ELECTRIC CALLBOY - Tekkno

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VÖ: 16.09.2022
Bandinfo: ELECTRIC CALLBOY
Genre: Electro Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

ELECTRIC CALLBOY haben seit ihrer Neubesetzung mit Sänger Nico Sallach ordentlich von sich Reden gemacht und sind sprichwörtlich durch die Deck gegangen. Seit dem "Hypa Hypa" Video hat jedes folgende Video mindestens die eine Millionen-Marke überschritten und der Push durch unzählige Reaction Videos von diversen Channels war hierbei natürlich auch ein Faktor. Die Jungs scheinen den Zeitgeist von Youtube/Social Media und Co. verstanden zu haben und machen sich diesen zunutze. Seit einer ganzen Weile wurde am ersten Longplayer mit Nico gearbeitet, doch ließ man sich mit der gesamten Promotion (fünf von zehn Songs sind bereits samt Video released) ordentlich Zeit und schob zwischendrin eine Eurovision Bewerbung rein, die zwar abgeschmettert wurde, den Push von ELECTRIC CALLBOY aber in noch höhere Höhen katapultierte. Die Namensänderung fand im übrigen aus gutem Grund statt. In manchen Regionen der Welt wird "Eskimo" als Beleidigung wahrgenommen (z.B. in Teilen von Kanada) und war tatsächlich auch der Grund dafür, warum manche Festivals etc. die Band nicht booken wollte. Die Jungs haben sich auf ihrem Youtube Kanal näher mit der Geschichte befasst und im Anschluss diese Entscheidung getroffen. Zurück zur Musik! Am 16. September ist es nun endlich soweit und "Tekkno" erblickt das Licht der Welt. 

Die Singles rund um "Pump It", "We Got The Moves" und "Spaceman" schlugen alle in etwa in dieselbe Kerbe, haben catchige Hooks gekonnt mit einer ordentlichen Prise Humor, Härte und elektronischen/poppigen Elementen kombiniert. Die Jungs haben eine Formel gefunden, die funktioniert und gerade mitsamt der visuellen Unterstützung in Form der Videos blendend funktioniert. "Fuckboi" ging dann mehr in die Poppunk Richtung der frühen 2000er und wirkte wie eine charmante Hommage an AVRIL LAVIGNE, BLINK-182 und Co."Hurrikan" hat den Vogel dann komplett abgeschossen, den Schlager aufs Korn genommen und binnen knapp zwei Minuten auch sprichwörtlich geschlachtet. "Mindreader" ist dann einer der Songs, der sowohl instrumental als auch textlich eine ernsthaftere Richtung anstrebt. Das synthie-lastige Intro bedient sich zwar der klassischen Elemente, der Grundton wirkt aber bedeutend düsterer in Relation zu den "Fun"-Tracks. Kevin darf sich in den Strophen mit seinen Screams austoben, während Nico abermals in der Hook brilliert, die gut ins Ohr geht. Mir gefällt, dass der Track einige Tempowechsel anstrebt und das Ganze frisch hält. Ein ausladender Breakdown darf natürlich nicht fehlen und lässt die Nackenmuskulatur ordentlich arbeiten. "Arrow Of Love" bietet einen schönen Zwiespalt zwischen der euphorischen Hook und den extrem aggressiv vorgetragenen Strophen. Die Message ist klar, man möchte Liebe verbreiten und setzt das musikalisch mit Nachdruck um. "Parasite" wird dem Titel des Albums sehr gerecht und hat starke "Tekkno"-vibes inne. Wer hier kein Blade (Film) Flashback bekommt von der legendären Duschszene, dem kann ich auch nicht helfen. Allgemein ist "Parasite" mit Sicherheit der insgesamt heavieste Song der Platte und zeigt auch Nico in den Cleans sehr aggressiv und variabel zugleich. Das dieser 90er Techno-Sound immer wieder aufgegriffen wird, lässt mich schmunzeln und verbreitet ungemein viel Energie. "Tekkno Train" knallt dann schön die "cringe"-Lyrics raus von Loverboy Nico und hat mich doch das ein oder andere Mal prusten lassen. Dennoch weiß der euphorische Klang der Truppe anzustecken und nutzt das häufig eingesetzte Rezept schlichtweg nicht ab. "Neon" ist zum Abschluss mein persönliches Highlight, obgleich Kevin hier vocal-technisch gar nicht zum  Einsatz kommt. Dieser 80er-Cyberpunk Vibe kriegt mich einfach und macht unglaublich viel Bock. Was Nico hier gesangstechnisch in der Hook abreißt, zeigt aber seine beste Gesangsleistung bis hierhin. Der Mann mag immer schön lustig rüber kommen, aber VERDAMMT hat er eine fette Stimme. Emotional weiß der Song den Hörer einfach einzufangen und kombiniert synthie-lastigen 80s Pop perfekt mit dem elektronischen Metal, den die CALLBOYS anstreben.

"Tekkno" bietet leider nur eine halbe Stunde Spielzeit, doch in dieser halben Stunde habe ich durchgängig Spaß - wohlgemerkt bei jedem Durchlauf. Natürlich ist das Rezept insgesamt simpel gehalten, aber wie effektiv und charmant die Truppe es rüber bringt, muss man einfach lieben. Zwei bis drei mehr Songs hätten es nach der langen Wartezeit durchaus sein können, aber "Tekkno" ist für mich nichtsdestotrotz ein immer wieder prickelnder Cocktail, der mich durchweg grinsen, headbangen und mitwippen lässt. Wer die Chance hat, sich das Spektakel live anzusehen, dem sei es wärmstens ans Herz gelegt. Ich habe selten eine so kranke Synergie zwischen Crowd und Band erlebt wie hier. Wer ELECTRIC CALLBOY für das liebt, was sie sind, der wird hier auf seine Kosten kommen. Wem der bisherige Werdegang seit Nico auf den Senkel ging, der wird auch beim Longplayer die Augen rollen. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (12.09.2022)

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