THE PICTUREBOOKS - The Major Minor Collective
Bandinfo: THE PICTUREBOOKS
Genre: Blues Rock
Label: Century Media Records
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Lineup | Trackliste
Jaja, ich weiß, niemand kann das C-Wort mehr hören und am liebsten möchte man sich einfach mal selbst zwicken, um aus diesem abgefahrenen Traum, der die letzten 1,5 Jahre bestimmt hat, aufzuwachen. Das ist aber leider nicht drin. Wir, die wir Musik in allen Facetten lieben, haben zumindest eine positive Seite, die wir den letzten Monaten abgewinnen können. Sehr viele Bands waren sehr produktiv und haben die Zeit des #stayhome genutzt, um neues Material zu kreieren und unsere Ohren zu verwöhnen. Das Glas ist also immer halb voll.
THE PICTUREBOOKS nutzten die konzertlose Zeit (bei der die Jungs unter anderem um eine Tour mit VOLBEAT umgefallen sind) ebenso. Für ihre vierten Longplayer "The Major Minor Collective" hat sich das Heavy Rock/Blues-Duo aber was Besonderes überlegt und gleich eine ganze Armada an Gastmusikern und -musikerinnen aufgeboten. Dabei ging man so vor, dass die Beteiligten sich anhand der Instrumental-Tracks die Nummer selbst aussuchen durften und dann auch gleich den Text beisteuern konnten. Mit von der Partie waren unter anderem Chris Robertson (BLACK STONE CHERRY), Dennis Lyxzén (REFUSED) und Lzzy Hale (HALESTORM).
So viel sei vorab schon mal verraten - das Ergebnis kann sich hören lassen. Den Anfang macht "Here's To Magic". Der stampfende Rhythmus treibt die Vocals vor sich her. Eher spärlich instrumentiert hinterlassen hier die Vocals von Dennis Lyxzén einen umso stärkeren Eindruck. Die "Testify"-Schreie erinnern gar an "Testify" von RATM. Bei "Corrina" "Corrina" passiert mehr. Wieder ein dominanter, sehr bluesiger Groove garniert mit lässigen Slides und feiner Gitarrenarbeit. Das fährt ins Gebein und so geht es bei "Catch Me If You Can" weiter. Wieder ein höchst eingängiger Refrain, der sich umgehend in den Gehörgängen festkrallt. Auch hier ist das markante, treibende Drumming auffällig. Philipp Mirtschink hinter den Kesseln verzichtet nämlich auf den Einsatz von Becken, was dem Ganzen eine ganz eigene Dynamik verleiht, weil seine ganze Energie hauptsächlich die Toms abbekommen. Für die höheren Akzente verwendet er gelegentlich Percussion-Instrumente. "Beach Seduction" mit Leah Wellbaum hinter dem Mikro kommt lasziv und laid back daher. Die rauchigen Vocals werden umgarnt von einer lässigen Bass-Spur und dreckigen Gitarren. "Holy Ghost" zieht das Tempo wieder an und kommt mächtig daher. Natürlich geht's mal wieder um eine hübsche Lady, nach der man sich verzehrt, wenn sie nur die Straße entlang spaziert. Wir Männer sind da simpel gestrickt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Die einzelnen Tracks sind durch die Bank sehr eingängig und ziehen einen in ihren Bann - jeder hat durch die wechselnde Besetzung einen eigenen Charme, was das Album im Gesamten nicht langweilig werden lässt. Die Zutatenliste umfasst röhrende Vocals, aus den Speakern tropfender Fuzz-Sound und das bereits erwähnte markante Drumming. Eines der Highlights ist sicherlich "Rebel" mit der unnachahmlichen Lzzy Hale. Im Vergleich zu anderen Nummern etwas ruhiger, dafür durch die wahnsinnig kraftvollen Vocals nochmal fesselnder.
Bei "Multidimensional Violence" wird es düster und blutig, eh mit "Riders And Farmers" ein weiteres Highlight wartet. Hier hat man sich mit THE INSPECTOR CLUZO aus Frankreich zusammengetan. Mit unglaublich eingängigem Songwriting wird die Deutsch-Französische-Freundschaft zelebriert. Die Deutschen sind die Biker und die Franzosen die Bauern. Tja, dann wäre das auch geklärt. "Blind Riders" drosselt das Tempo wieder ein wenig, ehe "Song 12" ohne Gastvocals "The Major Minor Collective" beendet.
Fazit: THE PICTUREBOOKS ist mit "The Major Minor Collective" ein echtes Meisterstück gelungen. Die vielen Gastmusiker steuern unterschiedlichste Einflüsse bei und passen sich perfekt dem von Fynn und Philipp erschaffenen Grundthema an. Die Spannung bleibt die ganzen rund 45 Minuten erhalten und die einzelnen Tracks machen durchwegs großen Spaß. Der Aufwand, den die Jungs betrieben haben, um diesen bunten Haufen an (Blues)-Rockern zusammenzutrommeln hat sich definitiv gelohnt. Freunde von erdigen Gitarren, fetten Drums und rauchigen Vocals müssen auf jeden Fall reinhören.