CARNAL GHOUL - Back From The Vault

Am 11. Juni 2021 verlor die Musikwelt einen der ganz Großen - Sven Groß, auch unter dem schwedifizierten Pseudonym "Svenson" bekannt, verlor den Kampf gegen den Krebs und hinterließ eine schmerzhafte Lücke – im Kreise seiner Familie, Freunde und Bekannten, in seiner Hauptband FLESHCRAWL und nicht zuletzt innerhalb der Szene, der seine musikalischen Projekte angehörten. Neben den wohlbekannten FLESHCRAWL und dem Debüt des niederländischen Gespanns BURIAL REMAINS lieh er auch der seit 2013 bestehenden Band CARNAL GHOUL seine markante Stimme. Kurz nach dem Beginn der Aufnahmen der ersten CARNAL GHOUL-Platte folgte Svens Krebsdiagnose und die Arbeiten wurden auf Eis gelegt.

Doch weder FLESHCRAWL noch CARNAL GHOUL sollten mit dem viel zu frühen Tod ihres Frontmanns Geschichte sein – wie beide Bands verlauten lassen, mit dessen Segen und auf seinen Wunsch. So halten FLESHCRAWL nun mit dem Ungarn Borisz Sarafutgyinov am Mikro weiter die Fahne hoch und das erste CARNAL GHOUL-Album wurde unter dem Titel "Back From The Vault" zu einem soundgewaltigen Denkmal für Sven Groß.

Denn sowie die Arbeiten an der Scheibe fortgesetzt wurden, trommelten CARNAL GHOUL eine hochkarätig besetzte Armada prominenter Brüller und Growler zusammen, die jedem Track auf "Back From The Vault" ihren persönlichen Stempel aufdrücken und das Ganze zu einer Art Allstar-Veranstaltung zu Ehren von Sven Groß werden lassen sollten. Dave Ingram von BENEDICTION, Lenny Osterhus von ENDSEEKER, Ralf Hauber von REVEL IN FLESH, Paul Speckmann von MASTER und Martin van Drunen von ASPHYX (um nur einige zu nennen) folgten dem Ruf und ließen auf "Back From The Vault" ihre Stimmbänder glühen.

Musikalisch in bester Schwedentradition gehalten, zählen auch CARNAL GHOUL zur Grundlektüre eines jeden elchkulturell gebildeten Kuttenträgers und lassen mit ihren elf Tracks keinen Stein auf dem anderen. Das dreiviertelstündige HM2-Massaker geht durch Mark und Bein, wie es ein zünftiges OSDM-Album muss und lässt unter Szenegängern garantiert kein Ohr kalt. Bei allem Traditionsbewusstsein bietet der bunt zusammengewürfelte Haufen einen ebenso breit gefächerten Stilmix, der sowohl im Gesang als auch in der Musik festzustellen ist. So mag es nicht verwundern, dass "In Cold Blood" eine gewisse Hamburger Schlagseite aufweist, "To Always Remember (For Sven...And Other Heroes)" stellenweise verdächtig niedertourig marodiert und "Grandmaster Flesh" (nicht zuletzt aufgrund seines trefflich gewählten Titels) auch ausgezeichnet in ein gut sortiertes REVEL IN FLESH-Set passen würde.

In puncto Lied- und Kulturgut ist "Back From The Vault" unterm Strich eine sichere Bank. Doch seine traurige Vorgeschichte und das, was die verbliebenen Bandmitglieder daraus gemacht haben sowie der Fakt, dass die Erlöse aus den Verkäufen der SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorung) Ostalb gespendet werden sollen, machen die Platte zu etwas denkwürdigem und besonderem, das den Zusammenhalt innerhalb der Szene dokumentiert und von jedem Fan unterstützt werden sollte. In diesem Sinne: hört rein und reckt die Pommesgabel! For Sven And Other Heroes!