NOORVIK - Hamartia

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VÖ: 22.04.2022
Bandinfo: NOORVIK
Genre: Metal
Label: The End Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die griechische Mythologie gibt einiges her für Künstler sämtlicher Coloeur. Heute hat sich die deutsche Band NOORVIK, die sich im Fahrwasser des Instrumental Prog-Rock-Crossover bewegt, der Geschichte von König Tantalos angenommen. Uns erwarten fast 70 Minuten - auf geht’s.

1. Tantalos
Feiner gut abgemischter Prog-Rock. Instrumental ein Sahneschnittchen, gut ausbalanciert – keine Quertöne oder Ausreisser. Harmonischer Gesamteindruck: gelungen und entspannend anzuhören. Die vertonte Vorstellung des Königs.
Mythologie für Gescheidhaferl gibt’s zwischendruch natürlich auch: Tantalos, reicher und mächtiger König bestahl die Götter und um sich wieder einzuschmeicheln, gab er ein Festbankett. Hauptbestandteil war sein jüngster Sohn Pelops. Und wer sich mit den Göttern anlegt, großer Fehler: Tantalos erleidet seitdem ewigen Hunger und ewigen Durst und hat so einen kleiner Felsbrocken, welcher ihn jederzeit erschlagen könnte, über seinem Haupte.

2. Hybris
Noch zurückhaltender als der Opener, gemächlich und fast etwas einschläfernd, ändert sich aber nach ca. sechs Minuten. Irritierend ist der Brummton, wie eine nicht ganz entspannte Wespenarmee im Hintergrund. 
Hybris ist übrigens eine extreme Form der Selbstüberschätzung, das Wort Hochmut finde ich persönlich treffender. Auch heutzutage noch häufig anzutreffen, leider. Psychologisch betrachtet ist die Hybris auf leisen Socken um die Ecke geschlichen um sich einzunisten.

3. Omonoia
Stille Wasser sind tief. Passender fällt mir hier nix ein. Sehr still fängt Omonoia an – und bleibt auch bei 2:55 min einfach ein Zwischenspiel. Einträchtig sein, dauert halt nie lange an.

4. Ambrosia
Der Übergang von 3. auf 4 ist fließend, keine Cliffhanger oder ähnliches. Dafür gibt es nach 1:00 min ein bisserl mehr Drums und das Tempo steigert sich. Wird zum Ende der fast 9:60 min aggressiver und dramatischer. 

5. The Feast
Das festliche Bankett zu Ehren der Götter, ist dumpfer und lässt Unheil erahnen. Wer kennt das nicht, von Familienfesten und Firmenfeiern?

6. Aeon
Sphärische Klänge, die den Nachhall der vergangen Zeitalter versinnbildlichen. „Ich möchte ewig leben. Und sei es nur, um zu sehen, dass die Menschen in hundert Jahren die selben Fehler machen wie ich.“ Zitat Sir Winston Churchill

7. Atreides
Wer jetzt an Frank Herbert und DUNE denkt, falsch! Atreides (griech. Atreus) ist der Enkel von Tantalos und da die Götter echt nervig sein können, haben sie die gesamte Ahnenreihe von Tantalos verflucht. Er legte sich mit seinem Bruder an und tötete dessen Söhne, die er ihm zum Mahle vorsetzte. Danach kommt nur noch Inzest und Mord. Ganz so schlimm, treibt es NOORVIK dann aber nicht. Gleich Barden lassen sie die Dramatik fühlen und geben akzentuiert auch Hoffnungsschimmer – kann ja nicht immer alles gemeuchelt werden. 

8. Tartaros
Hier hätte ich jetzt Feuer und Schwefel und bösartiges Drama erwartet. Damit liege ich komplett daneben, selbst der tiefsten Hölle können NOORVIK anscheinend noch das Schwert der Poesie entgegenstrecken. 
Die Geschichte endet hier zwar mit 12:11 min entsprechend langatmig, jedoch bild- upsi instrumental gewaltig. 

Fazit: Wenn man sich von Anfang an auf die Geschichte dieses konzeptionell erstellten Albums einlässt, erwarten einen Klangbilder aus sämtlichen Gefühlsebenen, kraftvolle Beherrschung der Handwerkszeuge und eine saubere Aufnahme. Absolut jenseits von Konventionen und Mainstream. Die Länge ist schon mal eine Ansage, aber einschlafen wird dabei niemand. Lasst euch fallen, erforscht und fühlt die Musik.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sabine Vollert (04.05.2022)

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