CIVIL WAR - Invaders

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VÖ: 17.06.2022
Bandinfo: CIVIL WAR
Genre: Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Die Geschichte ist bekannt. Nach "Carolus Rex" nahmen zwei SABATON-Mitglieder ihren Hut und gründeten CIVIL WAR. Seit neuestem ist mit Thobbe Englund noch ein ehemaliger SABATONier bei den Protagonisten dieses Reviews dabei, und die Mannen bringen mit "Invaders" ihren neuesten Reigen um Krieg, Scharmützel, Handgreiflichkeiten und Pathos auf den Markt. Angemerkt werden soll noch, dass der Sänger Kelly Sundown Carpenter das erste Mal bei CIVIL WAR bei "Invaders" zu hören ist, obschon er schon seit 2017 Mitglied bei den Schweden ist. Dafür gibt es, wie gehabt, keinen dezidierten Bassisten.

"Invaders" ist das vierte Vollrund der Skandinavier und breitet sich auf 55 Minuten mit Epen über Schlachten, Kriegsgefängnisse und generell allerlei menschliche Zwiste aus. Nicht allzu weit von der Vorgängerband, es gibt aber genügend Details, die den Unterschied ausmachen. Der wichtigste ist offensichtlich die deutlich härtere Ausrichtung von CIVIL WAR im Vergleich zu den Superstars und ihrem Schlagermetal. Es ist natürlich dennoch sehr opulent und die Keys evozieren gerne filmscoreartige Orchesterwellen, aber insgesamt ist es bei weitem nicht so zugekleistert wie bei SABATON.

Jetzt wollen wir uns nicht nur über diesen Vergleich zu einer Definition herantasten, sondern CIVIL WAR mit ihrem eigenen auralen Werk betrachten. Zehn Songs, beinahe alle um die vier bis fünf Minuten lang also. "Oblivion" kommt nach einem Intro, für diese Art Musik jedenfalls, recht derb aus der Startbox. Gesanglich fühle ich mich an einen raueren Ralf Scheepers erinnert. Gediegener Chorus und ein moderner Schlagzeugsound, der mich winseln lässt. Aus welchem Grund muss das Schlagzeug bisweilen lauter als der restliche Gesamtklang sein? Fragen, die sich in meiner mir noch bleibenden Lebenszeit wohl nicht mehr beantworten lassen. Keyboardsolo, Gitarrensolo, noch einmal der Refrain und wir sind im Game.

"Dead Man´s Glory" behandelt den Widerstand der Iren gegen die Wikinger, deshalb also das Didl-Didl-Diiii-Intro. Meine Güte, die Stimme ist wirklich heftig. Sehr gut, sehr gelungen, alles sehr eben. Der Titeltrack fegt mächtig weg und rifft sich anständig durch die viereinhalb Minuten. Äußerst gelungener Pre-Chorus, lädt zum Mitsingen ein. Einladung zum Missfallen der anderen Parteien in meinem Wohnhaus angenommen!

"Heart Of Darkness" behandelt das gleichnamige Buch von Joseph Conrad und nicht die als "Apocalypse Now" betitelte Verfilmung unter der Regie von Francis Ford Coppola. Beides ist grandios. Der Song ist allerdings eher durchschnittlich, wenig aufregend. 

In "Andersonville" thematisieren wir das gleichnamige Gefangenenlager der Konföderierten im US-amerikanischen Bürgerkrieg. Der Song beschreibt die Unbill, mit der sich die Kriegsgefangenen abzufinden hatten. Andersonville ist so ziemlich das berüchtigtste Lager im Sezessionskrieg. Der Song ist grob gesagt eine Halbballade, die fast schon ein bisschen zu fröhlich daherkommt, nimmt man die Thematik her. Gutes Lied, ich bin ja ein Freund von gut gemachten Balladen, Halbballaden, Dreiviertel... ihr versteht. "Carry On" zieht etwas an mir vorüber, ich habe auch keine Ahnung, worum es geht. Im Chorus zieht der Song etwas an, aber auch dies macht das Kraut nicht mehr fett. 

"Soldiers And Kings" beginnt mit einer Mischung aus einem Sequenzer und dem Riff von "Eye Of The Tiger" - ähnelt auch einem bedeckten Himmel, dessen Wolken flugs über den Himmel huschen, soll heißen, dass wir es hier mit einem weiteren Filler zu tun haben. 

Recht heftig fällt "Warrior Soul" aus, ein kräftiger Song mit einem feinen Refrain. Kann man so machen.

Kurt Vonneguts "Slaughterhouse 5" stand dem gleichnamigen Song als Pate zur Verfügung, und auch hier hauen die Riffs gekonnt in die Magengrube. Im Refrain wird man etwas ruhiger, die Keys dominieren hier neben den Vocals, bis alles in einem eher mauen Refrain kulminiert. 

"Battle Of Life" ist ein speediger Song der vor dem Schlusstrack, "Custers Last Stand" das Tempo gescheit anzieht während letztgenannter Song zum Abschluss noch etwas die Zeit vertrödelt. 

Alles in Allem ist "Invaders" ein gelungenes Power Metal-Album, welches zwei, drei Fillers hat. Ansonsten kann man sich das auf jeden Fall antun. Die Jungs können spielen, der Sänger ist hervorragend, die Produktion (leider) modern. 

Well done.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (15.06.2022)

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