DISCHORDIA - Triptych

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VÖ: 29.04.2022
Bandinfo: DISCHORDIA
Genre: Technical Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste

DISCHORDIA aus den Vereinigten Staaten, Oklahoma, Oklahoma City kredenzen ihren dritten Longplayer mit dem sehr gut passenden Titel „Triptych“, man denke etwa an das wunderbare Triptychon von Hieronymus Bosch und vergleiche es mit dem Album-Cover.  Wie es sich für anständige Todes-Metaller gehört, werden Themen auf das Tapet gebracht, die der menschlichen Existenz gewidmet sind. Schwarze Löcher, kollidierende Galaxien und derlei Popanz verursachen zwar Zerstörungen weitreichender Ausmaße, es seien jedoch neutrale Naturphänomene. Das Menschengeschlecht allerding zerstört willentlich, wissentlich und ist damit das einzige bösartige Wesen des Universums. An sich ist das ein gleichermaßen lustiger wie vermessender Gedanke, dessen Wiederlegung Prometheus, Gott bzw. dem Spaghetti-Monster obliegt. Gleichwohl ist die Wahrnehmung der Menschen mit ihren beschränkten Wissenschaften eine eingeschränkte, die wirkliche Welt bleibe im Verborgenen. So, genug gequasselt, es gilt ein Album zu besprechen. Eine Kleinigkeit sei erlaubt. Der Band sei ein Lob bezüglich ihrer ausgesandten Daten zuzusprechen. Texte, Liedbeschreibungen und mehr, so mag das der Rezensent ihres Vertrauens.

Das Album ist dreigeteilt drei Mal drei Nummern, deren Titel „The Observer“, „The Chariot“ bzw. „The Escape“ lauten. An sich hätte ich nicht sofort an Trinität im Sinne christlicher Lehren gedacht, aber auf die letzten Lieder Bezug nehmend, könnte hier eine Verbindung bestehen.

Mit dem Opener „Minds Of Dust“ wird dem Bandname alle Ehre gemacht. Lärmkulisse auf hohem Niveau wird dargeboten. Es geht um Sternenstaub, die Stille des Raums, der bei DISCHORDIA in einer komplexen Vehemenz tönt, die keine Zweifel lässt, andererseits hart an der Schmerzgrenze vorbeischrammt. Song-Strukturen sind hier nur schwer auszumachen. Ein Band-Zitat könnte hierbei Aufschluss geben:

„A hypothetical “perfect observer,” who can objectively see all aspects of the universe and existence, is remarking on humanity. It emphasizes our arrogance, limitations, and how miniscule we and our planet are in a broader scope.“

Das folgende Lied, „Bodies Of Ash“, determiniert etwas genauer, worauf DISCHORDIA hinauswill. Die menschliche Spezies ist nicht mehr als eine mickrige, verlorene Existenz, einen zu vernachlässigenden Planeten bewohnend, auf der kosmischen Landkarte. Was Licht ist, oder nicht ist, ist in diesem Lied wahrlich überraschend und großartig dargestellt. Ab etwa Minute 3:00 bricht das Lied und zarte Klavier- bzw. Querflötentöne erklingen. Anhören verehrte Hörer*innen und ein weiteres Zitat, das Licht in die Sache bringt, muss hier sein:

„We can only see what light has gotten to us (or what our models can predict), we can only measure what our technology can handle, we can only experience what our physical bodies and theoretical models can experience or produce, etc, but there is surely an infinite amount of things outside those parameters.“

Spirits of Dirt“ ist ebenfalls ein Hybrid aus bestialischstem Death-Metal-Geknüpple und diffiziler musikalischer Ausformung, die, denke oder glaube ich, die Materie in ihren Aggregatzuständen bezogen auf den vierten, also Äther, determiniert und wie verloren die menschliche Existenz hierbei „wirkt.“ Ich bin versucht hier abermals ein Zitat einzufügen, um zu erläutern, dass hier wohl jemand eine Menge auf Astrophysik und närrische Schwammerln hält. 

Sofern ich es richtig verstanden habe, ist der zweite Teil dem „Großen Wagen“ gewidmet. Bekanntlich besteht der Mensch zu einem Gutteil aus Sternenstaub, denn schwere Elemente können nur in sterbenden Sternen entstehen, wo Druck und Temperatur dazu im Stande sind aus Wasserstoff etwa, Eisen zu generieren. Etwa das elaborierte Intro zu „The Carriage“ determiniert diese Dualität von Wasserstoff und Schwerem tatsächlich wunderbar. Das Album-Cover bietet allerdings einen hanffesten, ähm, handfesten Beweis, dass es sich um einen physischen Wagen handeln muss. Helios´ Karosse stelle ich mir ein wenig anders vor. Ein deutsches Mädl meinte mal: "Wir fahren auf Feuerrädern Richtung Zukunft durch die Nacht."

Im dritten Teil werden persönliche, geradezu banale, Erfahrungen in das Sein des Kosmos eingewoben, etwa der Mond steht, wie ich glaube, für das Unterbewusste, das im Traum zu Tage tritt und andererseits, wie unwissenschaftlich es ist, das Werden, Sein und Abklingen des Mondes in das tägliche Leben einzubinden. Wer seine Pflanzen nach dem Mondkalender gießt, dem ist nicht zu helfen. Womöglich ist hier das Rationale und Irrationale im musikalischen Ausdruck zu finden, denn die Passagen von Oida-What-The-Fuck-Death-Metal und geradezu lieblicher jazzlastiger Intermezzos sind ein Markenzeichen dieser Langrille. „Purifying Flame“ reiht sich meiner Meinung nicht nahtlos ein, denn warum sollte jetzt unvermittelt, wo wir uns nahe des Ziels befinden, auf Glauben und Irrlehren gesetzt werden. „We were born to die“, ja, sowieso, schöne Grüße, die Death-Metal-Zunft, gerne mal wieder, Bussi und Tschüssi.

Fazit: Grundsätzlich finde ich dieses Changieren zwischen Brachial-Prog-Death und Fusion-bis-Klasssik-Elementen sehr interessant, muss jedoch gestehen, das mir die Metal-Passagen zu ungestüm aufs Gemüt und sogar den Brustkorb drücken. Mit einer Bewertung dieser Scheibe tue ich mir schwer. Womöglich sind DISCHORDIA ein wenig ihrer Zeit voraus. Der Ereignishorizont bedeutet eine Grenze für Informationen und kausalen Zusammenhängen, bam oida.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (25.04.2022)

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