ABBATH - Dread Reaver

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VÖ: 25.03.2022
Bandinfo: ABBATH
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Bei Abbath und ABBATH (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen norwegischen, auf Klagen gegen Klimawandel und Gletscherschmelzen spezialisierten Anwaltskanzlei) weiß man nie wirklich, was einen erwartet. Erst knallen sie einem ein mit Vollgas durch die Gehörgänge polterndes Meisterwerk à la "Outstrider" vor den Latz, dann crasht Frontpanda Olve Eikemo die zugehörige Tour, schmeißt die Bassistin raus und prügelt sich Gerüchten zufolge obendrein mit seinem Goldjungen von Leadgitarristen Ole André Farstad. Kurz darauf herrscht wieder Friede, Freude, Eierkuchen und die "Nachholtour" wird zur live und in Farbe (in allen beiden) dargebotenen Machtdemonstration. Kurz darauf schlägt die Band-Uhr bereits drei und wir fragen uns, wo die Reise mit "Dread Reaver" hin geht.

Nach vorne, immer nur nach vorne!

Nachdem sich die vergleichsweise junge Band, deren Besetzungskarussell sich schon öfter gedreht hat als die Räder der ältesten Windmühlen Hollands, offenbar wieder komplett zusammengerauft und sogar die geschasste Tieftönerin Mia Wallace wieder an Bord genommen hat, kennt das Gespann offenbar nur eine Richtung: nach vorne, immer nur nach vorne und das ohne Gnade! Denn wenn sich der dritte ABBATH-Dreher schon alleine mit seinem Opener für dieselbe, einer schamlosen Heiligsprechung gleich kommenden Bewertung qualifiziert wie sein großklötiger Vorgänger, was soll da noch schief gehen? Das Gaspedal wird langsam Richtung Boden manövriert, die Leadgitarre heult auf, ein kurzer Break und das Inferno bricht los. Es ist einer dieser spärlichen Momente, in denen man das Rock'n'Heavy-Metal-Spektakel des Norwegers noch näherungsweise als Black Metal beschreiben kann. Und in denen man spürt, dass dem alten Haudegen noch lange nicht die Puste ausgegangen ist.

Überdies führt "Dread Reaver" den eigenwilligen Weg von "Outstrider" konsequent fort und geht in puncto Spieltrieb noch einen Schritt weiter. Die typischen und überaus virtuosen Farstad-Soli stellen Songs wie "Dream Cull" oder "The Deep Unbound" geradezu nahtlos in eine Grauzone zwischen Black'n'Roll und unlangweiliger Prog-Kost und machen einmal mehr den besonderen Reiz der bestehenden Bandkonstellation aus. Das schleppende und obendrein wahnsinnig lässige "Classic Rock goes Black Metal"-Intermezzo "Myrmidon" verzückt mit seinem dreckigen Altrocker-Charme und dem obligatorisch kakophonen Donnerwetter zum Finale. Das METALLICA-Cover "Trapped Under Ice" avanciert zum weiteren Highlight, passt wie die Faust aufs Auge und ist mindestens so geil wie einst VADERs Interpretation von "Fight Fire With Fire". Und die abermals formidable Produktion, die sich stark am sehr gelungenen "Outstrider"-Sound orientiert, schafft es, trotz seiner infernalen Lautheit noch ein zusätzliches Quäntchen Vitalität aus den Drums herauszuholen, Chapeau!

Der wahre Dämon erwacht, wenn die falschen Dämonen verstummen

Meinen Glückwunsch an die gesamte ABBATH-Crew! Nach ihrer Spontangeburt 2015 ist diese Band konsequent durchgestartet, hat (mehr oder weniger) souverän die Spur gehalten und sich zu einer ausgesprochen hochkarätigen Band evolutioniert, die weit mehr zu bieten hat als schnöde Genrekost. Vielmehr haben der namensgebende Musiker und seine Mannschaft etwas geschaffen, dass dem Naturell des Bandchefs am nächsten kommt und das es so nirgends zu bestaunen gibt. Und sie wissen ganz genau, welche Knöpfe wann zu drücken sind, um ihre Hörer zum Ausrasten zu motivieren. Denn wenn Kollege Abbath es schafft, seine eigenen Dämonen im Zaum zu halten, offenbart er, welch urmächtiger Dämon unter seinem Bühnenpanzer schlummert. Und jetzt, werte Gemeinde: bitte eine Runde "extreme worshipping" für den wohl mächtigsten und rock'n'rolligsten Pandabären aller Zeiten! Abbath for President!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (18.03.2022)

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