HATE - Rugia

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VÖ: 15.10.2021
Bandinfo: HATE
Genre: Black / Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

HATE stehen für Beständigkeit. HATE stehen für Ausdauer. Und HATE stehen vor allen Dingen für eins: HATE. Das nach langen Jahren harter Arbeit allseits bekannte polnische Abrisskommando zählt, wenn man so will, zur Ü-Ei-Fraktion im Black/Death Metal - denn die Überraschungen finden sich zumeist in jedem siebten Ei bzw. Album. Insofern ist die Besprechung eines neuen HATE-Albums manchmal eine kleine Herausforderung - und doch freut man sich alle zwei bis drei Jahre darüber, wenn ein neuer Akt der Gewalt ins Haus steht und den tristen Alltag mit frischer dunkler Energie erhellt. So auch im Falle von "Rugia", dem nunmehr zwölften Langspieler von ATF Sinner und Co.

"Rugia", dessen Titel den historischen Namen der Insel Rügen (hier beschrieben als "heiliger Wallfahrtsort für das heidnische slawische Volk [und] das Herz des westslawischen Glaubens") wiedergibt, beschäftigt sich einmal mehr mit der slawischen Geschichte und Mythologie und versteht sich auch in dieser Hinsicht als stringenter Nachfolger von "Auric Gates Of Veles". Wie beim 2019er Dreher ist das Artwork schwarz wie die Seele der sich dahinter verbergenden Musik und die kompositorische Kompromissbereitschaft der Polen bewegt sich einmal mehr nur wenige Mikrometer oberhalb der schwarzen Null. Wie schon angedeutet, konzentrieren sich die songwriterischen Evolutionsschritte auf die Details wie bspw. die etwas melodischer herausgearbeiteten Leads und Soli, die einem Song wie "Saturnus" trotz aller Unbeugsamkeit und Härte einen dezent eingängigen Touch verleihen.

Während die überwiegende Musik auf dem bekannten Black/Death-Plateau spielt und die Schwerpunkte dabei nur marginal variiert werden, sorgt das schwellbrüstige Klein-Epos "Sun Of Extinction" kurz vor Torschluss noch für eine verhältnismäßige Überraschung - für mich der klare Anspieltipp der Platte! Neuzugang Nar-Sil, der den leider ausgeschiedenen Highspeed-Drummer Pavulon beerbt, bringt mit seinem Stil natürlich eine neue Note ins Spiel, fügt sich aber unterm Strich wie aus einem Guss in den auralen Kosmos von HATE.

Auch beim Sound muss man etwas genauer hinhören, um die Veränderungen gegenüber "Auric Gates Of Veles" zu identifizieren. Im direkten Vergleich haut "Rugia" ein wenig derber in die Kauleiste und bringt einen wärmeren und massiveren Gitarrensound mit, aber sonst bleibt alles beim Alten und das ist auch gut so. Denn wie heißt es so schön? "Never change a winning team" - und so wahr die Wiesławski-Brüder schon beim Vorgänger ausgezeichnete Arbeit geleistet haben, ist es nicht mehr als gerechtfertigt, auf diesem soliden Fundament aufzusetzen.

Insofern machen HATE unterm Strich alles richtig und werden auch mit "Rugia" keinen Fan, Szenegänger oder Krachsympathisanten enttäuschen. Zwar mag man zuweilen die dünn gesäten Überraschungsmomente der Truppe bemängeln, doch freut man sich auf der anderen Seite darüber, dass es noch Bands gibt, auf die man sich einfach immer verlassen kann und die zur Stelle sind, wenn man mal wieder eine zünftige Gehörgangsmassage braucht. Bands, die innerhalb eines gut ausgebauten Kosmos immer funktionieren, die stetig an ihren Details feilen und ihre Fans nicht mit halbgaren Experimenten irritieren. Für all das stehen HATE und anders kann und will ich mir dieses schwarzmetallische Perpetuum Mobile nicht vorstellen. Weiter so!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (12.10.2021)

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