HORN - Verzet

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VÖ: 16.05.2022
Bandinfo: HORN
Genre: Black Metal
Label: Independent
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Das Paderborner Black Metal Soloprojekt mit der folkloristischen Note feiert heuer bereits sein zwanzigstes Jubiläum. Und passend zu diesem erfreulichen Anlass legt Nerrath, das Multitalent hinter HORN, uns das mittlerweile neunte Studioalbum des paganistischen Schwarzmetall-Projektes vor.

Im Lauf der Jahre hat sich der Stil von HORN doch um einiges verändert. Speziell die anfänglich noch sehr auf die Natur und deren Beschreibung ausgerichteten Lyrics sind mit der Zeit düsterer geworden. Aber auch die musikalische Seite entwickelte sich vom beinahe leichtfüßigen folkloristischen Sound der Anfangstage hin zu eher dunklem, atmosphärischen Black Metal. Die Folk-Schlagseite ist geblieben, jedoch ernsthafter und tiefsinniger geworden.

Und so präsentiert sich "Verzet" (das niederländische Wort für Widerstand) frischer und gereifter denn je, ohne die Wurzeln und den Ursprung von HORN zu verleugnen.

Der Opener mit dem etwas seltsam anmutenden Titel "Pein muss – gerieben als Korn" beginnt klassisch und tönt am Anfang wie die großen skandinavischen Black Metal Klassiker der goldenen 90er Jahre. Doch schon bald verleihen die folkloristische Instrumentierung, die deutschen Lyrics und der erhaben-männliche Klargesang dem Stück seine ganz eigene (typische) HORN-Note. Absolut gelungener Einstieg.

Und schon folgt mit dem klangvoll "Alpenrekorder" betitelten nächsten Track ein Übersong, der diesen Superlativ wirklich verdient hat. Eine sich direkt ins Gehirn einbrennende Hookline, ein mitreißender Rhythmus, herrlich krächzende Black Metal Shouts, ein von vielen folkloristischen Instrumenten gestütztes, großartiges Arrangement und wahrer Gänsehaut-Chor sind die Markenzeichen dieses schwarzmetallischen Sahnestückchens. 

Das folgende Trio "Galgenblech"/"Aufstand"/"A Hill To Die On" bewegt sich auf einem ähnlich hohen Qualitätslevel, wobei sich die Geschwindigkeitsspanne der einzelnen Nummern von erhabenem Midtempo bis zu leicht beschleunigtem, majestätischen Galopp erstreckt. Dazu kommen, wie schon bei den ersten beiden Stücken, ein enormer Abwechslungsreichtum, eine ungemeine musikalische und lyrische Tiefe und eine äußerst angenehme Eingängigkeit, die dem benötigten Maß an Härte und Aggression nicht entgegen steht. Auch der Gesang gestaltet sich durchgehend variabel auf höchstem Niveau. Die klaren Parts lassen den Hörer dabei immer mal wieder an die gelderländischen Genre-Kollegen von HEIDEVOLK denken, die eine ähnlich ehrwürdige Atmosphäre mit ihren Gesängen und Chören kreieren, wie HORN.

"Parole Sono Pietre" (italienisch für: Worte sind Steine) ist eine knapp dreiminütige, instrumentale Interlude, die sehr ruhig und getragen angelegt ist und an die akustischen Meisterwerke von EMPYRIUM erinnert und die darüber hinaus auch musikalisch ein dezentes italienisches Flair versprüht. Danach kündigen wuchtiges Schlagwerk und (recht elektronisch und noisy anmutende) Ambientklänge das Stück "Protektor" an, der durch die Synthesizer in ein recht modernes Kleid gehüllt wird, die aber einen unglaublich genialen Kontrast zum restlichen klassisch anmutenden Dark/Black/Folk Metal-Sound bilden. 

Den Abschluss von "Verzet" bildet der knapp siebenminütige Titeltrack, der unüberhörbar eine massive Hommage an die großen "Hammerheart"-Zeiten von BATHORY darstellt. Der erhabene Klargesang macht den Song ganz klar zu einem klassischen HORN-Track, der allerdings trotzdem gut und gerne als die 2.0-Version von "One Rode To Asa Bay" durchgeht und sich absolut auf Augenhöhe an die vorangegangenen sieben musikalischen Leckerbissen.

 

Fazit:

"Verzet" ist mit Abstand das beste, ausgereifteste und wohlklingendste Album in der Bandgeschichte von HORN. Nerrath liefert hier Top-Qualität, sowohl was das Songwriting angeht als auch die instrumental und vokale Umsetzung. Dazu kommt ein zwar erdiger, aber ungemein satter, voller und dennoch differenzierter Sound, der den großartigen Songs des Albums auch tatsächlich hörbar gerecht wird. 

HORN, respektive Nerrath, legt hier somit sein persönliches Opus magnum vor, das ich allen Folk Black Metal-Fans mit Sinn für Atmosphäre und Tiefe nur wärmstens ans Herz legen kann.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (18.05.2022)

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