END OF HORIZONS - Unleash The Force

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VÖ: 18.08.2021
Bandinfo: END OF HORIZONS
Genre: Heavy Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Das Wacken Open Air gilt nicht nur als eines der renommiertesten Festivals der weltweiten Metal-Szene, sondern fungierte auch schon als Geburtsort so mancher inspirierter Schwermetall-Kombo. So begab es sich auf dem WOA 2012, dass sich eine Band aus Mildstedt (Schleswig-Holstein) aus einer Bierlaune heraus formierte, um klassischen Metal der 1980er- und 1990er-Jahre zu zelebrieren. Zunächst unter dem Namen EVENT HORIZON firmierend, benannte sich die vierköpfige Truppe im Jahr 2019 in END OF HORIZONS um.

Nachdem 2017 das Album „Time Bandits“ das Licht der Welt erblickt hatte – damals noch als EVENT HORIZON –, hat die Band nachgelegt und präsentiert mit „Unleash The Force“ ihr Debütalbum unter dem Namen END OF HORIZONS. Das Werk, das aus eigener Produktion stammt, beinhaltet zwölf Songs inklusive „Zahltag“, einer deutschsprachigen Version des 2017 auf „Time Bandits“ erschienenen Songs „Payback“. Auffällig ist zunächst das durchaus beeindruckende Cover-Artwork, das meine Erwartungshaltung nicht gerade gedämpft hat.

Musikalisch lässt sich die Langrille tatsächlich als ein inspiriertes Gemisch aus klassischen Stilen wie Heavy Metal und Power Metal deklarieren, wobei auch rockige und progressive Einflüsse nicht zu kurz kommen. Nein, in eine einschlägige Genre-Schublade lässt sich die Band nicht stecken. Thematisch geht es um aktuelle Phänomene, aber auch um nordische Mythologie und martialische Attitüden – auch hier findet sich kaum eine klassifizierende Schablone, wodurch der Verdacht musikalischer Einseitigkeit gar nicht erst aufkommt.

Qualitativ sehe ich die Scheibe jedenfalls solide aufgestellt, d. h. mangelndes Engagement und Herzblut kann man den vier Nordlichtern nicht vorwerfen. Das fängt schon beim Opener „Solnedgang“ (dänisch für „Sonnenuntergang“) an, der moderat beginnt, dann aber im Stil der frühen HELLOWEEN-Erzeugnisse aus sich herausgeht. Kein Hochkaräter, aber ordentlich gemacht. Gleiches gilt für den rau und ungehobelt klingenden Titeltrack, der ein wenig an die Tim „Ripper“ Owens-Ära von JUDAS PRIEST erinnert. Auch mit „Between Heaven And Earth“ wird eine ähnliche Richtung eingeschlagen: Einerseits kann man sich als Hörer an bewährtes Material erinnert fühlen; andererseits gelingt es END OF HORIZONS dennoch, nicht wie eine reine Blaupause etablierter Bands zu wirken.

Definitiv erwähnenswert ist die fünfeinhalbminütige Halbballade „In Shallow Waters“ mit seiner düsteren Atmosphäre, wobei der Gesang hier positiv zu erwähnen ist. Die gitarrenlastige zweite Songhälfte erinnert mich mit ihren Riffs und der Melodik an Klassiker von METALLICA (z. B. „Jump In The Fire“). Meiner bescheidenen Meinung nach der beste Track des Albums. Weiterhin kann ich „The Horde“, das martialisch anmutende „Time To Fight“ sowie das gemäßigte, mit feinen Gitarrensoli garnierte „Infinite Trust“ empfehlen. Das flotte, mit eingängigen Gitarrenläufen gefütterte „Scorching Sun“ geht ebenfalls ohne Umwege ins Ohr. Gelungen ist auch „Turning Tides“ als balladesker, sphärischer Rausschmeißer, auch wenn man aus dem Song mehr hätte rausholen können. Trotzdem Daumen hoch.

Resümierend lässt sich „Unleash The Force“ als positives Werk reflektieren. Die besten Momente vermag ich in den stilleren Parts zu erkennen. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Heiko Storm verfügt über einen gewissen Wiedererkennungswert, auch wenn sein Stimmumfang vergleichsweise begrenzt ist. Dennoch gelingt es ihm, der Musik von END OF HORIZONS seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. Das Songmaterial ist solide geschrieben und arrangiert; der Sound ist für eine Eigenproduktion recht ordentlich. Was letztlich fehlt ist das Besondere, die Widerhaken für die Gehörgänge, also einige wirklich starke Nummern, die die Band definieren. Hier sehe ich die musikalischen Einflüsse hier und da etwas überdosiert; ein wenig mehr END OF HORIZONS und nicht ganz so viel HELLOWEEN, PRIEST oder METALLICA wäre förderlich. Wenn die Band es schafft, ihre kreativen Ansätze auszubauen, dann ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Flack (05.02.2022)

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