ISCURON - The Nothing Has Defeated Atreyu

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VÖ: 11.01.2021
Bandinfo: ISCURON
Genre: Melodic Black Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt noch Musiker, die die nötige Kreativität aufweisen, sich eines angestaubten Genres anzunehmen und über die geeigneten Methoden verfügen, diese auf Hochglanz zu polieren. Um das Risiko zu minimieren, dass solche Vertreter von der von ihnen anvisierten Zielgruppe unentdeckt bleiben, schieben nicht wenige Musikredakteure freiwillig Überstunden. STORMBRINGER - The Austrian Gem Diggerzine (Profis in den Disziplinen "Selbstliebe" und "Wortschöpfung") nehmen sogar Karōshi (jap. 過労死, Tod durch Stress, oft Herzinfarkt oder Apoplex) billigend in Kauf, wenn dies dazu beiträgt, unsere ergrauende Welt zu einem musikalischeren Ort zu machen und wertvollen Klangerzeugern zu ihrem Recht zu verhelfen, abgefeiert zu werden.

ISCURON ist ein Einmannprojekt aus Italien, das ein Päckchen "The Nothing Has Defeated Atreyu" abliefert, welches als Nebenwirkung zuckende Unterlippe und freudentränenschwangere Augen hervorruft. Es gab zwar bereits unzählige Versuche diverser Künstler, ihrem eigenen reglosen schwarzmetallischen Frankenstein mit elektrischen Impulsen neues Leben einzuhauchen und diesen zu mobilisieren, aber keins dieser Experimente konnte zumindest mich in Verzückung versetzen: Fast immer war das Ergebnis zu verschachtelt und sperrig, oder eins der beiden fusionierten Genres war zu dominant. ISCURON scheint im Gegensatz zu anderen schwarzmetallischen Batterienlutschern die Rezeptur gefunden zu haben, sein Ungetüm siegreich auf die Hörerschaft zu hetzten.

"The Silent Storm" - Ein herzerwärmender Einstieg. Eine warme Melodie trägt den Hörer an einen mysteriösen Ort, bevor die ersten elektronischen Elemente wie Zylonen hinter dem Gebüsch aufsteigen. Nach fast eineinhalb Minuten ertönen endlose Maschinengewehrsalven.

"Princess Of A Dead Land" - Beginnt süßlich und zart liebkosend, nur um plötzlich seine Beute in die Welt hinter den Spiegeln zu zerren. Einlullender Singsang und die Lyrics sind so simpel wie ergreifend. 

"Mighty Winter Night" - Nach zwei hervorragenden Songs sollte die Magie langsam schwächeln, aber ISCURON hält dagegen. Hier wird so lange durch das magische Unterholz gehetzt, bis kurze, griffige Refrains einsetzten, aber eine echte Verschnaufpause wird einem nicht gewährt.

"Everlasting Realm" - Beginnt mit einer Mischung aus MANTUS und MEMBERS OF MAYDAY, aber die Angst vor zuviel Elektronik hat keine Zeit aufzusteigen. Nach wenigen Sekunden wird der Märchenwald weiter brutal niedergemäht.

"The Nothing Has Defeated Atreyu" - Auch hier ist vor allem die Einleitung elektronisch, aber diesmal bleibt das Elektrogewitter im Hintergrund präsent.

"Caterina 1667" - Ein ganz fantastischer Song, welcher den Hörer zwingt, breitschwertschwingend die Tanzfläche zu betreten. Augen zu - alle totmetzeln und dabei eine gute Zeit haben (Schneuzt mir bitte nicht den Bildschirm voll - man nennt es "Metapher").

"In The Darkness" - Wenn ohnehin gute Alben mit den zwei stärksten Songs enden, zeichnet sich am Horizont die Endlosschleife ab. Mit dem letzten Song kombiniert ISCURON die euphorisierende Macht des Black Metals mit der von vorzüglichem Dark Metal erzeugten Melancholie.

"The Nothing Has Defeated Atreyu" ist ein Trip geworden, der sich gewaschen hat. Könnte zwar auch Fans ganz früher SAMSAS TRAUM und STOLEN BABIES oder OLD NICK gefallen, aber ISCURON hat sein eigenes Gebiet nicht nur erschlossen, sondern garantiert mit "The Nothing Has Defeated Atreyu" auch, dass Italia weiter bella bleibt. Grazie!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (04.12.2021)

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