HAIL SPIRIT NOIR - Mannequins

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VÖ: 10.09.2021
Bandinfo: HAIL SPIRIT NOIR
Genre: Electro
Label: Agonia Records
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Lineup  |  Trackliste

Um dieses Review zu HAIL SPIRIT NOIRs neuem Album "Mannequins" möglichst positiv zu beginnen, muss ich etwas mehr als ein Jährchen, genauer gesagt zur Veröffentlichung von "Eden In Reverse" zurückreisen, denn ich habe mich ein wenig geirrt und würde es heute positiver bewerten, weil es mich schlussendlich doch gecatcht hat, wie ein Vertrauter der Neologismen wohl sagen oder schreiben würde. Wie kam es zu dieser späten Schlussfolgerung? Weil "Mannequins", und da nehme ich mein Fazit sehr gerne vorweg, so stinklangweilig ist, dass ich meine Zeit letztlich doch lieber damit verbringen wollte, dem Vorgänger noch eine Zugangschance zu gewähren, da ich dort nach all den Monaten immer noch einen Funken Hoffnung auf ein Happy End hatte.

Warum "Mannequins" stinklangweilig ist? Weil das griechische Trio ohrenscheinlich Lust auf biederen Synthwave im Stile von CARPENTER BRUT oder natürlich PERTURBATOR hatte. Kein progressiver, psychedelischer Black Metal, nein, Synthwave of all the things. Nun könnte man behaupten, dass diesem vorübergehenden (?) Genresprung ja auch eine progressive Prägung inhärent sei, doch dieser wohlwollende Gedanke verflüchtigt sich spätestens nach dem Titeltrack. Klar, diese Wendung erwartete vermutlich niemand in unserem Sonnensystem, aber das alleine ist mir dann doch zu wenig, um hier ernsthaft von einem künstlerischen, geschickt mit Erwartungshaltungen spielenden Geniestreich zu fabulieren. Ich meine erkannt zu haben, dass "The Monsters Came From the Sky" irgendwie eine Fortsetzung oder Abwandlung des Songs "The Cannibal Tribe Came From The Sea" ("Mayhem In Blue", 2016) sein könnte, aber das ist dann auch schon die faszinierendste Idee, die "Mannequins" - meiner Meinung nach - zu bieten hat und damit dürfte auch klar sein, auf welchem Level wir uns hier eigentlich bewegen.

Machen wir's kurz: Synthwave ist nicht mein Genre und wird es vermutlich auch nie sein. Muss es auch nicht. Wenn mir etwas selbst nach mehreren alkoholischen Kaltgetränken auf einem Festival bei sommerlichen Abendtemperaturen nicht gefällt, soll es wahrscheinlich einfach nicht sein. Deshalb verkneife ich mir an dieser Stelle auch eine numerische Bewertung. Der kurzfristige Überraschungseffekt ist HAIL SPIRIT NOIR durchaus gelungen, Substanz oder Relevanz dürfte "Mannequins" für die allermeisten HAIL SPIRIT NOIR Fans aber keine haben. Nur, dass wir uns verstehen: Selbstverständlich geht es primär darum, dass zunächst die Band selbst mit ihren Erzeugnissen zufrieden sein und/oder Spaß haben muss. Logo. Es gibt aber eben auch die Hörer:innenseite, wenn man einen Tonträger der Öffentlichkeit übergibt. Und wenn diese nicht gerade zufällig ein Faible für Synthwave hat und dann gleichzeitig auch noch HAIL SPIRIT NOIR mag, wird sie hiermit höchstwahrscheinlich nicht glücklich; zumal sich hierbei dann noch zusätzlich die Frage stellte, ob man den eigenwilligen und eigenständigen Stil wirklich gegen beliebiges Elektronikgedudel eintauschen würde. Ihr merkt schon... Beziehungsstatus: es ist kompliziert.



Ohne Bewertung
Autor: Pascal Staub (07.09.2021)

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