KISSIN' DYNAMITE - Not The End Of The Road

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VÖ: 21.01.2022
Bandinfo: KISSIN' DYNAMITE
Genre: Heavy Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Deutschland's Vorzeige-Band in Sachen zeitgemäße Interpretation diverser 80er-Sounds ist zurück. Dass die Schwaben nicht nur live abliefern, sondern auch arrivierte Musikproduzenten sind (Südland Music) ist hinlänglich bekannt. Sogar zum Vorwurf hatte man es ihnen gemacht, unter anderem weil sie der Elephant Music-Hitschmiede entsprießen, und Hannes Braun bereits für einen HANSI HINTERSEER komponiert hat. Dass sich notorische Betonschädl-Metaller mit Scheuklappen-Syndrom ohnehin den Klängen der Süddeutschen verweigern, soll alle die aus Symphatie für die Band bis hierher gelesen haben aber nicht weiter tangieren.

Auf dem programmatisch betitelten "Not The End Of The Road" (Gründungsmitglied und somit Ur-Drummer Andi Schnitzer hatte die Band nach dem letzten Longplayer "Ecstasy" im Guten verlassen) schaffen es KISSIN' DYNAMITE wieder mit einer ausgewogenen Mischung aus Bewährtem und Weiterentwicklung zu punkten. Wer dachte, nach dem Wechsel zu Napalm Records stimmen Jim Müller und André Braun die Gitarren runter, und Neuzugang Sebastian Berger gibt Blastbeats statt 4-to-the-floor den Vorzug, wird wohl enttäuscht. Vielmehr schämt man sich weiterhin nicht, auch mal in Richtung Mainstream zu schielen. Nebenbei sei erwähnt, dass die Eisenerzer Plattenfirma - seit einigen Jahren ein bedeutender Player im Heavy-Bereich - schon lange nicht mehr nur auf Knüppel-aus-dem-Sack-Acts setzt.

Schaut man sich Heft-/Blog-/Zine-übergreifend Bewertungen des Oeuvres von "K.D." an, erhält man den Eindruck, es mit einer zu 4/5 - also eh bei Weitem überwiegend - geilen Truppe zu tun zu haben. Das ist nicht in Bezug auf die Bandmitglieder gemeint, sondern darauf, dass sich sehr viele Ratings im Bereich 8 von 10; 80 von 100%; 5 von 7; etc. - oder wie bei Stormbringer.at üblich - im Bereich 4 von 5 möglichen Punkten einpendeln.

Um die Überraschung vorweg zu nehmen: Das ist auch bei "NTEOTR" der Fall. Nicht weiter schlimm eigentlich, da eben die meisten der 12 Songs wirklich sehr stark ausgefallen sind. Gleich das erste 4er-Pack kommt so richtig satt rüber. Selbst das sehr stromlinienförmig komponierte "Good Life" wirkt nicht platt, sondern in seiner hymnischen Machart sehr symphatisch. "Yoko Ono" ist dann leider ein kleiner Ausreißer nach unten. Sicher, die Lyrics sind immer noch einen ganzen Burj Khalifa über den Absonderungen von STEEL PANTHER anzusiedeln, aber die Umsetzung des "meine Alte ist der Gottseibeiuns"-Themas auf Kosten der streitbaren LENNON-Witwe wirkt eher bemüht als witzig. Mit "Coming Home" empfiehlt sich das Quintett gar für den nächsten TV-Schlagerabend. Das ist nicht abwertend gemeint, zumal der Text ganz gut ist, aber insgesamt handelt es sich doch um sauerstoffarme Kost. Zu Gute halten muss man Goldkehle Hannes, dass auch bei den seichteren Stücken wie "Gone For Good" die Texte nie platt wirken. Auch die latente Gesellschaftskritik in so manchen Lyrics (z.B. "All For A Halleluja") sind eine Facette im Schaffen von KISSIN' DYNAMITE, welche immer wieder durchschimmert, und beweist dass Hirn und Eier einander nicht ausschließen. Bei den abschließenden Tracks ("Defeat It" fetzt nicht zuletzt dank originellen Arrangements) zeigt die Formkurve wieder steil nach oben, und gerade "Scars" zeigt, dass die Jungs lässige Middle-of-the-Road-Mucke durchaus beherrschen.

Vielleicht klappt es beim nächsten Mal mit einem "100 %-er".



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sandy (25.01.2022)

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