LEATHERWOLF - Kill The Hunted

Bandinfo: LEATHERWOLF

Genre: Heavy Metal
Label: ROAR Rock of Angels Records
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Lineup | Trackliste | Credits
Es ist zum Haare raufen. Die ungünstigste Konstellation für uns Rezensenten ist die einer Band, die in den Achtzigern diverse Erfolge vorweisen oder gar Kultstatus erlangen konnte und die nach Auflösung und Re-Unionen ein gefühltes Jahrhundert nach ihren auch heute noch bekannten und geliebten Frühwerken versucht, ein weiteres Album zu etablieren. Wenn dann noch erschwerend hinzukommt, dass von der ursprünglichen Besetzung nur noch ein Mitglied übriggeblieben ist (und das auch noch "lediglich" der Schlagzeuger ist), hat man die unter allen Umständen schlechteste Ausgangsposition für eine Besprechung.
Dieser Umstand trifft exakt auf LEATHERWOLF zu. Die Combo um Sänger und Gitarrist Michael Olivieri, der neben seiner Tätigkeit am Mikrofon, den Sechssaiter-Sound von LEATHERWOLF zur Triple Axe Attack ausweitete, brachte von Mitte bis Ende der 80s drei wirklich hervorragende Scheiben heraus, von denen vor allem "Leatherwolf II" (1987) mit dem Überhit "The Calling" und "Street Ready" (1989) mit der Hymne "Thunder" bis heute Kultstatus genießen.
Danach verschwanden LEATHERWOLF für lange Zeit von der Bildfläche. 1999 erfolgte die Re-Union, 2006 wurde ein Comeback-Album veröffentlicht ("World Asylum"), dem 2007 die Scheibe "New World Asylum" folgte. Danach wurde es erneut still um die Herrenrunde aus Huntington Beach.
Ende 2022 wollte es Drummer Dean Roberts dann wohl noch einmal wissen, und mit neuer Crew wurde "Kill The Hunted" aufgenommen. Die Frage, die sich nun stellt, ist, schaffen es LEATHERWOLF auch nur ansatzweise an ihr Frühwerk anzuknüpfen? Die Antwort lautet "Jein".
"Kill The Hunted" ist definitiv KEINE Konkurrenz für "Leatherwolf II" und "Street Ready". Aber! Nach dem recht modern wirkenden Einstieg im Stil des heutzutage gängigen US-Metal schaffen die Lederwölfe es tatsächlich, sich back zu ihren roots zu orientieren. Spätestens ab "Madhouse" wird die neue Scheibe zu einer coolen Achtziger-Party. Die Stücke glänzen mit eingängigen Hooks und melodischen Refrains.
Immer wieder mischt sich eine zwar sehr dezente, aber doch hörbare Prise Prog unter den Sound. Gewürzt wird das Ganze mit großartigen Soli und Twin-Gitarren-Läufen (die aber eben leider keine Triple Axe Attack sind). Der Klang ist auf der Höhe der Zeit, klingt aber nicht nach Plastik und wird den traditionell ausgerichteten Stücken absolut gerecht. Die Instrumentalfraktion macht ihre Sache gut, und Sänger Keith Adamiak sorgt von der ersten bis zur letzten Minute dafür, dass man den Original-Frontmann zu keiner Zeit vermisst.
Fazit:
LEATHERWOLF anno 2022 sind nicht LEATHERWOLF anno 1989. Wenn man diesen Fakt akzeptiert, ebenso wie die mit dem fast kompletten Line Up-Wechsel einhergehenden weggefallenen einstigen Trademarks der Band, dann entpuppt sich "Kill The Hunted" als wirklich guter US-Metal mit starker 80s-Schlagseite, der auch nach mehrmaligem Hören nicht nervt oder schwächelt. Unter den gegebenen Umständen das Beste, was die neuen LEATHERWOLF aus ihrer musikalischen Historie herausholen konnten.