THE MIST FROM THE MOUNTAINS - Monumental - The Temple Of Twilight

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VÖ: 28.01.2022
Bandinfo: THE MIST FROM THE MOUNTAINS
Genre: Melodic Black Metal
Label: Primitive Reaction
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Lineup  |  Trackliste

Auch meine zweite Besprechung eines Albums aus dem gerade beginnenden neuen Jahr kommt aus der Black-Metal-Schublade. Eher zufällig in einen Promosong reingehört, wusste ich direkt nach dem Genuss dieses Stückes, THE MIST FROM THE MOUNTAIN sind wirklich geiler Scheiß!

Erst 2020 irgendwo im finnischen Nirgendwo gegründet, erscheint Ende Januar nach zwei vorab in 2021 veröffentlichten Singles nun bereits das TMFTM Full Lenght Debüt. Und, da lege ich mich schon jetzt fest, die Scheibe wird mir bis zum Jahresende (und sicher auch darüber hinaus) in Erinnerung bleiben.

Die fünf Herren aus dem Land der 1000 Seen stehen mit ihrem Sound für den melodischen, naturverbundenen Black Metal aus der zweiten Hälfte der für das Schwarzwurzel-Genre glorreichen Neunziger. Große Namen wie BORKNAGAR, NAGLFAR und SIEBENBÜRGEN tauchen beim Hören von "Monumental - The Temple Of Twilight" aus der Versenkung auf, genauso wie die Erinnerung an weniger bekannte, jedoch mindestens ebenso hochwertige Vertreter der melodiösen Spielart des Black Metal: KVIST, VARGAVINTER, CATAMENIA, DAWN, VINTERLAND...

Das Album startet mit "Emyprean Fields". Und nach zehn, fünfzehn Sekunden des akustischen Intros war ich erst mal ziemlich verdutzt. 'Das kennst du doch', schoss es mir durch den Kopf. Etwas Recherche, ein wenig Kramen in den alten 90er Scheiben... Und Tata! Gefunden! Die bewusste Stelle im Opener von THE MIST FROM THE MOUTAINS erinnert doch frappierend an das Intro der IN FLAMES Nummer "Gyroscope" vom "Whoracle" Album (1997). Der zeitliche Horizont der Inspiration stimmt auch hier, nur das wir mal eben in der Melodeath-Schublade gelandet sind. Aber das ist durchaus richtig so, denn:

Sobald nach der Einleitung in "Emyprean Fields" die verzerrten Gitarren einsetzen und sich der druckvolle Sound von Bass und Schlagzeug dazu gesellt, untermalt von diesem atmosphärischen Keyboard-Teppich, meint man beim Hören unwillkürlich die schwarzmetallische Zwillingsschwester der BELZEBUBS vor sich zu haben. Was ich in keiner Weise negativ meine, denn wie mein Kollege Lord Seriousface in seiner Rezension zu "Pantheon Of The Nightside Gods", halte ich die im melodischen angeschwärzten Death Metal beheimateten Landsleute von TMFTM für eine ernstzunehmende Kapelle, die auf ihrem Debüt exzellente Tonkunst zelebriert. Nur dass es sich im vorliegenden Fall genau andersherum verhält - der Nebel aus den Bergen steigt in einem dezent todesverbleiten Schwarzmetall-Gewand in die finnischen Täler hinab.

Bei genauerem Hinhören schieben sich natürlich die Black Metal Elemente in den Vordergrund. Die wunderbar oldschool flirrenden, äußerst melodischen Gitarren, der extrem variable Krächzgesang und die erzeugte wohlige Atmosphäre mit ganz viel 90s Spirit lassen den Hörer sich unweigerlich in die Musik von THE MIST FROM THE MOUNTAINS verlieben und in die gute alte Zeit zurückversetzen.

Das BELZEBUBS Gefühl bleibt auch im zweiten Stück erhalten, während "Thus Spake the Tongueless Serpent" im atmosphärischen Mittelteil erneut unverkennbare IN FLAMES Reminiszenzen aufweist, die aber hervorragend zum gesamtheitlichen Klangkonzept von TMFTM passen.

Das pfeilschnelle, aber dennoch immer kontrolliert voran preschende "Master Of Wilderness" versprüht den Charme der ersten beiden DIMMU BORGIR Alben ("For All Tid" (1996) und "Stormblåst" (1996)), noch ohne den theatralischen Bombast von "Enthrone Darkness Triumphant" & Co. aber dafür mit ganz viel nordischer Schwarzmetall-Attitüde.

Der große Pluspunkt, bei aller Verneigung vor vergangenen skandinavischen Glanztaten, ist der ausgezeichnete, druckvolle und zeitgemäße Sound von "Monumental - The Temple Of Twilight". Denn wo die grandiosen Scheiben von KVIST ("For kunsten maa vi evig vike" (1996)) oder ARCKANUM ("Kostogher" (1997)) leider an einer dürftigen Produktion krankten, ist das Debüt von TMFTM technisch über jeden Zweifel auch. Das Gleiche gilt aber auch für die spielerische Klasse des Quintetts und die songschreiberischen Qualitäten. Das Gespür für großen Melodien, spannende Arrangements und die Integration des Geistes der großen Vorbilder in die Musik des Hier und Jetzt lassen sich definitiv nicht abstreiten. 

Das zeigt sich unter anderem in "After God", dem Albumcloser, der, wenn man so will, BORKNAGAR-inspirierten, aber dennoch extrem eigenständigen, rauen Klargesang enthält und zudem mit zart-melancholischen Akustikparts aufwartet.

Fazit:

THE MIST FROM THE MOUNTAINS haben auf ihrem Debüt sechs Tracks geschaffen, die in jeder Sekunde den Geruch des Goldenen Black Metal Jahrzehnts versprühen. Jeder Song fühlt sich vertraut an, und doch ist das Bekannte (bis auf die IN FLAMES Intro-Geschichte) eher ein unbestimmtes Gefühl. Ja - die Scheibe erinnert immer wieder an die eingangs genannten Bands, aber THFTM kopieren diese nicht sondern integrieren den Sound der Altvorderen in ihre eigene Klangwelt. Herausgekommen ist dabei ein Album, dass von der ersten bis zur letzten Minute zu begeistern weiß und auch nach etlichen Durchläufen nichts von seinem Zauber verliert. Jeder, der mit melodischem Black Metal etwas anfangen kann, sollte "Monumental - The Temple Of Twilight" unbedingt antesten, denn für mich haben wir es hier bereits mit einem sehr frühen Jahres-Highlight für 2022 zu tun. Ich bin mir sicher, dass wir von THE MIST FROM THE MOUNTAINS auch in Zukunft noch eine ganze Menge erwarten können.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (20.01.2022)

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