DEVIN TOWNSEND - Lightwork

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VÖ: 04.11.2022
Bandinfo: DEVIN TOWNSEND
Genre: Progressive Metal
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

DEVIN TOWNSEND tanzt ja bekanntlich auf mehreren musikalischen Hochzeiten und fällt für mich in die Kategorie "verschrobenes Genie". Nach seinem 2019er "Empath"-Epos erscheint nun mit "Lightwork" der Nachfolger.

Hier erwartet den Hörer die eher poppige Seite von DEVIN TOWNSEND. Wer härtere Klänge erwartet, der dürfte schwer enttäuscht werden.

"Moonpeople" ist der gemächliche Einstieg in das Album. Der Sound erschlägt einen gleich etwas und es fallen die doch etwas synthetisch klingenden Drums auf, die sich so auch ziemlich eintönig durch das gesamte Album ziehen. Ein Frevler würde dazu Bumsbeat sagen. Wollen wir natürlich nicht.

 

"Lightworker", der Quasi-Titelsong, bleibt ebenfalls im gleichen Tempo hängen. Die Melodien sind weitgehend sehr eingängig und auf Pop getrimmt. Die Stimme ist x-fach gedoppelt und der hallige Soundbombast wird hier gleich noch mindestens eine Stufe höhergeschraubt. Kann man mögen oder es ist einem nach mehrmaligen Durchläufen etwas zu viel.

 

"Equinox" balanciert haarscharf an der Grenze zum Ethno-Pop. Die sphärischen Klänge sind sicherlich gewöhnungsbedürftig, die Melodien gehen aber dennoch weiter gut ins Ohr. Allerdings ist das Ganze doch etwas gleichförmig. Lediglich die aggressiven Vocals lassen zur Mitte hin etwas aufhorchen, auch wenn das irgendwie nicht so ganz mit der soften Ausrichtung harmonieren will. Aber so ist er eben, unser Devin.

"Call Of The Void" ist das eingängigste Lied der Platte und hat auch den besten Chorus. Aber nunmehr auch der vierte Song mit dem gleichen Drum-Pattern, der das Stück etwas vor sich hinplätschern lässt. Der Chorus entschädigt hierfür aber dennoch und man summt das Stück tagelang vor sich hin. 

Der Siebenminüter "Heartbreaker" liefert erstmals so etwas wie Stakkato-Gitarrenriffs, die dann aber mit fortlaufender Zeit wieder im ätherischen Klangbild untergehen. Da wäre manchmal weniger mehr gewesen, zumal der Song sich dann gegen Ende hin immer schräger und unharmonischer zeigt.

Bei "Dimensions" wird endlich einmal das Tempo etwas angezogen, allerdings fällt hier erneut der ewig gleiche Drumbeat unangenehm auf und ich werde mit dem Sound einfach nicht warm. Das Ganze klingt übersteuert und total überfrachtet, die Instrumente und Effekte überlagern sich und sind so hallig aufgenommen wie in einem Bergtal. Muss man mögen.

"Celestial Signs" hat einen sehr symphonischen Touch und auch wieder einen netten Chorus in der Machart der ersten vier Nummern.

"Heavy Burden" ist geprägt von Vocal-Effekten und Kinder-Chorgesang. Unter dem ganzen Bombast und synthetischen Effekten fehlt mir auch hier wie bei den meisten Stücken ein richtiger Song.

Bei "Vacation" wird endlich die ganze Effektladung zurückgefahren und mit sparsamer Instrumentierung unterlegt. Unterm Strich bleibt dann ein netter, ruhiger Popsong übrig, der keinem wehtut.

Das abschließende über zehnminütige "Children Of God" fasst noch einmal die gesamte Problematik der Scheibe zusammen. Unter dem ganzen Soundgemenge geht die Stimme von DEVIN TOWNSEND ziemlich unter, der hallige Sound wirkt auf lange Sicht recht nervig und es fehlt an einem "echten" Song. Teilweise erinnert das Ganze an ENIGMA, was jetzt jeder für sich bewerten kann, ob das nun gut oder schlecht ist. Die zweite Hälfte des Stückes besteht nur noch aus Choralgesang und lässt einen nur bitte mach jetzt endlich Schluss flehen. Zum Ende gibt es noch zwei Minuten Meeresrauschen. Nun ja – das wäre dann wohl eher etwas für eine Meditations-CD gewesen.

Ich für meinen Teil war ehrlich gesagt froh, dass das Album nach einer knappen Stunde zu Ende war. Große Lust auf eine sofortige Wiederholung hatte ich nun absolut nicht. Auch wenn mir die Deluxe-Edition mit einer weiteren CD zur Verfügung stand, beschränke ich mich auf die Review des Hauptalbums. 

Der Presseinfo ist zu entnehmen, dass es das Ziel war, "etwas Schönes, Kathartisches, Kraftvolles und Klares zu schaffen. Ein Gefühl von Optimismus und Kraft in einer Zeit, die man gemeinhin als »deprimierend« bezeichnen kann. Es geht um Stärke, Liebe, Akzeptanz, Angst und gemeinsame Überwindung". Nun denn....

Zu den Gästen auf dem Album gehören Freunde und Weggefährten aus Mr. Townsends Vergangenheit (Anneke Van Giersbergen, Ché Aimee Dorval, Morgan Agren, Mike Keneally, Steve Vai, Elektra Women's Choir) sowie einige neuere Freunde und Gesichter (Darby Todd, Diego Tejeida, Nathan Navarro, Federico Paulovich, Jonas Hellborg).

Fazit: DEVIN TOWNSEND hat verschiedene Gesichter. Auf "Lightwork" wird weniger der Rock-Fan als der Ethnopop-Freund angesprochen. Vorheriges Reinhören sollte also absolute Pflicht sein. Mir gibt das Ganze leider nur wenig bis gar nichts.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (10.11.2022)

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