einen Song, der das gleiche Tempo oder dieselbe Gangart von Anfang bis Ende durchzimmert. "Among The Blind" ist einer dieser Ausnahmen, im stampfenden Midtempo angesiedelt und gefällt mitten drin quasi zum Herunterkommen zwischen den stimmig ineinandergeschachtelten Parts vieler anderer Tracks ausgesprochen gut. Dezent rockigere Anteile werden unter anderem bei "Anthem Of The Fallen" bedient, auch wenn sich dieses Attribut spätestens mit Einsetzen der aggressiven Growls vorübergehend in Luft auflöst, aber wie die klassische Rondo-Form wieder dahin zurückkehrt. Gar nicht mehr sanftmütig brachialt sich "I Command" seinen Weg durch den Mittelteil der Scheibe, nicht ohne sich zwischendurch in einem komplett heruntergebremsten düsteren Intermezzo wiederzufinden. Egal, ob halbwegs clean oder in bester Gröhl-Manier, die Vocals tun ihren Teil, um zusätzlich zum ganzen versierten instrumentalen Gekrame ordentlich merkfähige Akzente zu setzen. Lediglich die ersten Gesangsparts auf "Suffer" kommen ein wenig grenzwertig, sobald die Vocals dann aber in die Shouts und schließlich in den Refrain einsteigen, löst sich alles wieder in Wohlgefallen auf (und ja, Geschmackssache, denn ansonsten trampelt der Song durch stetige Tempowechsel und einen eingängigen Chorus gehörig voran!)  

"Fallen Anthems" ist insgesamt von vorne bis hinten ein solides bis starkes Werk, das klischeefrei und ohne irgendwelche übergroßen Fußstapfen nachzuahmen, ordentlich abgeht! Einzig irritieren könnte der große - beinahe zu große - Abwechslungsreichtum. Zum Teil scheint der rote Faden ein wenig zu fehlen, die Scheibe insgesamt ein wenig zu unruhig, zu vollgestopft mit verschiedenen Richtungen, was sich allerdings mit mehrmaligen Durchläufen und einer ersten "Eingewöhnungsumdrehung" legt. Denn was anfangs ein wenig überlastend einwirkte, möchte zumindest meiner einer nun nicht mehr missen - denn versiert, souverän gemacht und durchgebrettert ist das alles. Musikalisch, gesanglich und unterhaltungstechnisch eine Leistung, die man durchaus würdigen sollte! Gerne mehr davon! Und das laut!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (16.06.2021)

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