AMORPHIS - Halo

Artikel-Bild
VÖ: 11.02.2022
Bandinfo: AMORPHIS
Genre: Melodic Death Metal
Label: Atomic Fire Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Die Finnen von AMORPHIS sind bereits bei ihrem 14. (!) Studioalbum angekommen und noch immer machen sich keine Ermüdungserscheinungen bei dem Sextett rund um Sänger Tomi Joutsen breit. Kennzeichnend für die schon mehr als 30 Jahre aktive Formation waren über die Jahre zunehmend die epischen Arrangements, die ein feines Gleichgewicht zwischen ergreifenden Melodien und aggressiven Passagen fanden und jene Trademarks mit Elementen aus dem finnischen Nationalepos „Kalevala“ verwoben. Auch auf dem vorliegenden neuen Vollrund „Halo“ tauchen AMORPHIS ein weiteres Mal in tief in die finnischen Mythen ein und kleiden die eindringlichen, zugleich melancholischen wie hoffnungsvollen Themen in ein mitreißendes Tongewand.

Das beginnt bereits bei dem dramatischen Opener „Northwards“, der mit großem Spannungsbogen und epischen Chorpassagen einen opulenten Auftakt bietet – die hier zur Schau gestellte symphonische Schlagseite, die an den breitwandigen Vorgänger „Queen Of Time“ anknüpft, wird jedoch im Verlaufe des Albums deutlich weniger präsent ausgearbeitet. Das entschlackt den Sound von AMORPHIS wieder ein wenig, lässt der Härte mehr Raum und kehrt die packenden Melodien, die die Finnen in das Album eingegliedert haben, nur umso mehr hervor. Am besten merkt man das wohl bei dem von einer zwingenden Hookline getragenen „On The Dark Waters“, das zwischen den von tiefem Geknurre getragenen Strophen einen dergestalt packenden Clean-Refrain setzt, dass man sich der Magie dieses Titels nur schwer wieder entziehen kann.

In ein ähnliches Horn stoßen auch „A New Land“, welches unkitschigen Frauengesang eingliedert, der extrem gut mit Joutsens Cleangesang harmoniert, sowie das in den Strophen etwas kantiger agiernde „Seven Roads Come Together“. Egal ob melancholisch-melodisch („The Moon“), breitwandig und abwechslungsreich („War“) oder dumpf und grollend, getragen von aggessivem Riffing wie in „The Wolf“ (welches überdies noch mit geradezu sakraler Bridge überrascht), meistern AMORPHIS alle Songwriting-Klippen und liefern ein homogenes und doch ansprechend abwechslungsreiches Album ab, bei dem man sich aufgrund des gebotenen, extrem hohen Niveaus kaum einzelne Titel besonders herauspicken kann. Selbst gezügelte und tempotechnisch gemäßigtere Songs wie „Windmane“, dessen klagende Vocals tief in die Seele stechen, entfalten ihre Magie schon bei den ersten Hördurchläufen und ach der Abschluss des Albums, die gefühlvolle Ballade „My Name Is Night“, in der noch einmal auf Frauengesang zurückgegriffen wird, vermag es noch einmal ein Glanzlicht zu setzen.

Manche Rezensenten werfen mit Höchstnoten nur so um sich und zücken sie quasi bei jedem Album, welches einen gewissen Standard beinhaltet. Die höchstmögliche vergebbare Anzahl an Punkten sollte jedoch für Alben reserviert sein, die einen in ihr eigenes Universum entführen, berühren und nachhaltig beeindrucken. Der Verfasser dieser Zeilen kann in seiner gesamten Stormbringer-Karriere noch immer alle jemals mit von ihm mit fünf Punkten bedachten Alben an den Händen abzählen – nun gehören auch AMORPHIS in diesen illustren Kreis. Mit „Halo“ gelingt den Finnen ein von vorne bis hinten perfektes Album, das keinerlei Kritikpunkte offenbart und tiefen Eindruck hinterlässt. Die Trilogie, die AMORPHIS mit „Under The Red Cloud“ begonnen und mit dem nahezu perfekten „Queen Of Time“ fortgesetzt haben, erfährt nun mit „Halo“ ein würdiges Finale musikalischer Großartigkeit.

Danke, AMORPHIS, daran wird dieses kleine, unwürdige Würmchen von Schreiberling noch lange zehren...

Weitere Stimmen zu diesem Überalbum findet ihr in unserer Gruppenhuldigung – sprich Gangbang-Review...



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (04.02.2022)

ANZEIGE
ANZEIGE