INDUCTION - Born From Fire

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VÖ: 25.11.2022
Bandinfo: INDUCTION
Genre: Power Metal
Label: Atomic Fire Records
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Lineup  |  Trackliste

INDUCTION sind 2019 gerade Mal frisch mit ihrem Debüt durchgestartet, waren mit ARMORED DAWN auf Tour und hatten große Pläne. Innerhalb kürzester Zeit löste sich das Konstrukt allerdings auf, da Tim als auch Martin die Band gern full-time weiter geführt hätten, die anderen Mitglieder allerdings schon stark eingespannt waren in anderen Bands. Also musste quasi eine fast runderneuerte Band her, wobei die Spitze des Eisbergs erst erreicht war, nachdem auch Gründer Martin Beck der Band und dem Business den Rücken kehrte. Tim Hansen musste also von null auf hundert ein komplett neues Lineup auf die Beine stellen. So geschehen! Mit Marcos Rodriguez (Ex-RAGE) konnte er einen richtigen Veteran als zweiten Gitarrist hinzugewinnen, während die anderen Namen meher oder minder ihr Debüt geben im professionellen Musik-Business. Craig Cairns (Vocals), Dominik Gusch (Bass) und Kian Kiesling (Drums) sollten das Lineup finalisieren, wobei letzterer die Band kurz nach den abgeschlossenen Aufnahmen zum Zweitwerk "Born From Fire" wieder verlassen hat und bisweilen durch den Session Drummer Dominik Zester ersetzt wurde. Ganz schön viel Vorgeplänkel für eine Plattenbesprechung, doch dieses Durcheinander mussten wir vorweg erstmal sortieren. Zsofia Dankova zauberte das wunderschöne Artwork zum neuen Longplayer herbei und ersetzte somit Stan W. Decker, der sich noch für das Debüt ausgezeichnet hatte. Nun wollen wir aber Mal schauen, ob INDUCTION ohne Gründungsmitglied Martin Beck und quasi runderneuert mit Ausnahme von Tim Hansen noch an den Kernsound des Debüts anknüpfen können...

Der Titeltrack eröffnet das Album ziemlich kompromisslos und macht vor allem eines deutlich: Craig Cairns ist ein BIEST an den Vocals und sicherlich eine gigantische Bereicherung für das gesamte Genre. Soundtechnisch hat man hier mit Jacob Hansen alles richtig gemacht, der sicherlich einer der besten Produzenten unserer Zeit ist, wenn es um metallischen Sound geht. "Born From Fire" ist ein kurzweiliger Power Metal Track der ersten Güte, der ein bisschen wie eine Hommage an HEAVENLY und BEAST IN BLACK wirkt. Gerade im Mittelteil spürt man überdeutlich die BEAST IN BLACK vibes und in Richtung Hook überkommen mich dann schlichtweg vibes der französischen Power Metaller von HEAVENLY. Ich denke, dass dieser Schritt als Opener ein guter ist, weil er die Kernelemente des klassischen Power Metals der frühen 2000er bedient und gleichermaßen den modernen Sound des Genres anstrebt, für den INDUCTION ja höchstselbst standen auf ihrem 2019er Debüt. "Scorched" reizt mit seinen über sieben Minuten Spielzeit das Können der Truppe bedeutend mehr aus und markiert in meinen Ohren einen der besten Songs der noch jungen Bandgeschichte. Epische Orchestrationen aus Peter Crowleys Feder mischen sich mit wuchtigem Riffing und aggressiven Cleans von Craig zusammen, was ein wunderbares und vor allem spannendes Gesamtkonstrukt ergibt. Der ganze Aufbau bis hin zum grandiosen Chorus ist schlichtweg überragend und zeigt überdeutlich auf, wie gereift Tim Hansen in Sachen Songwriting bereits auf dem gerade Mal zweiten Werk seiner jungen Karriere zu sein scheint. Moderner Power Metal der ersten Güteklasse, der auch jeden Fan des Debüts glücklich machen wird. "Fallen Angel" ist dann wieder etwas gradliniger und besticht vor allem durch Highspeed und toll inszenierte Modulationen, die Craigs gesamte Bandbreite aufzeigen. "Go To Hell" trifft meinen Geschmack von allen Tracks leider am wenigsten und versackt ein wenig durch die monotone Hook, der das "Besondere" an allen Ecken und Enden abgeht. "Embers" fängt das mit Leichtigkeit auf und serviert den wohl spannendsten Song der Platte. Trotz seiner kurzen Spielzeit erschafft der Track einen grandiosen Spannungsaufbau, der in ein episches Finale mündet. Chapeau! 

Ganz fett hervorheben möchte ich noch "Ghost Of Silence", das mit fortnehmender Dauer ebenfalls immer mehr an Epik hinzugewinnt, während der Beginn fast noch ruhig und atmosphärisch wirkt in Relation dazu. INDUCTION schaffen es mit Leichtigkeit, in so gut wie jedem Song einen Spannungsbogen zu kreieren, der beilaune hält. Selbst die erste waschechte Ballade des Hauses erzeugt pure Gänsehaut mit ihrem akustischen Anstrich. Die Pianomelodie erweckt Emotionen wie ich es lange nicht mehr erlebt habe im Power Metal Genre, wo doch sonst der Kitsch dickflüssig aus den Boxen quillt. Hier bleibt nur Schönheit und Anmut zurück, was einen mehr als würdigen Abschluss darstellt. Ich hätte mir für die offizielle Tracklist gewünscht, dass "Sacrifice" kein Bonustrack ist und das Album nicht abschließt. Da wäre "Eternal Silence" definitiv die bessere Wahl gewesen. Sei's drum. "Born From Fire" zeigt extrem eindrucksvoll auf, dass mit INDUCTION trotz des gravierenden Lineup-Wechsels mehr als nur zu rechnen ist. Tim Hansen hat definitiv die Songwriting Skills seines Vaters in der DNA und addiert seine höchsteigene Persönlichkeit hinzu. Es klingt anders als das Debüt und doch fühlt es sich so an, als würde man "nach Hause" kommen. Ein gelungener Spagat mit tollen Neuerungen, die nie versuchen, das tolle Debüt wegzudrücken. Die Zukunft gehört definitiv den Jungs von INDUCTION!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (24.11.2022)

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