LETHARGIE - Failed Escape Strategies

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VÖ: 18.03.2022
Bandinfo: LETHARGIE
Genre: Black Metal
Label: Void Wanderer Production
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Lineup  |  Trackliste

Hey, wer ist denn da in "Stormbringer - The Austrian Erdsauna" eingebrochen, um bei 130° Celsius Fotos für das Cover seines Black Metal Projekts LETHARGIE zu schießen? Eigentlich dünstet hier unsere berühmt berüchtigte Redaktion ihre Feinde, seitdem Scheiterhaufen nicht mehr als humane Problemlösung durchgehen. So skrupellos kann eigentlich nur ein Schwarzmetaller operieren. Mal sehen, ob wir dem Übeltäter auf die Spur kommen, auch wenn mit nur fünf Songs die Hoffnung auf das Lösen des Falls schrumpft.

"Autophagic Mankind" eröffnet das Album und bietet direkt das erste Indiz: Der Verantwortliche ist wohl vom Fach. Wilde Raserei in einem Song zu erzeugen, der sich dennoch nicht auf eine Amokfahrt einlassen möchte, zeugt von Kalkül und Contenance. Das ist eine dieser Nummern, die einem das Gefühl verleihen, man sei der Rote Stier König Haggards. "Autophagic Mankind" trifft meinen Geschmack am besten, weshalb meine Wenigkeit die Nummer nicht an die Spitze gestellt hätte.

"Mammoth´s Tooth" hat sich seinen Namen redlich verdient. Ein 8:14 Minuten währender Stampfer, bei dem ich mich frage, wie ein Mensch, der noch nie mit Musik jenseits des Härtegrades der SCORPIONS, einen solchen Todesbrocken wahrnehmen würde, wenn er ihn drei Mal hintereinander hören müsste. "Mammoth´s Tooth" ist grau und schleift den Hörer bis aufs Gerippe runter, bewegt sich also irgendwo zwischen Death-Doom-Schnoddel-Punk und Serviettenknödel ohne Sauce, ohne Beilagen und ohne Wasser zum Nachspülen. (Die Spur des Verdächtigen scheint nach Deutschland zu führen.)

"Buried (Love Kills)" geht wieder mit Flammenwerfer und Maschinenpistole rein, aber kühlt auf der 7:47 Minuten langen Strecke ab. Flammenstöße bleiben aufrecht, aber die anfangs hochfrequentiert abgeschossenen Hohlspitzgeschosse kommen gegen Ende nicht mehr zum Einsatz.

"Meteor" braucht Platz, weshalb LETHARGIE ihm ganze 10:18 Minuten einräumt. Viel Zeit zum Analysieren, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist, zumal sich der Song nicht aus kleinsten Partikeln zusammensetzt, die sich allmählich zu einem stimmigen Bild fügen, sondern als Stück grauen Tons á la "Buried" auf den Seziertisch aufschlägt. Bis Minute 5:20 werden am ehesten Puristen, die sich selbst gern in homogenen Massen konservieren, auf den Geschmack kommen. Eine knappe Minute dauert anschließend der Übergang, bis das Gaspedal wieder sanft durchgepresst wird. Spüre ich da etwa hessischen Beton, gar hessische Feinstaubbelastung?

"(In A) Rainbow Society" klingt tatsächlich am ehesten nach der Hauptband STEINGRAB aus Darmstadt, obwohl LETHARGIE ausschließlich in englischer Sprache agiert. Chefschwarzmetaller "Mahr" bildet zum Abschluss nicht gerade eine Brücke zu seiner tendenziell atmosphärischen, musikalischen Hauptbeschäftigung, aber am Ende wird doch eine minimal sphärischere Richtung als in den ersten Songs eingeschlagen.

GESAMTEINDRUCK: Die Scheibe ist gut produziert und bietet trotz weniger Tracks etwa 40 Minuten der vom Musiker anvisierten Tristesse. "Failed Escape Strategies" ist die perfekte Musikuntermalung für den sicheren Tod, wenn man alleine abgelegene und verlassene Katakomben kurz vor Einbruch der Nacht, leichtbekleidet, bloß mit einer Kerze und einem Discman ausgerüstet, auskundschaften möchte und folglich nicht allzu sehr am Leben hängt. Ich meine, schaut Euch nur mal Bandnamen, Albumtitel und die Namen der Tracks an. DJ ÖTZI und Frohnaturen kommen garantiert nicht auf ihre Kosten.

LUST AUF MEHR? Hier die seltene Demo:



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (11.03.2022)

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