DÉCEMBRE NOIR - Pale Serenades (EP)

Artikel-Bild
VÖ: 30.09.2022
Bandinfo: DÉCEMBRE NOIR
Genre: Doom Metal
Label: Lifeforce Records
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste

Das Erfurter Doom Death-Quintett bringt in Form einer EP vier Songs aus unterschiedlichen Schaffensperioden als Wiederveröffentlichung heraus. So weit, so unspektakulär. Doch es handelt sich hier nicht einfach nur um einen simplen Re-Release. Vielmehr haben DÉCEMBRE NOIR alle vier Songs komplett neu arrangiert und eingespielt, und für jedes Stück konnte ein anderer namhafter Gastsänger gewonnen werden. Zum Vergleichen habe ich zu jedem Track die Original- und die EP-Version als Video in dieser Rezension verlinkt. Die Unterschiede sind schon beachtlich.

Los geht es mit "A Swan Lake Full Of Tears". Die Timeline der Reise in die musikalische Vergangenheit der Thüringer bewegt sich chronologisch rückwärts. Folglich ist der EP-Opener das jüngste vertretene Stück. Die Originalversion findet sich auf dem Vorgänger-Album "The Renaissance Of Hope" aus dem Jahr 2020. Zu dieser Scheibe könnt ihr hier das zugehörige Review noch einmal nachlesen. Die EP-Version von "A Swan Lake Full Of Tears" ist rein akustisch gehalten und kommt (auch und gerade) durch den ausschließlich klaren Gesang eine ganze Ecke melancholischer daher. Der unverwechselbare Sound des Organs von ANTIMATTER-Frontmann Mick Moss, mit dem stets dezenten Michael-Stipe (R.E.M.) Gedächtnis-Timbre in der Stimme, transformiert das phasenweise doch sehr wütend daherkommende Original von "A Swan Lake Full Of Tears" in eine ergreifende, zerbrechliche und traurige Ballade.

Der Gastgesangs-Beitrag in "Barricades" stammt von keinem Geringeren als dem MY DYING BRIDE-Mastermind Aaron Stainthorpe. Und auch bei dieser Neuinterpretation des ursprünglich auf dem 2018er Götter-Album "Autumn Kings" erschienenen Tracks könnte der Kontrast nicht größer sein. Im Original ein state-of-the-art Doom Death Metal-Meilenstein, wird aus dem "Barricades" von vor vier Jahren eine weitere, rein akustisch gehaltene Variante, die begleitet von klagenden Streichern fast gänzlich von Aarons Stimme getragen wird und mehr als einmal für einen Gänsehautmoment sorgt.

Sehr elektronisch startet "Small.Town.Depression". Auch wenn in dieser Nummer Stromgitarren und Drums vorhanden sind, unterscheidet sich die EP-Version, in der Michelle von END OF GREEN einmal mehr sehr gekonnt die Darkness besingt, doch sehr vom Original aus dem Jahr 2016 (vom Album "Forsaken Earth"). Und so wird aus dem düster-melancholischen Metal-Song eine mitreißende Electro-Gothic-Nummer, die sich auch auf einem Album der Stuttgarter Dark-Rocker richtig gut machen würde.

Am weitesten entfernt vom typischen DÉCEMBRE NOIR-Stil ist das vierte Stück der EP. 2014 präsentierten uns die fünf Herren von der Krämerbrücke auf dem Album "A Discouraged Believer" einen düster-melodischen Doom Death-Song mit Endzeit-Thematik. In Verbindung mit dem Gastgesang von TRIVIUMs Matt Heafy wird in der Neueinspielung daraus ein Modern Metal-Track, der nur noch sehr entfernt an das Original im Speziellen und an DÉCEMBRE NOIR im Allgemeinen erinnert. Aber gerade deswegen ist das Stück etwas Besonderes.

Fazit:

Die Thüringer Doom Deather präsentieren auf der "Pale Serenades"-EP vier bemerkenswerte, zurecht aus der Diskografie herauszuhebende Stücke, packen diese jedoch sowohl instrumental als auch vokal und arrangement-technisch in ein vollkommen neues Gewand, das sich jeweils am Stil und Sounds der Stamm-Kapellen der vier Gastsänger orientiert. Und so zeigen die Tracks eine doch gänzlich neue, interessante Seite von DÉCEMBRE NOIR. Auch wenn es sich "nur" um eine EP handelt, kann ich für "Pale Serenades" meine volle Empfehlung aussprechen. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (11.10.2022)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE