OCEANS OF SLUMBER - Starlight And Ash

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VÖ: 22.07.2022
Bandinfo: OCEANS OF SLUMBER
Genre: Progressive Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Holla! Was ist denn hier passiert?!

Für ihre letzte Scheibe hatten sich OCEANS OF SLUMBERS ja nicht gerade die Bestnote bei mir abgeholt. Dementsprechend skeptisch war ich vor der Erstlauschung des neuen Drehers "Starlight And Ash". Aber die Texaner werden ihrem Ruf als unberechenbare, stetige Weiterentwickler ihres Klangkosmos einmal mehr gerecht. Dass man aber doch weite Teile des vormaligen Soundkostüms über Bord wirft und mit der fünften Full Length-Veröffentlichung ihr musikalisches Konzept quasi noch einmal neu erfindet, hat mich dann doch schon sehr (positiv!) überrascht.

Was wir auf "Starlight And Ash" zu hören bekommen, ist erneut ein nicht zu schubladisierender Stilmix. Diesmal wurden die Metal-Elemente deutlich zurückgefahren, gleiches gilt für die überbordenden Prog-Bestandteile, die das Hörvergnügen auf dem Vorgänger phasenweise extrem erschwerten. Diesmal verzaubern Ausnahme-Sängerin Cammie und ihre Instrumental-Crew die Hörerschaft mit Versatzstücken aus Dark, Gothic, Southern und (dezentem) Prog Rock, gepaart mit intensiven Doom-Passagen, und jeder Menge Blues. Darüber hinaus schreckt man auch vor dem Einsatz von Post-Elementen (besonders in den ersten beiden Stücken "The Waters Rising" und "Hearts Of Stone") zurück, und verleiht der ohnehin schon beeindruckenden musikalischen Vielfalt des Album noch ein paar zusätzliche, äußerst spannende Nuancen.

"The Lighthouse" ist eine grandiose Mischung aus melancholisch-schmerzerfülltem Blues und magiedurchtränktem Southern Doom Dark Rock, mit einer betörenden Gesangsleistung von Cammie. Das hervorragende Video zum Song ist ebenfalls absolut empfehlenswert. "Red Forest Roads" beginnt verhalten steigert sich aber im weiteren Verlauf und gipfelt am Ende in einem furiosen, Doublebass-Stakkato-begleiteten Finale. In "The Hanging Tree" gibt es diesem Ausbruch am Ende nicht, trotzdem weiß die durchgehend ruhige Nummer in allen Belangen zu überzeugen.

"Salvation" ist Dark Blues per Excellence mit einem Gothic/Doom Metal-Abschluss zum Niederknien. Und herrlich doomig beginnt auch das nächste Stück. "Star Altar" wirkt ein wenig (und das ist keine Kritik, sondern ein Kompliment!) wie ein Post/Artrock-geschwängerte Nummer von AVATARIUM. Grandios! Danach entspannt eine bezaubernde Piano-Instrumental-Darbietung das geneigte Lausch-Publikum und lädt zum Augenschließen und Träumen ein.

"Just A Day" startet ebenfalls mit ruhigen Klavierklängen und der klaren, beinahe zerbrechlichen Stimme von Cammie. Der erste Teil des Stückes präsentiert sich ruhig und minimalistisch, ehe sich der Song in eine unter die Haut gehende Doom/Gothic Metal-Nummer verwandelt. Man könnte meinen, dass aufgrund der Unzahl vorhandener Versionen nun wirklich keine weitere Interpretation des Klassikers "House Of The Rising Sun" notwendig gewesen wäre. Doch diese Variante hier von OCEANS OF SLUMBER in ihrer Reduziertheit und getragen vor allem durch Cammies Gesang und die ergreifende Instrumentierung durch Violine und Cello weiß restlos zu begeistern und zu überzeugen. Gänsehaut ist garantiert!

Nach dieser State-of-the-art-Vorstellung hat es der Albumcloser natürlich alles andere als leicht. Doch OCEANS OF SLUMBRER greifen noch mal tief in die Trademark-Kiste und füllen die fünf Minuten Spielzeit "The Shipbuilder's Son" noch einmal mit allem, was das neue Album ausmacht: von zart bis hart, von Blues bis Prog, von Dark bis Doom. Und so endet ein wahrlich großartiger Longplayer geradezu perfekt.

Fazit:

Wow! Was für ein Unterschied! Konnte mich 2020 der selbstbetitelte Vorgänger nur gerade so einigermaßen überzeugen, bin ich von der aktuellen Veröffentlichung einfach nur hin und weg. OCEANS OF SLUMBER haben ihre musikalische Ausrichtung einer umfassenden und radikalen Frischzellenkur unterzogen, die sich wirklich bezahlt gemacht hat. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich dies auch deutlich in der aktuellen Punktevergabe bemerkbar macht. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (30.08.2022)

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