VEILBURNER - Lurkers In The Capsule Of Skull

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VÖ: 24.09.2021
Bandinfo: VEILBURNER
Genre: Black / Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste

Manche Dinge sind und bleiben einfach Geschmackssache - die mächtigen KASSIERER, der Frauenknast, Flüssigseife als Brotaufstrich und die US-amerikanischen Experimentalterroristen VEILBURNER. Black Metal, Death Metal, unflätiges Durcheinander und eine saftige Portion Dissonanzen - so könnte man deren fünftes Opus "Lurkers In The Capsule Of Skull" beschreiben. Eine bis zur Passion ausgelebte Geisteskrankheit, der Todeshauch eines verbeulten Ghettoblasters im Augenblick seines Verbrennens oder ein gezielter Angriff auf das vegetative Nervensystem des Hörers - was auch immer den Machern dieser Platte beim Fabrizieren derselben durch die Denkschüssel schlich, es zeugt von Wahnsinn, destruktiver Kreativität und einem kleinen Klacks krimineller Energie.

Dabei sind die Amis noch nicht einmal talentbefreit - ganz und gar nicht, denn bereits die 2018er Vorgängerscheibe "A Sire To The Ghouls Of Lunacy" erwies sich als packendes, wenn auch unkonventionelles Stück Musik. Der Vokabel "unkonventionell" verschreibt sich indes auch der Nachfolger "Lurkers In The Capsule Of Skull", jedoch im hörbaren Bestreben, den halluzinogenen Trip vergangener Tage in jeder erdenklichen Hinsicht zu übertrumpfen. Die atypischen und verschwommenen Riffs, die psychotische Grundatmosphäre und stimmlich kanalisierten Neuronaldefekte bleiben erhalten, wobei die vormals wohldosierten Dissonanzen und der vertonte Wahnsinn merklich aufgewertet werden. In den gediegeneren Songs wie "In The Tomb Of Dreaming Limbo", "Nocturnal Gold" oder "Vault Of Haunting Dissolve" (Anspieltipp!) funktioniert das aus der Vergangenheit bekannte Erfolgsrezept nach wie vor - wogegen an anderer Stelle die Grenze des Zumutbaren erreicht oder (je nach Grad der zerebralen Belastungsgrenze) überschritten wird.

Wie so oft sind Schwächen nicht mehr als übertriebene Stärken. Und wenn man die vertonte Hirnpathologie und das Spiel mit den schrägen Tönen bis über jene Grenze hinaus übersteigert, wird das Resultat selbst für den hartgesottenen Krachconnaisseur zur Herausforderung. So geschehen in den dissonanten Höhepunkten "Para-Opaque" und "Dissonance In Bloom" - bei diesem Klangchaos würde sich selbst der gehörnte Widersacher des Heiligen Vaters in den nächstbesten Beichtstuhl verkriechen, nur um dem nagenden Angriff auf sein geistiges Wohlbefinden zu entfliehen. Ob man dies nun als Lob oder Kritik auffassen darf, liegt wohl im Auge des Betrachters, auf alle Fälle gehört Einiges an zerstörerischer Kreativität dazu, Produkttester wie den Verfasser zu Schlussfolgerungen wie dieser zu bewegen. Und wenn dies das Ziel von "Lurkers In The Capsule Of Skull" war, dann wurde es mit Bravour erreicht.

So viel steht fest: die neue VEILBURNER ist keine Musik für nebenbei. Aktivitäten jeglicher Art, die dazu geeignet sind, die Konzentration auf das Lauschzentrum zu beeinträchtigen, haben auf dieser Reise in den Wahnsinn nichts verloren und würden seine betörende Wirkung lediglich in ein nervöses Zappeln des "gleich-reiß-ich-dir-den-Sack-ab-Nervs" umkehren. Diese Hinweise beachtend, kann der Schleicher in der Hirnschüssel durchaus zu einer unterhaltsamen Erweiterung des Bewusstseins werden. Doch am Ende bleibt der Spaß wie eingangs erwähnt eine Sache für bestimmte Geschmäcker - doch auch die soll es geben, und wenn es jene sind, die beim Freigang aus dem Frauenknast auf ein schmackhaftes Flüssigseifen-Sandwich zu einem KASSIERER-Konzert gehen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (23.09.2021)

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