CORONATUS - Atmosphere

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VÖ: 03.12.2021
Bandinfo: CORONATUS
Genre: Gothic Metal
Label: Massacre Records
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Lineup  |  Trackliste

CORONATUS steigen mit ihrem neuen Werk „Atmosphere“ in den Club der zweistelligen Veröffentlichungszahlen auf, denn es ist bereits das zehnte Album, das die seit '99 aktive Formation aus Stuttgart in die Regale wuchtet. Wie immer wurde die Band bis auf Drummer Mats und Violinistin Kristina komplett umgebaut, was ein weiteres Mal keine allzu großen Hoffnungen auf Kontinuität in irgendeiner Form schürt. Zumindest thematisch sind sich CORONATUS mit dem übergreifenden Thema Naturmystik treu geblieben, wenngleich auch dieses Mal mehr die atmosphärischen Phänomene und Vorgänge die damit zusammenhängen im Vordergrund stehen.

Die Unstetigkeit, die sich seit jeher durch die Bandgeschichte von CORONATUS zieht, zeigt sich dann auch wieder im Album selbst, das stilistisch durch ein breites Feld mäandert, ohne sich wirklich schlüssig festzulegen. Im weitesten Sinne bewegen sich die Stuttgarter aber wieder im Symphonischen Universum, zwischen verträumter EDENBRIDGE-Stilistik und opulenten NIGHTWISH-Anleihen. Dabei lebt das Album über weite Strecken vom stimmlichen Kontrast der beiden Sängerinnen Moni Francis (Alt) und Leni Eitrich (Sopran), die sich bisweilen mit Rockröhre und Operngesang schön ergänzen, aber an manchen Stellen auch zehennägelaufrollend beißen.

Nach einem verspielten Intro beginnt „Justice In The Sky“ dramatisch und liefert als solider Symponic-Song einen passenden Einstieg in das Album. „To The Gods Of Wind & Sun“ kopiert dann aber schon so schamlos NIGHTWISH aus der „Wishmaster“-Ära, dass man fast im Boden versinken möchte und kann dabei auch die Klasse der Finnen nicht ansatzweise erreichen. Das etwas ruppigere „Firedance“ lässt kurz aufhorchen aber bietet dann unterm Strich zu wenig Höhepunkte um sich wirklich längerfristig im Gehörgang festzusetzen. Auch die Powerballade „The Distance“ agiert eher mit angezogener Handbremse, ehe der tatsächliche NIGHTWISH-Tribute „Williway“ aus den Boxen erschallt und für ein angenehmes Hörerlebnis sorgt – das Songwriting der Finnen haben CORONATUS definitiv drauf, an der effektiven Umsetzung, beziehungsweise den Feinheiten wie der schlüssigen Platzierung von Tempowechseln und den griffigen Harmonien hapert es noch etwas.

Das zeigt sich auch im anschließenden „Time Of The Raven“, das wieder einmal den soliden Symphonic-Song mit schöner Struktur gibt, aber trotz seiner unüberhörbaren Referenzen zum finnischen Genreflaggschiff nicht so recht hängen bleiben will. „The Swarm“ rückt wieder ein wenig in die folkigere Schiene und serviert dazu recht kerniges Riffing, aber rauscht höhepunktsarm durch seine ca. vier Minuten Spielzeit, genau wie „Keeper Of Souls“, das mit markigem Bass-Intro und durchgängig hohem Tempo auflockert, aber sich auch nicht wirklich festbeißen kann. Der beste Song der Platte ist dann (neben dem Finnen-Tribute) tatsächlich der stilistisch komplett aus dem Rahmen fallende Rausschmeißer „Big City Life“, der mit cineastischem Jazz/Soul-Vibe überrascht und vor allem mit seiner großartigen stimmlichen Leistung von Moni Francis überzeugen kann und so ein leicht laszives Agentenfilm-Feeling verbreitet.

Wie immer, muss man schon fast sagen, regieren bei CORONATUS Licht und Schatten. Durch das nie stabile Lineup schlingern die langdienenden Stuttgarter auch mit „Atmosphere“ einmal mehr durch die melodisch-symphonischen Stilrichtungen, ohne große Akzente oder Höhepunkte setzen zu können. Dass ausgerechnet ein Tribute und ein komplett genrefremder Song die Highlights des Albums markieren, spricht Bände. Abgesehen davon servieren CORONATUS aber durchaus hochwertige Symphonic-Kost, die sich aber leider zum großen Teil das Prädikat „Füller“ gefallen lassen muss. Das kann man alles zwischendurch hören, aber längerfristig verschwindet „Atmosphere“ in der Versenkung.

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (03.12.2021)

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