VARIUS - Concordance

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VÖ: 05.11.2021
Bandinfo: VARIUS
Genre: Melodic Death Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Mir träumte, Kanada, genauer Quebec, sei meine Sehnsuchtsdestination. Nicht nur, dass VARIUS ihre Wurzeln dort haben, sie supporteten BEYOND CREATION, also meinen Ritterschlag haben sie. „Concordance“ ist nach 2017 bzw. 2019 die dritte EP dieser Haudegen. Das Besondere an „Concordance“ ist wohl, dass jedes Bandmitglied einen Track beisteuerte, wobei die jeweils anderen Kollegen ihre Ideen einbrachten. Da ist es allemal von Vorteil, dass der Sänger von VARIUS, Joey Scaringi, in seinem Brotjob sein Geld als Radio-Moderator verdient, wobei es wohl niemand abwegig finden würde, wenn Joey seinen Musikgeschmack unter die Leute bringt.

Bereits während der ersten Nummer, „Golden Crown“, wurde mir gewahr, dass das genau der Sound ist, den ich mit meiner Band einst kreieren wollte. Wir waren jung und brauchten das Geld. Hier wurde das Rad nicht neu erfunden, sondern auf Bestehendes zurückgegriffen. Adaptierung heißt das glaub ich, neuhochdeutsch. Die Eingängigkeit ist nicht zu überhören.

Concordance Of The Legionfall“ widmet sich dem alten Twist zwischen Gut und Böse, beeinflusst durch das Computerspiel „World of Warcraft“. Im Grunde kein schlechtes Lied, wiederum ist es der Text, der Fragen aufwirft. Die ersten beiden Zeilen lauten:

„Mannoroth, Baphomet, Damballa, Eurynomos
 Abaddon, Beherit, Diavolo, Samael…“

Diese Familien-Aufstellung an Dämonen, gefallenen Engeln, etc. aus Mythologie und Computerspielen brächte ich nicht unter einen Hut.

Lament Of Dissonance“: Es geht um das Scheitern. Als gelernte und gelebte Österreicher*innen können wir hiermit nicht wenig anfangen. Musikalisch ist hier nicht viel zu besprechen, ausgenommen das Outro ab etwa Minute 4:00. Keine Ahnung, welche Funktion es erfüllt. Ist es der Versuch, irgendwie einen Bruch, einen progressiven Ansatz einzuflechten? Der Sinn eröffnet sich mir hierbei nicht.

Gut Shoveler“ ist das beste Lied dieser EP. IRON MAIDEN meets BLACK SABBATH, ja, kann man machen, vor allem, wenn es gelungen ist, wie eben VARIUS. Schwere Riffs, die trotzdem melodiös die Gehörgänge neu wuchten und über Nervenbahnen bis ins Hörzentrum vordringen: Alles richtiggemacht. Kleiner Wermutstropfen, ein feines Solo, muss ja nicht die Gitarre sein, hätte sein dürfen. 

Moment: Wenn Bands Texte und Lied-Genesen zur Promo mitbringen, ist der gediegene Metal-Rezensent sehr erfreut. Hier beißt sich die Katze allerdings in den Schwanz. Der Text solle, laut Pressetext, eine postapokalyptische Welt darstellen, in der Kannibalismus auf dem Speiseplan stehe. Warum ist dann der gute, alte Hannibal Lecter der zitierte Protagonist und was soll mir hier eigentlich mitgeteilt werden und warum?

Der, sagen wir mal, Bonus-Track, der bereits 2019 veröffentlicht wurde, „P.I.S.S.“ - ich nehme an, Urologen schreiben Peace so - ist ebenfalls ein Lied, bei dem alles passt. Technisch nicht zu anspruchsvoll, mit groovigen Gitarren, einem Schlagzeug, das gut austariert ist und der Gesang, der meiner Meinung, manchmal etwas die Spur wechseln könnte, ist stimmig. Mit dem Video stellen VARIUS unter Beweis, dass Todes-Metal eine Ernst zu nehmende Sache ist, man selbst sollte das jedoch nicht auf sich beziehen.

Abschließend sei angemerkt, dass nach drei EPs eine LP angesagt wäre, um zu hören, wie die Band das hinkriegt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (01.11.2021)

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