BARON CRANE - Les Beaux Jours

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VÖ: 15.10.2021
Bandinfo: BARON CRANE
Genre: Progressive Metal
Label: Mrs Red Sound Records
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Lineup  |  Trackliste

Auf den Spuren von „Parisienne Walkways“, Père-Lachaise und einem Grab, nein, Jazz-Rock ist nicht tot, Jim Morrison schon, liegt eine Langrille auf meinem digitalen Schreibtisch, die sich eingehend einer vermeintlich ausgestorbenen Gattung widmet, nämlich dem 70er-Jazz-Rock: BARON CRÂNE kredenzen „Les Beaux Jours“.

Der Opener „Danjouer“ fällt eher unspektakulär aus. Eine instrumentale Nummer, wie fast der Rest des Albums. Alles hat seinen Platz: Schlagzeug, Bass und Gitarre sind sehr präsent, ergeben ein Ganzes. Dieses Lied ist eher eine Vorstellungsrunde, wobei in einer nonverbalen Sprache kommuniziert wird.

Larry's Journey“ weiß mit gutem Gespür für Forte und Piano bzw. Druck und Zug oder Entspannung zu reüssieren.  Der Stil changiert zwischen Fusion und 70er-Rock mit sehr guten Riffs, die von Bass lastigen Passagen durchsetzt sind. Äußerst gelungen. Und ja, das Video tut sein Übriges.


Quarantine“: Die Band wird gesangstechnisch von Cyril Bodin unterstützt, dessen Timbre etwas an Dave Grohl erinnert. Mittlerweile ist klar, der Gitarrist ist wohl ein Fan des guten, alten Wah-Wah. Passt schon.

Mercury“: Wow, Guillaume Perret und sein Saxophon geben diesen außergewöhnlichen, facettenreichen 9:23 Minuten einen wunderbaren Drive, der seinesgleichen sucht. Das beste Lied dieser Platte und mitunter eines der besten Lieder, die ich 2021 hörte.

Inner Chasm“: Ein weiteres Lied mit gutem Spannungsbogen bzw. gut ausgearbeiteten Ideen. Bei vielen Metal-Bands, die nur eine Gitarre in ihren Reihen wissen, wünschte ich, es wären deren zwei. Bei BARON CRÂNE füllen die drei Instrumente den Raum so sehr aus, dass ich zu keinem Zeitpunkt auf die Idee käme, hier könnte soundtechnisch etwas fehlen.

Merinos“: Yeah. Dezentes Intro, das die Querflöte von Robby Marshal determiniert, schwere Riffs folgen, um abermals in filigranere Gefilde abzutauchen. Dieses unaufhörliche Switchen zwischen soft und heavy, so muss das.

Les Beaux Jours“: Eine Klimax. Es beginnt sanft, der Gesang lullt einen ein wie ein Schlaflied. Gegen Ende, Schlagzeug und Bass verharren im Duktus, reißt die Gitarre aus. Über fast drei Minuten wird ein verwegenes Solo entwickelt, das technisch nicht überstrapaziert, jedoch atmosphärisch sehr gut ausgeformt ist.

Fazit: Mit Ausnahme des ersten Liedes, das ich als freundliche Übernahme einstufe, ist BARON CRÂNE ein großes Album gelungen, das an die guten, alten Zeiten erinnert, als Jazz-Rock von MAHAVISHNU ORCHESTRA, JEFF BECK und Co. zum feinsten Tobak gehörte, den Rock-Musik zu bieten hatte. Der Sound ist gleichsam fragil wie massiv, ein ständiges Changieren zwischen diesen Polen gewährt dieser stringenten Klangfarbe, diesem Ariadne-Faden, der so zielführend wirkt, Aufmerksamkeit, ohne sich aufzudrängen.
Was abschließend angemerkt werden muss: BARON CRÂNE sind keine Band, die ausschließlich abkupfert, sondern ihre eigene metallene Legierung erschafft, die dezent ehern schimmert.

Ich bin hier sehr versucht, eine 5-Sterne-Bewertung abzugeben, voilà:



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (11.10.2021)

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