RONNIE ATKINS - 4 More Shots (The Acoustics)

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VÖ: 01.10.2021
Bandinfo: RONNIE ATKINS
Genre: Hard Rock
Label: Frontiers Records
Lineup  |  Trackliste

Die hohe Taktung der Veröffentlichungen von RONNIE ATKINS liegt sicherlich an seiner unheilbaren Krebserkrankung verbunden mit den nach wie vor ausbaufähigen Möglichkeiten bezüglich Live-Auftritten. Im Frühjahr brachte der Sänger mit „One Shot“ sein erstes Soloalbum heraus, legt der Däne nun nach. „4 More Shots (The Acoustics)“ beinhaltet den bisher unveröffentlichten Studiotrack „Carry Me Over“ (eine melodisch solide Ballade, die aber durch den Text und die bekannten Hintergründe – siehe nachstehend – ein emotionale Wucht entwickelt und niemanden kalt lassen sollte) sowie Akustik-Aufnahmen der drei Album-Songs „When Dreams Are Not Enough“, „Picture Yourself“ und „Real“. Als Bonustrack gibt es eine Orchester-Version von „One Shot“ zu hören.

Über den bisher ungehörten Song „Carry Me Over“ verrät Ronnie: „Das war der erste Song, den ich schrieb, nachdem man mir im März 2020 mitteilte, dass meine Krebserkrankung zurückgekehrt sei. Der Song wurde geschrieben, als ich mental ganz weit unten war und in einer sehr hoffnungslosen und frustrierenden Periode meines Lebens. Wenn man sich den Text anhört, ist das ziemlich offensichtlich. Als ich mich entscheiden musste, welche Songs auf 'One Shot' veröffentlicht werden, entschied ich mich ganz bewusst dazu, 'Carry Me Over' wegzulassen, und zwar aus zwei Gründen. Der erste war, dass ich einfach dachte, der Text sei zu traurig, deprimierend und das ist es nicht, was ich den Fans zeigen wollte. Außerdem fand ich, dass er das Album aus dem Gleichgewicht bringen würde. Trotzdem finde ich immer noch, dass es eine wunderschöne Melodie ist! In der Tat melancholisch, aber auch sehr ehrlich, und deshalb kann ich jederzeit dazu stehen. So fühlte ich mich eben und so dachte ich, als ich ihn schrieb. Heute geht es mir ganz anders. Nicht wirklich, was meine Diagnose betrifft, aber ich fühle mich gut und ich schätze, ich habe irgendwie gelernt, wie ich mit der Situation klarkomme. Dank der Immuntherapie, einer positiven Einstellung und nicht zuletzt dem lieben Gott bin ich immer noch hier."

Die EP wurde von Chris Laney produziert und gemischt. Anders Ringman war als Co-Produzent tätig und kümmerte sich um die Arrangements, während Jacob Hansen das Mastering übernahm. Die Scheibe wurde 2020 in den Hansen Studios, den Laneyland Studios und Platform CPR aufgenommen.

Was lässt sich nun zu den neuen Song-Versionen sagen? Generell sind Akustik-Versionen immer Geschmackssache. Klar ist aber auch: So mancher Song kann mit einer gelungenen Akustik-Überarbeitung hinzugewinnen, bei anderen fehlt hingegen oft der nötige Biss, wenn der elektrisch verzerrte Sound ausbleibt. Ferner müssen Akustik-Songs vom Sänger getragen werden können, da dem Gesang nun noch weit mehr Raum zusteht. Und RONNIE ATKINS schafft das selbstrendend ganz vorzüglich. Ganz gleich welcher der vier überarbeiteten Songs man hört, wieder mal merkt man schnell, warum Atkins zu den besten Sängern im Hard Rock weltweit zählt. Mit dieser Leistung empfiehlt er sich auch locker für Hörer, die nichts mit Hard Rock anfangen können. Das ist also mainstream-geeigneter, wenn man so will.

„When Dream Are Not Enough“ ist in seiner Grundstruktur bereits so, dass man die elektrischen Gitarren nicht wirklich braucht. So unterscheidet sich die Akustik-Version nicht groß vom Original, wirkt aber erwachsener, unter anderem weil das im Original unpassend eingeflochtene aggressive „Woho“ am Ende des Refrains nun fehlt. Der Ohrwurm „Picture Yourself“ funktioniert auch wunderbar rein akustisch, etwas mehr Mut beim neuen Arrangement hätte aber durchaus sein dürfen, beispielsweise mit einem längeren Akustik-Gitarren-Solo oder einer Klavier-Passage. Beide Insturmente kommen zu kurz, wodurch der Refrain noch mehr als nötig im Mitteöpunlt steht. Das großartige „Real“ verliert in der Akustik-Version im Vergleich doch etwas. Die E-Gitarren, obwohl im Original schon recht reduziert, verleihen der Nummer einfach noch mehr Eindringlichkeit, mehr bittersüßen Biss. Auch das Ende ist im Original weitaus gelungener. Die neue Version von „One Shot“ tönt aufgrund des Orchester-Einsatzes zu pathetisch und einfach nach „too much“. Das hätte es nicht gebraucht.

„4 More Shots (The Acoustics)“ ist gewohnt erstklassig produziert und insgesamt sicher eine schöne Ergänzung für Fans von PRETTY MAIDS und RONNIE ATKINS. Es bleibt zu hoffen, dass das nicht die letzte Veröffentlichung des todkranken Sängers ist, der hier noch einmal eine tolle Leistung verewigt hat.



Ohne Bewertung
Autor: Tobias (02.10.2021)

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