DARK FUNERAL - We Are The Apokalypse

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VÖ: 18.03.2022
Bandinfo: DARK FUNERAL
Genre: Black Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Sieben Siegel, sieben Kippelemente, vier Reiter und eine Welt, in der ein Zustand von Ordnung und kollektivem Verstand Tag um Tag utopischer erscheint. Sollte eine rebellisch und postpubertär anmutende Titelzeile wie "We Are The Apocalypse" am Ende doch mehr philosophischen als provokativen Gehalt aufweisen? Sollte die Dichtung über besagte Reiter und ihre unerquickliche Botschaft womöglich mehr ein der Menschheit vorgehaltener Spiegel sein als ein trotziger Ausruf von Nonkonformität, für den die Herren von DARK FUNERAL ohnehin schon längt zu alt sein dürften?

Was lange fault, ätzt endlich gut!

Fragen wie diese beantworten weder die Packungsbeilage noch die Texte des siebten Opus der Ineffable Kings of Darkness. Höchstwahrscheinlich sind sie auch nicht mehr als das Hirngespinst eines Schreiberlings, der in der Endzeitdichtung der Schweden den passenden Soundtrack für die beinahe unvermeidliche Resignation im Angesicht des aktuellen Zeitgeschehens gefunden hat. Doch wie auch immer man den jüngsten Langspieler der schwedischen Kultkapelle interpretiert, so werden sicherlich alle diesbezüglichen Meinungsvertreter in einer Sache übereinstimmen: wie schon sein Vorgänger "Where Shadows Forever Reign" hatte auch "We Are The Apocalypse" reichlich Zeit, in den Untiefen der schwedischen Teufelsküche vor sich hin zu gären, um nun mit kompositorischer Urgewalt die Gehörgänge seiner Opfer zu verätzen. Und um mein Fazit vorwegzunehmen, darf ich betonen, dass die Erschaffer des apokalyptischen Drehers einmal mehr alles richtig gemacht haben.

Genau genommen ist "We Are The Apocalypse" seinem gelobten Vorgänger nicht unähnlich - ein wenig verspielter und tiefer in der Vergangenheit grabend, aber im Kern seiner schwarzen Seele eine ausgesprochen stringente Fortführung des blauen Opus aus 2016. "Nightfall" bspw. bricht in seinem Amt als Eröffnungsmassaker unbarmherzig über den Hörer herein wie ein zweites "The Arrival Of Satan's Empire", wogegen melodische Großtaten wie "When Our Vengeance Is Done" die ohnehin schon immer vorhandenen Ohrwurmtalente der Band auf die Spitze treiben. So wie jüngst das majestätisch-melancholische "The Eternal Eclipse" oder der mächtige Titelsong "Where Shadows Forever Reign". Mit "When I'm Gone" ist erneut ein latent depressives Schwergewicht mit an Bord, das lyrisch wie musikalisch als Fortsetzung von "My Funeral" fungieren könnte (um nicht zu sagen: wenn der Schwarzbierbrauer zweimal stirbt…genau mein Humor!). Auch die erneute Veränderung im Lineup konnten die Schweden einmal mehr nahzezu spurlos ausbügeln. So darf es an dieser Stelle als ausdrückliches Lob verstanden werden, wenn ich sage, dass man den großen Dominator hinter den Kesseln auf dieser Platte kaum vermisst.

Ein Album, auf das man auch 666 Jahre hätte warten können

Von brechender Brutalität über erhabene Melodiösität bis hin zu näherungsweisen Experimenten wie dem behutsam bekehrenden "Let The Devil In" oder cleanen Gitarren in "When I'm Gone" und "Leviathan" hat "We Are The Apocalypse" alles zu bieten, wofür DARK FUNERAL immer standen und stehen. Dargeboten in einem ausgewogenen Mix aller Stilfacetten, eingebettet in eine Auswahl hochkarätiger Tracks, von denen es jeder mit den Hits der vergangenen Platten aufnehmen kann und konserviert in einem modernen Soundgewand, das die Tradition der jüngsten Werke ein Stück weiter in Richtung Perfektion führt, avanciert Album Nummer sieben zum bis dato ultimativsten DARK FUNERAL Album. Und auf sowas darf man gerne mal sechs(hundertsechsundsechzig) Jahre warten.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (14.03.2022)

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