SEVENTH WONDER - The Testament

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VÖ: 10.06.2022
Bandinfo: Seventh Wonder
Genre: Progressive Metal
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

Nach dem grandiosen "The Great Escape" aus dem Jahre 2010 mussten sage und schreibe acht Jahre vergehen, ehe wir mit "Tiara" einen Nachfolger von den Schweden präsentiert bekamen. Glücklicherweise sind es diesmal nur erträgliche vier Jahre und uns steht mit "The Testament" ein neues Werk von SEVENTH WONDER bevor. Sänger Tommy Karevik ist in der Zwischenzeit nach Kanada gezogen, doch für das Songwriting flog Mastermind Andreas Blomqvist einfach mal rüber. Ob sich dieser Aufwand für den neuen Output gelohnt hat? In der Retrospektive hätte ich den Vorgänger "Tiara" bedeutend schlechter bewerten müssen, denn neben der unglaublich schwachen und dünnen Produktion war auch das Songwriting ziemlich unausgereift und irgendwann konnte/wollte ich den Namen "Tiara" schlichtweg nicht mehr hören. Dennoch war die Hoffnung groß, man würde mit "The Testament" zur alten Stärke zurückkehren.

Das neue Album ist als Gesamtkonstrukt diesmal kein zusammenhängendes Konzeptalbum, aber jeder Song beschäftigt sich irgendwo mit verschiedensten Emotionen. Die Single "Warriors" machte vorweg schon mal deutlich, dass die Produktion glücklicherweise wieder druckvoll und ausgeglichen daher kommt. Endlich wird dem Bass wieder eine Bühne gegeben und Tommys gottesgleiche Vocals dürfen unsere Ohren verwöhnen. "Warriors" würde ich als typische Single bezeichnen, die gut ins Ohr geht, den ganz großen Hype aber erstmal auf sich warten lässt. "The Light" hat als zweite Single bei mir aber dann genau den einen Nerv getroffen, der mich diese Band stets hat lieben lassen. Wunderbar eingesetzte Synthie Sounds, ein Tommy in Hochform und eine ausladende Hook, die dem ausdrucksstarken Gesang des Schwedens extrem entgegenkommt. Wenn ein Song von SEVENTH WONDER sich anfühlt wie ein kurzes drei-Minuten-Intermezzo, der Spaß aber über sechs Minuten Spielzeit inne hat, dann wird einem bewusst, was für ein verdammt starker Track das ist. "I Carry the Blame" geht es etwas gesitteter an und genießt einen sehr behutsamen Aufbau, der in Sachen Emotionen aber genau in die Kerbe schlägt, für die die Truppe bekannt ist. Trotz der fast schon balladesk angehauchten Strophen entfacht die Hook eine kleine Explosion, die in mehrstimmigem Gesang mündet. Was hier zusammenkommt, das passt einfach. Mutig wiederum finde ich das erste richtige Instrumental der Bandgeschichte mit "Reflections". Bei nur neun Songs kann das schnell nach hinten losgehen, doch gelingt es den Mannen auch hier, eine ordentliche Portion an Emotionen zu generieren. Gerade das Zusammenspiel der Instrumente funktioniert hier bestens und offenbart uns, dass jeder ein Meister seines Fachs zu sein scheint.

"The Red River" ist dann leider dieser eine überflüssige Song, den es nicht gebraucht hätte. KAMELOT haben angerufen, sie vermissen einen Song von irgendeiner B-Seite. Genau so und nicht anders lässt sich dieser Track umschreiben. Klingt wie ein extrem inspirationsloser KAMELOT Song, dem es an ALLEM fehlt. Die Strophen kreieren zumindest noch eine verhältnismäßig dichte Atmosphäre, doch die Hook wirkt beliebig und ohne Spannungsbogen ausgestattet. Mit "Invincible" folgt dann zugleich ein Song, der es ohne Umwege in die Top 3 der besten SEVENTH WONDER Songs schaffen könnte. Kurz und knackig mit vielen Passagen, die den technischen Wert der Band in den Fokus rücken. Für die Vocals von Tommy finde ich keine Superlative mehr, für mich persönlich ist er aktuell der beste Sänger auf diesem Planeten. "Mindkiller" möchte nochmal ein bisschen exotisch orientalisch klingen, biedert sich dabei aber zum Glück nicht an. Der Longtrack "Under A Clear Blue Sky" lässt keine Wünsche offen und die Ballade "Elegy" lässt zum Abschluss nochmal große Emotionen zu.

Bis auf einen Ausreißer ist "The Testament" also ein Schritt in die richtige Richtung und pulverisiert "Tiara" quasi im vorbeigehen. Ein bis zwei Songs mehr hätten dem Werk gut getan, doch das ist wie sooft Meckern auf hohem Niveau, denn mit "The Light", "Invincible" und "Under A Clear Blue Sky" servieren uns die Schweden einfach mal drei der besten Songs ihrer Karriere. 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sonata (05.07.2022)

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