THE BIRTHDAY MASSACRE - Fascination

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VÖ: 18.02.2022
Bandinfo: THE BIRTHDAY MASSACRE
Genre: Gothic Rock
Label: Metropolis Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Schwarz, violett, Hasenohren: Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 unter dem Namen IMAGICA ist die kanadische Band THE BIRTHDAY MASSACRE ihrem visuellen Motto treu geblieben. Ähnliches lässt sich über ihren düster angehauchten Synth Rock behaupten, der auch Schnittstellen mit dem Gothic Rock und verschiedenen Dark-Wave-Strömungen aufweist. Zudem ist die Band, die aus Sara „Chibi“ Taylor (Gesang), Michael Rainbow (Gitarre), M. Falcore (Gitarre), Owen Mackinder (Keyboard), Brett „Bat“ Carruthers (Bass) und Philip Elliott (Schlagzeug) besteht, gern gesehener Gast bei einschlägigen Festivals wie dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig oder dem M’era Luna in Hildesheim. Trotz einer soliden und treuen Fan-Base gibt es nicht wenige, die dem „Geburtstagsgemetzel“ attestieren, musikalisch maßlos unterschätzt zu sein.

Mit „Fascination“ haben die Ahornblätter aus Toronto nun ihr neuntes Studioalbum vorgelegt. Schon das Cover-Artwork reiht sich nahtlos in die Historie der Band ein. Der Silberling umfasst neun neue Tracks, die gewohntermaßen – never change a winning team! – mit kurzen, greifbaren Songtiteln ausstaffiert wurden. Schon im Dezember wurde „Dreams Of You“ als Appetizer ausgesandt, eine flotte, mit eingängigen Melodiebögen ausgestattete Nummer, die ohne Umwege die Gehörgänge infiltriert. Ein starker, Keyboard-lastiger Track, dem man allenfalls die unfassbar packende Atmosphäre der 2017er-Single „One“ vom Album „Under Your Spell“ absprechen könnte. Doch das verbuche ich mal unter „Klagen auf hohem Niveau“.

Jedenfalls überzeugt die sechsköpfige Combo zwar mit mehr oder weniger Altbewährtem, ohne aber nur eine Sekunde zu langweilen oder ins Belanglose abzudriften. Genau hier liegt das musikalische Charisma der Band: So wirklich neu klingt das Material nicht; auf Experimente wurde weitgehend verzichtet. Dennoch (oder gerade deswegen?) ist alles grundsolide geschrieben und arrangiert – auf erwähnenswerte Schwachstellen wartet man vergeblich. Hinzu kommen einige echte Perlen wie das ohrwurmverdächtige „Like Fear, Like Love“, das gänsehäutige „Cold Lights“ oder das nicht minder eingängige, bockstarke „Precious Hearts“. Auch „One More Time“ – hier sind Chibi und Rainbow im Duett zu hören – taugt uneingeschränkt als Anspieltipp, was aber ausnahmslos für alle Songs des Albums gilt, welches nicht zuletzt durch die musikalische Geschlossenheit und den TBM-typischen Soundteppich überzeugt. Die Songstrukturen sind relativ simpel gehalten, auch das ist charakteristisch für die Band.

Mit dem atmosphärischen „The End Of All Stories“ – offenbar eine augenzwinkernde Anspielung auf die im letzten Jahr veröffentlichte Coverversion des Klassikers „Never ending Story“ – fällt dann der Vorhang und ich setze meine imaginären Hasenohren wieder ab. Fast 40 Minuten sind wie im Flug vergangen, gerne hätte ich mehr gehört. Doch gemäß dem Sprichwort „lieber Klasse statt Masse“ sind TBM ihrem Stil treu geblieben und haben eine überschaubare Anzahl von Songs zusammengetragen und mit Herz, Kreativität und nicht zuletzt Chibis schöner, klarer Stimme vergoldet.

Nie klang die Band so frisch und gleichermaßen ausgereift wie hier. So ist es wohl nicht abwegig, „Fascination“ mindestens auf dem Niveau der Vorgänger „Superstition“, „Under Your Spell“ und „Diamonds“ anzusiedeln. Mit maximalen Punktevergaben bin ich üblicherweise sehr knauserig – doch hier bleibt mir keine andere Wahl.

Und wer die Band live erleben möchte, der sollte am 22.07.2022 eine Reise nach Leipzig in Erwägung ziehen (Live im Stahlgarten – Open Air).



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Christian Flack (03.03.2022)

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