SKYEYE - Soldiers Of Light

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VÖ: 25.06.2021
Bandinfo: SKYEYE
Genre: Heavy Metal
Label: Reaper Entertainment Europe
Lineup  |  Trackliste

Heavy Metal aus Slowenien! Das könnte doch mal eine frische Note in die bekannte Metal-Landschaft bringen. Und tatsächlich haben SKYEYE eine gewisse eigene Note, auch wenn man dafür feine Antennen haben muss. Denn bei grober Betrachtung wandeln die Jungs auf altbekannten musikalischen Wegen: BRUCE DICKINSON mit seinen Soloalben ist als Referenz zu nennen, nicht nur wegen des technisch sehr ähnlichen und von der Stimmfarbe her aber eher nur entfernt ähnlichen Gesangs. Auch IRON MAIDEN und gelegentlich andere europäische Bands, die dem Power Metal, Classic Metal oder der NWoBHM zuzuordnen sind. Also zum Beispiel JUDAS PRIEST, SAXON oder auch PRIMAL FEAR.

SKYEYE wurden 2014 gegründet, veröffentlichten seitdem in Eigenregie eine EP und 2018 den Longplayer „Digital God“. Nach einem laut Kritikern und Fans überaus gelungenen Auftritt beim EMFA Streaming Festival im August 2020 wurde das deutsche Label Reaper Entertainment auf das Quintett aufmerksam und schloss mit ihnen einen weltweiten Plattenvertrag ab. Ihr nun veröffentlichter Zweitling „Soldiers Of Light“ wurde von Grega Smola Crnkovič produziert, das Mastering übernahm Boban Milunović, der bereits mit GRAVEWORM, BELPHEGOR, JACK FROST gearbeitet hat. Die Beiden verstehen offenbar ihr Handwerk: „Soldiers Of Light“ ist top-produziert und rangiert soundtechnisch auf einem Level mit den oben genannten Genregrößen.

So kommt nach einem Intro „King Of The Skies“ mit viel Punch daher und erinnert auch beim Gitarrensound erst an SAXON, dann an IRON MAIDEN, insbesondere die lieblichen Leads vor der Refrain-Zeile. Das hätte so auch von den eisernen Jungfrauen stammen können. Sänger Jan Leščanec geht in den ganz hohen Spitzen allerdings hier und da die Puste aus und seine Stimme bricht weg. Kann man aber auch mutig und eben nicht glatt poliert nennen. Nach diesem flotten Einstand bei dem erste Ausrufezeichen gesetzt wurden, ohne dass der Refrain wirklich überzeugen konnte, gibt’s mit dem Titeltrack einen klassischen und energischen Power-Metal-Track europäischer Machart auf recht hohem Niveau. „Constellation“ ist eine Double-Bass-Wuchtbrumme, die tendenziell düster ausgelegt ist, aber von melodischen Ausreißern aufgehellt wird. Der Refrain gehört dazu, kann aber das Gefühl nicht verhindern, dass kürzer besser gewesen wäre.


 

 

Über tolle Ansätze wie ein Maiden-mäßiges Lead oder fetzige Gitarren kommt das Album bis jetzt nicht hinaus. Gut, dass SKYEYE nun mit dem fast zehn-minütigen „Brothers Of The Same Sun“ zulegen: Eine dramatisch-pathetische Atmosphäre wird im Mittelteil a la Maidens „Seventh Son of The Seventh Son“ überaus gekonnt verstärkt und gipfelt nach einer schönen Temposteigerung, geilen Gitarrenläufen (inklusive „Ohohoho“-Mitmach-Gesang) zu einem Stampfer, der live sicher gut funktionieren wird. Nach diesem Highlight folgt ein atmosphärisches Kirchenorgel-Gedudel („In Saecula Saeculorum“) und der Track „Son Of God“, der ganz nett ist, aber erneut irgendwie zu lang erscheint. Das aggrssive „Detonate“ erinnert stark an die Ripper-Phase von JUDAS PRIEST. Sowas gab´s also schon, ebenso wie die Power-Ballade „Eternal Starlight“ mit viel atmosphärischem Sprechgesang – erneut eine Anlehnung an von Dickinsons Soloalben, die aber bessere Songs haben.

Bleibt noch das mit 14:28 Minuten längste Stück namens „Chernobyl“. Hier stand erneut überdeutlich das große Vorbild IRON MAIDEN Pate („Empire Of The Clouds“ hat grob einen ähnlichen Aufbau). Das ist schon sehr ambitioniert und scheitern tun die Slowenen nicht. Im Gegenteil, das Teil kann mit den epischen Stücken der Briten mithalten – ein größeres Kompliment kann man wohl kaum machen.

Unterm Strich sollten Genrefreunde beziehungsweise Anhänger von IRON MAIDEN, SAXON und JUDAS PRIEST die Scheibe von SKYEYE anchecken. Zwar fehlen noch echte Hymnen, insbesondere die Refrains reißen noch zu wenig mit. Dafür sind die beiden Longtracker „Chernobyl“ und „Brothers Of The Same Sun“ überaus gelungen. Hier gibt es einige Oha-Momente, die all jenen, die etwas mit Maiden anfangen können, einen Euphorieausbruch bereiten können. Diese herausstechenden Momente gibt es immer mal wieder auch auf dem restlichen Album etwa durch tolle Soli oder liebliche Gitarren-Leads. Die Slowenen haben auf jeden Fall Potenzial, auch wenn es bei diesem Longplayer leider allzuoft dann doch nicht über gute Ansätze hinausgeht.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Tobias (01.07.2021)

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