BRYMIR - Voices In The Sky

Artikel-Bild
VÖ: 26.08.2022
Bandinfo: BRYMIR
Genre: Melodic Death Metal
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Nein, Melo-Death ist immer noch nicht gleich Melo Death, auch wenn dies wohl für so einige Bands zutreffen mag, die sich auf – meist hohem Niveau – kopieren. BRYMIR zeigte schon mit ihrem Vorgänger, dass zu dem griffigen Krach und den hastenden Melodien auch noch eine gehörige Portion Epicness und Bombast zu wiedererkennungsdienstlichen Zwecken in ihr Repertoire gehört. Nun hat die finnische Musiklandschaft ein Album mehr, das versucht, seinen Platz unter der metallischen Sonne zu ergattern und siehe da: BRYMIR halten an ihrem Erfolgsrezept in großen Anteilen zwar fest, wandeln sich aber weit genug und strecken sich weiter in dunklere Ecken, um sich der eigenen Identität sehr bewusst zu sein, ohne sich dabei selbst zu kopieren. 

Tatsächlich wirkt "Voices In The Sky" brachialer, düsterer und direkter als noch der Vorgänger, der durch große Choral-Einlagen und epische Melodie-Ausbrüche ziemliche Weite und gediegene Bombast-Wälle erzeugten. Und ja, eben diese Elemente findet man natürlich trotzdem wieder, doch der Einsatz wirkt gezielter, dosierter. Dieses Mal läuft man eben weniger Gefahr, an einer der breiten epischen Wänden zu zerschellen, als eher von einer direkt gezielten Speed-Walze kurzerhand platt gemacht zu werden. Rutscht man mal zwischen dem musikalischen Dampfhammer und der angedüsterten Klangfarbe in eine der melodischen oder Bombast-angehauchten Schützengräben, ist höchste Zeit, durchzuschnaufen. Denn man wird alsbald wieder ausgespuckt und in die nächste Tempo-Eskapade gezerrt und spätestens von "Borderland" zertrümmert.  Gut, dass sich dazwischen immer wieder Tracks wie "Far From Home" tummeln, die von der letzten Scheibe entlaufen und nun hier Junge gezeugt zu haben scheinen.

"Voices In The Sky" ist eine ganze Ecke abwechslungsreicher und gezielter geschliffen im Vergleich zum Vorgänger, und fühlt sich trotz des hohen Spannungslevels und Abwechslungsreichtums wie in einem Guss an. Wäre da nicht der Rausschmeißer "All Is One", der ein wenig verloren in eine andere Richtung experimentiert wirkt, ohne dies aber wirklich zu sein. Und als ob das nicht genug wäre, klatschen die Finnen mit dem Bonus "Diabolus Inferium" noch ein komplett eingeschwärztes Gastspiel darauf, gerade so, als müssten sie beweisen, dass sie auch dessen fähig wären – was ihnen wohl auch niemand jemals streitig machen würde. 

Auch wenn BRYMIR sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen gedenken und sich innerhalb ihrer auf hohem Niveau sehr weitreichenden Range in alle Richtungen strecken und entfalten, bringt "Voices In The Sky" gewohnt hohen Unterhaltungswert, eine ganze Menge hochgradige Spannung und einen ordentlichen Arschtritt in Sachen Speed und Direktheit. Zwar kommt "All Is One" am Ende doch fast ein wenig "out of line", aber abgesehen davon wüsste ich nun nicht, was man könnte besser machen. Weiterhin großartig!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (31.10.2022)

ANZEIGE
ANZEIGE