SARCATOR - Alkahest

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VÖ: 04.11.2022
Bandinfo: SARCATOR
Genre: Death / Thrash Metal
Label: Black Lion Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Reif und morbide
Aus Schweden kommt ein Album über das Internetz zu mir geflattert, das mich glatt vom Hocker haut. Der Gitarrensound von den Death Thrash Metalyoungsters SARCATOR klingen so mächtig, wie DISSECTION und sie spucken todverliebte Verse ins Mikro, wie es IN SOLITUDE schon vor ihnen taten. Vier Jungspunde schlagen mit dem nächsten Streich „Alkahest“ ein neues Kapitel ihrer Karriere auf, der einen ausgereiften, morbiden Sound offenbart. Lange lebe die Veränderung, lang lebe das Acid.
 
Lobpreiset das Acid
SARCATOR bedienen sich der dunklen Thematik der guten alten Hölle, und mit dem Namen „Alkahest“ treffen sie genau ins Schwarze. Das lateinische Wort klingt nicht nur wie ein feines Wort für Acid, sondern ist im Prinzip eines. Es steht für eine Art Universallösungsmittel, das alles zerfrisst, was in unserm Universum existiert, Sterne, sowie Lebendiges als auch Untotes. Alles wird mit dem altertümlichen Acid übergossen und zerlegt sie in Einzelteile.  Der Grundgedanke des Auflösens zieht sich konsequent durch die Liedertexte, teilweise symbolisch „Pieces of the I fall apart, like shards of a broken star…“ (Dreameater) oder auch wortwörtlich “I've closed my eyes to seek the way to release my burning flesh.” (Ascend), stets in Begleitung von Tod verherrlichender Poesie. Was SARCATOR uns damit sagen wollen, ist nicht so wichtig, jeder soll seine eigene Meinung dazu bilden – jedenfalls habe ich für mich habe folgende Lehre gezogen: das Acid wird lobpreist, denn in ihr liegt die Lösung aller Probleme (hehe, get it?)
 
Alt versus Neu
Im Vergleich zum Debüt “Sarcator” trifft der Begriff "ausgereifter Sound" auf das neue Album tatsächlich zu. Ihre Mitten-in-die-Fresse Attitüde ist passé, vier-minütige Haudraufknaller wie „Abyssal Angel“ stehen nicht mehr im Programm, sondern eher progressive Riffs, die sich von der Stimmung her zu einem düsteren Desaster aufbauschen. Mal wird das Tempo angezogen und die Gitarristen schreddern in die Saiten (Ascend), mal halbiert es sich, bei dem die Cleangitarre zum Vorschein kommt (Sorrow´s Verse). Man wird ständig hin und hergerissen, von heftigen Moshparts und gemütlichen Stimmungsliedern. Dazwischen gibt es auch mal rhythmisch fetzige Midtemposongs wie „Perdition´s Hand“, die ins Black Metalgefilde á la TAAKE gehen.
 
Trommelfell zerfetzender Gesang
So ätzend, wie das Lösungsmittel Alkahest, klingt auch der Gesang von Mateo Tervonen. Er sprüht seine giftigen Kreischanfälle ins Mikro, das einem das Trommelfell zerfetzt. Zusammen mit den morbiden Riffs wird man in die Knie gezwungen und den Kopf kreisen lassen, so, als würde man versuchen das die ätzende Chemikalie aus seinen Lauschern herauszuschleudern. Erfolg hätte man damit nicht, aber gepflegtes Headbangen tut man dazu sowieso gerne. Der absolute Burner von Tervonens Schreineinlagen gibt es im „Dreameater“, wenn die verzerrten Gitarren in die ruhige Stimmung hineingrätschen und ein langgezogenes „Heeeeeeeeeeeeear“ aus den Boxen dröhnt.


 

Mein Bier ist schal, was für eine Qual
Im Großen und Ganzen bewegen ich die Spiellänge der Lieder im humanen Bereich, außer bei „Alkahest“, das mit seinen zehn Minuten den Rahmen sprengt. Es spricht nichts gegen eine progressive Herangehensweise aber zwei Minuten instrumentales Herumklimpern, bis es mal so richtig abgeht, stellt einen auf die Geduldsprobe. Bevor Tervonen das erste Wort ins Mikro, brüllt ist mein Bier schon so schal, dass ich es nur mit großem Bedauern austrinke   – das tut meiner Metallerseele weh.  
 
SARCATOR sind in der Tat reifer geworden und haben einen Sound kreiert, den man etwas abgewinnen kann. Ich würde nicht sagen, dass die Band sich von ihrem Ursprung entwurzelt haben, trotzdem klingt sie nicht wie früher. Die komplexen Songstrukturen gehen mit todverliebten Songtexten einher, die durch Tervonens ächzendem, krächzendem Geschrei herrlich rüberkommen. Manchmal irren die Schweden im progressiven Gefilde zu lange umher, was mir um mein Bier zu schade ist - aber Satan sei Dank gibt es noch Riffs, die am Stil des „Sarcator“-Albums anknüpfen und einen die langwierigen Liederparts vergessen lassen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Julian Dürnberger (16.11.2022)

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