LIVE BURIAL - Curse Of The Forlorn

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VÖ: 23.09.2022
Bandinfo: LIVE BURIAL
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Selten hat mir eine 3,5-Punkte-Bewertung eine Seelenpein bereitet wie die von LIVE BURIALs Zweitwerk "Unending Futility". Mit ihrem Mix aus rabiat-unkonventionellem Songwriting, blutigen Vocals und einem absolut vorbildlichen Sound in der goldenen Mitte von Organik und Moderne haben sich Jamie Brown und seine Kumpels in das Herz des Verfassers gedeatht...und einen selben zugleich überfordert bis abgehängt, weil sie an mancher Stelle schlicht zu viel wollten und Schleifen drehten wie ein orientierungsloser Tourist, dessen Reisenavigator irgendwo in Hintertuckistan den Dienst quittiert.

Da wir aber stets optimistisch sind und jeder Band eine stabile Lernkurve unterstellen, harren wir der Dinge und gehen davon aus, dass der nun auftischende Nachfolger "Curse Of The Forlorn" die damals vorenthaltenen Punkte wettmacht. Doch um es kurz zu machen: besagte Lernkurve existiert, jedoch mit Vorzeichenfehler...mit streng monotoner Steigung in die falsche Richtung...mit voller Motivation und doppeltem Auerbach hinein in den Keller der Mittelprächtigkeit. Ich weiß nicht, was im Hause LIVE BURIAL passiert ist, aber Songs wie "Seeping Into The Earth", "Condemned To The Boats" "Swing Of The Pendulum" – originelle Tracks, die einen vom ersten Spin an mitnehmen und das von Generik geplagte Death-Metaller-Herz im Blastbeat schlagen lassen – sucht man auf "Curse Of The Forlorn" vergebens.

Vielmehr findet man das stupide "von-der-Stange-Gekloppe", das man "Unending Futility" seinerzeit gerade nicht attestieren konnte, nun vermehrt, wenn nicht sogar überwiegend vor. Oder kann jemand "Despair Of The Lost Self", "The Ordeal Of Purification", "Exhumation And Execution" und "Blood And Copper" ernsthaft voneinander unterscheiden? "Ich selbst vermag das nicht", würde der berühmte Seelenklempner und Feinschmecker Hannibal Lecter sagen. Standesgemäße (um nicht zu sagen generische) Death-Metal-Riffs werden mit wütenden Beats durch die Prärie gejagt und Kollege Brown kredenzt uns dazu seinen schönsten, hämoglobinschwangeren Brunftschrei – mehr gibt's dazu nicht zu sagen. "The Ordeal Of Purification" glänzt noch im Abgang mit einem genialen Gitarrensolo und einem furiosen Axt-Battle, der möglicherweise auf die Rückkehr von Altklampfer Jake Bielby zurückzuführen ist, aber das war's dann auch schon mit den Extravaganzen. Zumal es lange, unübersichtliche Schinken der Marke "This Prison I Call Flesh" schon auf dem Vorgänger gab.

Und zu guter Letzt ist auch von dem formidablen Sound "Unending Futility" nicht viel geblieben. "Curse Of The Forlorn" räumt den Gitarren zwar mehr Raum und Räudigkeit ein, kommt aber im Gesamtbild leiser und vor allen Dingen verwaschener darüber. Müsste ich die Alben in puncto Sound und Songwriting in der vielbeschworenen Lernkurve sortieren, würde ich "Curse Of The Forlorn" zeitlich klar vor "Unending Futility" setzen. Insofern tut es mir abermals in der Seele weh, den talentierten Briten anstelle ihrer eigentlich verdienten vier Punkte sogar noch ein Downgrade verpassen zu müssen. DeLorean fahren mag im Death Metal gemeinhin Uso und nicht selten ein Zugewinn sein, aber hier hätten LIVE BURIAL wahrscheinlich besser den Rückwärtsgang eingelegt.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (23.09.2022)

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