ALLUVIAL - Sarcoma

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VÖ: 28.05.2021
Bandinfo: ALLUVIAL
Genre: Progressive Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

In einem Zeitraum, in dem Nuclear Blast Records neue Alben namhafter Größen à la FEAR FACTORY, HELLOWEEN oder dem AMORPHIS-Gitarristen Esa Holopainen sowie aufstrebender Acts wie BURNING WITCHES veröffentlichen, fällt es unangenehm leicht, als Underdog durch das Raster fallen. Dabei sind ALLUVIAL bzw. Bandgründer Wes Hauch, der u.A. schon bei BLACK CROWN INITIATE und THE FACELESS mitgewirkt hat, eigentlich gar nicht so unbekannt, doch im modernen, Progressive-affinen Death Metal muss man als relativ neue Band selbstverständlich auch erstmal auffallen. Mit "Sarcoma" haben ebenjene ALLUVIAL jedenfalls erst kürzlich ihren Labeleinstand und - viel wichtiger - ihre Premiere als Band mit Sänger und allem Pipapo gegeben, denn der Vorgänger "The Deep Longing For Annihilation" entstand in einer Phase, als ALLUVIAL sich noch im Stadium eines rein instrumental agierenden Soloprojekts befand. Und das merkt man "Sarcoma" auch an, denn...

... im Gegensatz zu besagtem Debüt ist es wesentlich aufgeräumter und kohärenter, ohne merklich an technischem Anspruch einzubüßen. Was mir aber auch nach mehreren Durchläufen hier und da noch ein wenig fehlt, ist die eigene Identität, die ALLUVIAL langfristig auszeichnen könnte. Wes Hauch ist zweifelsohne ein gnadenlos guter Gitarrist, dessen Einflüsse sich nicht nur aus der Moderne, sondern beispielsweise auch aus PANTERA und Co. schöpfen, doch geht die vielseitige Inspiration manchmal in etwas generischeren Songs wie "Thy Underling" oder "Sarcoma" auch mal kurzzeitig auf Tauchstation, weswegen man sich in diesen Momenten zu sehr an bereits bekannte Bands erinnert fühlt. Das ist umso ärgerlicher, weil man in den irren, mal harmonischen, mal dissonanten Soli, dem jazzigen "40 Stories", den atmosphärischeren "Ulysses" und "Sleepers Become Giants", dem melodisch-technischen "Anodyne" oder den knackigen Tempowechseln in "Exponent" und "Sugar Paper" enorme Anlagen vernimmt und "Sarcoma" - ihr werdet kaum glauben, was ihr sogleich aus meiner digitalen Feder lesen werdet - für ein modernes, amerikanisches Metalalbum wirklich geil produziert ist.

Trotzdem, und das möchte ich besonders betonen, überwiegt der positive Eindruck, denn eines muss auch klar sein: ALLUVIAL sind noch nicht allzu lange als Band im ursprünglichen Sinne zusammen und dürfen daher natürlich noch Zeit und Potenzial zur Verbesserung haben. "Sarcoma" ist also ein gutes, modernes Prog-Death-Werk, das viele richtige Dinge macht, manchmal aber noch etwas beliebig erscheint. All das lässt sich aber mit der vielversprechenden aktuellen Formation und etwas Feinschliff korrigieren, weswegen man ALLUVIAL unbedingt als Geheimtipp der nächsten Jahre auf dem Papier haben sollte.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (16.06.2021)

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