HETEROCHROME - From The Ashes

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VÖ: 13.05.2022
Bandinfo: HETEROCHROME
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Lange stand in den Sternen, ob HETEROCHROME ihre zweite Langrille, es ist ein Konzept-Album, fertig stellen würden. 2018 verließ die Sängerin Mida Malek ihre Heimat, den Iran, genauer Teheran, worauf eine eher unstete Zeit folgte. „From The Ashes“ wurde im Iran, in Finnland, Kanada, Spanien und Süd-Korea geschrieben, abgemischt in Russland.

For Tomorrow“ eröffnet mit einem Intro, dessen Rhythmik ich gut gelungen finde. Dieses Switchen zwischen weiblichem und männlichem Gesang bzw. ein Duett beider Stimmen, finde ich ebenfalls passend. Endlich ein Metal-Song mit arabischem Gesang. Der Text wurde sowohl in arabischer wie auch in englischer Fassung geliefert. Bonus-Player, fix oida. Ebenfalls gelungen finde ich die 8/4 Takte, die an einer Stelle ungerade anmuten. Die 8/4 scheinen, auf kommende Tracks sei verwiesen, eine Vorliebe der Band zu sein. Ein Kritikpunkt muss sein: Das Solo ist eher mau und die Gitarre klingt hierbei so dünn, als würde sie aus einem alten Transistor-Radio wummern, in dem der Staub bereits für den einen oder anderen Kurzschluss gesorgt hat.

Badbadak“: Bietet druckvollen Prog Metal mit leiwanden Interluden. Zum Text sei gesagt, dass er sehr persönlich ist. Es geht um den Abschuss eines ukrainischen Passagier-Flugzeuges, wobei viele Freunde der Sängerin getötet wurden.

Rage Against The People“: Abermals muss der Band ein Lob ausgesprochen werden. Die eher schlichten Song-Strukturen bzw. überschaubaren technischen Mittel sind wirklich gut dosiert. Der Text widmet sich abermals sozialkritischem Inhalt.

WOTB“: Ist eine instrumentale Nummer, wobei die Band ihr Gespür für Klang, Rhythmik und Akzentuierung bestätigt. Es ist einfach ein Lied, das angenehm über den Äther strömt, und ich könnte mir durchaus vorstellen, diese Kapelle bei größeren Radio-Senden zu hören.

The Bearing“ stammt wieder aus der Feder von Sängerin Mida, die sich ihren Frust bezüglich gleichgeschlechtlicher Liebe und den Umgang damit in ihrem Heimatland von der Seele schreibt. Das So-Sein-Sollen steht im Mittelpunkt, nicht das Wollen, Mögen und schon gar nicht das Dürfen. Es gibt gute Tempowechse,l der Gesang von Mida schmiegt sich sowohl bei härteren wie sanfteren Passagen gut an den musikalischen Untergrund, und das liegt wiederum daran, dass HETEROCHROME ein gutes Gespür für diese Interaktionen aufweisen.

Transition“: Ein Lied in 2:21 Minuten, eine sanfte Ballade, wobei die Vorliebe der Band für 8/4 Rhythmen zelebriert wird und das wiederum persönliche Erfahrungen von Sängerin Mida behandelt. Der Text besteht aus drei gesprochenen Sätzen:
Soon you will come to the place, where no one has ever set foot before. Let down your guard and float with the wind. May this path guide you through darkness and through evil.

Time´s Up“: Conclusio zum Text:  Dass wir uns in der westlichen Welt nicht glücklich genug schätzen, zu wissen, dass wir im Grunde den oder die lieben dürfen, den oder die wir wollen. Nein, das soll weder ein Bashen anderer Religionen bzw. Kulturen sein (hallo, islamische Freunde), noch die Errungenschaften der westlichen Zivilisation auf ein Podest stellen. Musikalisch ist diese balladeske Nummer gelungen, wobei sie fast zu kurz ist. Beide Stimmen entfalten sich gut, ebenso das eingearbeitete Cello.

Evil Within“:  Hier muss wieder explizit auf den gelungenen Spannungsbogen bezüglich des musikalischen Flusses hingewiesen werden. Die Nummer wirkt konstruiert, jedoch nicht im negativen Sinne. Text: Mental Health und mehr.

Sargardan“: Erneut sind die beiden Sänger sehr gut eingesetzt, ein ständiges Changieren zwischen Duett und abwechselndem Einzelgesang, das betrifft gleichermaßen den Text, der abwechselnd in Arabisch und Englisch gehalten ist.

Outlaw“: Ein sehr politisches Lied, das die Tücken bezüglich des „Travel Ban“ in die USA zu Zeiten Trumps behandelt. Der Text stammt abermals von Mida: “The gods will roll the dice, their hearts as cold as ice, and someone way down here loses someone dear!” Der Track umfasst 7:19 Minuten sehr gut heraus gearbeiteten Progressive Metal, meiner Meinung das beste Lied dieser Langrille. Das Intro mit diesen sehr melodiösen Arpeggien der linken Gitarren-Hand und die anschließend rhythmisch eher holprige Hookline mitsamt dem Gesang, sind sehr gut gelungen. Gleiches gilt für rhythmischen Druck bzw. Entspannung. Sogar das rein vom Piano getragene Outro ist streng aufgeteilt in Melodie und Akkorde.

Fazit: HETEROCHROME muss explizit ein Lob bezüglich Sound ausgesprochen werden. Mit technisch eher verhaltenen Mitteln wird ein klanglich sehr schönes Konstrukt auf die Beine gestellt. Für Spannungsbögen gilt Ähnliches.  Beide Stimmen, vor allem die der Sängerin, haben ein sehr angenehmes Timbre. Ich sehe es als meine Aufgabe, gute Bands zu empfehlen, die etwas weiter weg vom Schuss sind. Mit HETEROCHROME kann ich das guten Gewissens tun.


 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (06.05.2022)

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