BATTLE BEAST - Circus Of Doom

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VÖ: 21.01.2022
Bandinfo: BATTLE BEAST
Genre: Heavy Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Wir brauchen dringend ein neues Genre – Disco Metal! Irgendwie ist es in den vergangenen Jahren en vogue geworden, kantige Stromgitarrenklänge mit pumpenden Discobeats zu mischen und dann noch eine Ladung Fanfarenkitsch darüberzukippen. Das mag in einzelnen Fun-Songs zur Auflockerung extrem gut funktionieren – aber auf Albumlänge ausgedehnt wird die Chose dann doch schon etwas zäh. Genau das ist es nämlich, was den Hörer auf dem neuen BATTLE BEAST-Album erwartet – 40 Minuten kitschklebende Metaldisco mit schamlos eingängigen Songs, die sogar Schlagerfreude ins Stromgitarrenlager wechseln lassen würden.

Dabei wähnt man beim dramatischen, satt abgemischten Opener „Circus Of Doom“ noch, dass BATTLE BEAST eine richtige Granate von Album zünden könnten, mit grummelnden Gitarren und einem erneut in Höchstform agierenden menschlichen Brüllwürfel Noore Louhimo – dann biegt ein erschreckend belangloser Refrain um die Ecke, der die kantigen Strophen ihrer Wirkung beraubt. Gleich der nächste Song, der klassische BATTLE BEAST-Slasher „Wings Of Light“ mit dieser gewissen finnisch-symphonischen Note in den Strophen, wie sie nicht nur Tuomas Holopainen zu „Imaginarium“-Zeiten rauf und runter songwritete, bietet zwar genau null Überraschung, aber funktioniert und geht vom Fleck weg ins Ohr. Einzig die extremstens schmalzige Bridge sorgt für ein wenig Schamesröte im Gesicht des Rezensenten...

Irgendwie hat man dann im Verlaufe des Albums alles schon einmal in irgend einer Form gehört, auch das schleppend-dramatische „Where Angels Fear To Fly“, die obligatorische Stadionrock-Ballade agiert da eher mit angezogener Handbremse. Zumindest Gesanglich sind BATTLE BEAST weiterhin über jeglichen Zweifel erhaben – Nooras extrem variantenreiche Stimme, die von sanft-poppigen Passagen über die entfesselte Rockröhre bis hin zu sägenden Screams so gut wie alles druckvoll intonieren kann, was sie in „Russian Roulette“ auch mit Freuden zeigt, hilft dem Hörer über viel Songwriting-Schwächen hinweg.

Ein galoppierender Uptempo-Melodicmetalsong wie „Freedom“ ist dann aber irgendwie schon ein bisschen zu viel des Guten – man fühlt sich, obwohl die Doublebass kräftig böllert, im Verlaufe des Albums ein wenig zurückgelassen. „The Road To Avalon“ treibt den Discobeat dann auf die Spitze – der Song wabert in eintönigen Wellen dahin, ohne irgendwelche Höhepunkte. Da ist das in den Strophen wieder schwerstens an NIGHTWISH angelehnte „Armageddon“ („Storytime“ und eine aggressivere Version Anette Olzon lugen um die Ecke) fast eine Wohltat – wenn nicht der Refrain einfach sang- und klanglos untergehen würde. Aber dafür hat's zumindest wieder ein Gitarrensolo. Zum Abschluss gibt es noch eine Prise ultrabreite Fanfaren in „Place That We Call Home“ – auch irgendwie gut der Song, aber hängen bleibt unterm Strich doch wieder kaum etwas.

Tja nun. Es ist schwierig zu erklären, woran „Circus Of Doom“ nun wirklich krankt. Es ist herrlich eingängig und überdreht, das Songwriting mit äußerst exakter Hand auf Ohrwurmfaktor gebürstet, handwerklich dabei extrem gut gemacht und auch trotz überbordendem Einsatz von Symphonik anständig und mit ausreichend Schub produziert – aber der ausgelassene Partyfaktor, auf den man insgeheim wartet, will sich irgendwie nicht einstellen. Trotz Kitsch und Pomp deluxe ist es kein Album, an dem man sich als harter Metalhead gerne im Geheimen erquickt, einem, vom Kumpel dabei ertappt, zwar die Schamesröte ins Gesicht steigt, aber man das Teil danach mit fünf Promille gemeinsam abfeiert. BATTLE BEAST haben sich ihr selbstgeschneidertes Genrekorsett vielleicht doch ein bisschen zu eng geschnürt.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (20.01.2022)

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