MEMPHIS MAY FIRE - Remade In Misery

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VÖ: 03.06.2022
Bandinfo: MEMPHIS MAY FIRE
Genre: Metalcore
Label: Rise Records
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Lineup  |  Trackliste

MEMPHIS MAY FIRE die siebte. Nach "Broken" (2018) hatte es diesmal etwas länger gedauert, ehe die Texaner ein neues Album auf die Hörerschaft losgelassen haben. Doch nun ist es so weit, und "Remade In Misery" steht in den Startlöchern, das Erbe des vielgescholtenen Vorgängers anzutreten. Aber MMF sind Kummer ja gewöhnt, denn das allgemeine Genöhle bezüglich der Richtung, in die sich die ursprüngliche Metalcore-Truppe spätestens nach dem dritten Album entwickelte, spielt dieselbe ausgeleierte Platte, wie bei allen anderen Core-Bands auch, die sich mit der Zeit mehr oder weniger von ihren Wurzeln entfernt haben. Wer MEMPHIS MAY FIRE auf ihrer letzten Veröffentlichung gut fand und kein Problem mit der supereingängigen, hier und da leicht poppigen, fast Scream-Shouts-freien "Broken" Scheibe hatte, wir sich auf "Remade In Misery" ziemlich schnell heimisch fühlen. Aber! Mit ihrem siebten Longplayer orientieren sich MMF tatsächlich wieder etwas mehr back to roots.

Da die Band dankenswerterweise offizielle Videos bzw. sogenannte Visualizer von allen Stücken des neuen Rundlings veröffentlicht hat, kann ich im Folgenden schön differenziert und übersichtlich auf jeden einzelnen Track eingehen. So let's start:

Der Opener beginnt aggressiv und nach vorn marschierend, und siehe da, in den Strophen haut uns Fronter Matty richtig derbe Screams um die Ohren! Der catchy clean vokalisierte Chorus bietet dazu ein starken aber sehr gut passenden Kontrast. Gelungener Einstieg.

Auch der zweite Track hat ordentlich Bumms im Hintern. MEMPHIS MAY FIRE treten aufs Gas, spielen im Folgenden aber immer wieder mit Breaks und Tempowechseln. Auch wenn die Strophen diesmal mit cleanem Gesang vorgetragen werden, es gibt trotzdem genügend Screams, die für die nötige Härte sorgen, und das Auditorium darf sich auch auf einige schicke Breakdowns freuen. Refrain? Siehe Opener.

"Somebody" beginnt verhalten, mit verzerrtem Klargesang, der aber ungemein spannend dargeboten wird. Es folgt ein Chorus der Hit-Kategorie 1++. In fettem Midtempo groovt die Nummer absolut mitsing- und headbangtauglich aus den Boxen. 

Es folgt "Death Inside" und schraubt den Härtegrad wieder deutlich nach oben. Denn auch Song Nummer drei enthält etliche geshoutete Passagen. Und trotz aller Eingängigkeit strotzt "Death Inside" nur so vor Aggressivität. Im Vergleich zu "Somebody" ist "Death Inside" vom Refrain abgesehen ein echter Wutklumpen.

"The American Dream" startet Post Hardcore-lastig mit unüberhörbarer Punkattitüde. Es gesellen sich klassische Metalcore-Elemente hinzu, die Shouts sind wirklich exzellent. Und den Kontrapunkt zum Vorgenannten bildet der lupenreine Pop-Punk-Chorus. Geile Mischung.

"You Turn"? Klingt der Songtitel so, als wäre jetzt Balladen-Zeit? Mitnichten! MEMPHIS MAY FIRE ballern weiterhin aus allen Rohren. "Your Turn" ist eine (für MMF-Verhältnisse) knallharte Metalcore-Nummer, mit brutalen Shouts und dem klassischen Cheese-Cake-Refrain.

Mit "Make Believe" wird es dann tatsächlich etwas ruhiger. Allerdings nur bis zum erneut hitverdächtigen Singalong-Chorus, den man nach dem zweiten Durchlauf bereits locker draufhat.

"Misery" beginnt mit einer großartigen Hip-Hop-Strophe, die in einem Refrain mit Hook zum Niederknien mündet. Im ruhigen Mittelteilhat man die Möglichkeit, kurz durchzuatmen und sich ein wenig wegzuträumen, ehe die folgende Bridge immer weiter anschwillt und schließlich in einem extralangen Scream gipfelt. Definitiv einer der besten Songs auf der neuen Scheibe.

Und schon wieder Screams. Auch "Left For Dead" beginnt mit dem markigen, gutturalen Gesang von Matty, ehe – Ihr wisst schon was – folgt: Genau, ein melodischer, mitreißender Chorus mit cleanen Vocals. Insgesamt ist "Left For Dead" ein hervorragend zwischen Härte und Eingängigkeit ausbalancierter Track.

Auch "Only Human" enthält Hip-Hop-Elemente. Sänger Matty erhält hier stimmkräftige Unterstützung vom FIRE OF THE GODS Frontmann AJ Channer, ein Feature, das sich wirklich auszahlt und der Nummer einen echten Mehrwert beschert. 

Und damit sind wir auch schon auf der Zielgeraden angekommen. "The Fight Within" ist der Albumcloser. Und das verhaltene, getragene Stück mit dezentem Ausbruch im Chorus markiert dann ganz zum Schluss tatsächlich die bereits weiter oben gesuchte (Power)Ballade. "The Fight Within" ist ein wunderschöner, vollkommen unkitschigen SloMo-Ausklang des neuen MEMPHIS MAY FIRE Albums und lässt zumindest den Rezensenten nach dem Ausklingen des letzten Tons mehr als zufrieden zurück. 

Fazit:

Auch an "Remade In Misery" wird der ein oder die andere etwas zu meckern haben. Für mich ist die neue Scheibe gegenüber dem Vorgänger (den ich allerdings auch nicht so übel fand) eine wahre Offenbarung. MEMPHIS MAY FIRE bewegen sich ein ganzes Stück zu ihren Wurzeln zurück. Die aktuelle Veröffentlichung ist härter, aggressiver und intensiver als alles, was die Texaner in den letzten zehn Jahren auf den Markt gebracht haben. Natürlich sind die Songs eingängig und die Refrains catchy bis cheesy. Doch daneben finden sich jede Menge exzellent gescreamte Shouts, fette Breakdowns und heavy Riffs en masse. Und gerade der Mix aus mitreißenden Hooks und cleanen Singalong-Chorüssen auf der einen, sowie brutalen musikalischen und vokalen Ausbrüchen auf der anderen Seite, macht guten Metalcore/Post Hardcore ja erst aus. Der Sound ist klar und druckvoll, und die einzelnen Stücke machen auch nach dem x-ten Durchlauf noch Spaß, ohne sich abzunutzen. Aus diesem Grund zeigen bei mir die Daumen beide nach oben. Tolles Album! 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (09.06.2022)

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