DESTRUCTION - Diabolical

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VÖ: 08.04.2022
Bandinfo: DESTRUCTION
Genre: Thrash Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Schockschwerenot  DESTRUCTION ohne Mike? Kann das funktionieren? Als der unlängst zur Ikone gewordene Ur-Zerstörer nach fast vierzig Jahren seinen Axt-Dienst bei den Kult-Thrashern quittierte, dürfte so manch alteingesessenem Fan Angst und Bange in Bezug auf den weiteren Werdegang der Pionierband geworden sein. So wahr der letzte verbliebene Altmeister Schmier die Geschicke des deutschen Szene-Flaggschiffs nunmehr alleine bzw. in Begleitung seiner vergleichsweise dienstjungen Gefolgschaft in die Hand nimmt, lautet die unbestrittene Gretchenfrage zum aktuellen Album wohl, ob DESTRUCTION ohne ihren markant zockenden Urgitarristen überhaupt noch nach DESTRUCTION klingen können.

Ernüchterung, Entwarnung oder irgendwas dazwischen?

Die erste Feststellung zur Beruhigung aller die-hard Fans und Frühwerksfreunde der allseits beliebten Knüppelkapelle vorweg: "Diabolical" klingt so unverkennbar nach DESTRUCTION, wie es ein Album nur kann, ohne "Infernal Overkill" oder "Thrash Anthems" zu heißen. Denn nach einigen verspielteren Alben, die mal stärker und mal weniger bizepskräftig waren, wird der mit "Born To Perish" eingeschlagene back-to-the-roots-Pfad weiter beschritten  getreu dem Motto: "Metzger, bleib'  bei deinem Hackebeil". Und so kommt auch "Diabolical" einmal mehr daher, als wäre es erst Album Nummer drei im Katalog der Badischen Institution.

Stücke wie der Titelsong, "The Last Of A Dying Breed" und "State Of Apathy" gehen so unverkennbar, oldschool und brutal durch die Decke wie die alten Gassenhauer, die bis heute in keiner Live-Setlist fehlen dürfen. Und "No Faith In Humanity"  ein Songtitel, der heute zutreffender denn je ist  pusht den Aggressionslevel noch eine Stufe höher und könnte glatt als zweites "Release From Agony" in die Geschichte eingehen. Generell sind die Tracks auf "Diabolical" in allerhöchstem Maße traditionsbewusst und sogar noch mal eine Ecke oldschooliger als auf "Born To Perish", dem ich seinerzeit ja bereits entsprechende Qualitäten attestieren durfte.

Ebenfalls souverän ausgespielt werden die Vorzüge zweier Äxte, wie man im Rock'n'Roll-lastigen Solo des Titeltracks oder den mehrstimmigen Parts in "Tormented Soul" und dem mitteltourigen Melodic-Thrasher "The Lonely Wolf" eindrucksvoll bezeugen kann. So legt unterm Strich auch "Diabolical" seine eigene, kleine Portion Verspieltheit an den Tag, bleibt dabei jedoch geradliniger und im Schnitt wütender als sein Vorgänger, der seinerzeit mit einem nahezu perfekten Mix aus alt, neu und "out-of-the-box-composing" aufwartete. On top gibt's neben der inzwischen standesgemäß organischen Produktion auch wieder ein gelungenes Cover  dieses Mal in Form des GBH-Songs "City Baby Attacked By Rats", der in seiner Darbietung als rotierende Thrashkeule die Blutsverwandtschaft zwischen Thrash Metal und (Hardcore) Punk unterstreicht.

Wenn die Packungsbeilage Wahrheit spricht

So darf ich mich am Ende voll und ganz dem Promowaschzettel anschließen, der da verkündet: "Auch ihre fünfzehnte Platte "Diabolical" fährt schwere Geschütze voll ehrlichem und kompromisslosem Thrash Metal auf, welcher direkt in den siebten Himmel der metallischen Glückseligkeit katapultiert und mit rasiermesserscharfem Sound ein Massaker anrichtet, welches sich kein Fan des Genres entgehen lassen sollte". Wo habe ich ähnliche Zeilen schon mal gelesen? Ach herrje das Alter...ich komme nicht mehr drauf, ist aber auch nicht so wichtig. "Diabolical" ist gerade im Angesicht des schmerzlichen Abgangs von Mike ein wirklich starkes und kompromisslos oldschooliges Album geworden, das darauf schließen lässt, dass Meister Schmier auch über die vier dicken Saiten hinaus das Ruder in der Hand hält. Die Scheibe ist DESTRUCTION durch und durch, hat Wut im Blut wie zu Anfang der Achtziger und zählt wie sein Vorgänger definitiv zu den stärkeren Post-Millennium-Alben der Band. Es führt das musikalische Erbe der Truppe adäquat, würdevoll und mit erhobener Faust fort und ist einer aufrichtigen Gratulation würdig. Und für das endgeile Artwort lege ich auf die wohlverdienten Punkte noch einen drauf. Macht weiter so!

 

Hier weiterlesen: Unser Interview mit Schmier

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (06.04.2022)

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