SCREAMER - Kingmaker

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VÖ: 13.01.2023
Bandinfo: SCREAMER
Genre: Heavy Metal
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Oh, Deibel in der Hölle, was war denn anno dazumal in seine Lordschaft gefahren, als er die ehrenwerten SCREAMER und ihr fabulöses "Highway Of Heroes" mit armseligen 3,5 Punkten abwatschte? Wegen eines kleinen Gefälles der Unterhaltungsintensität? Es mag sein, dass nicht jeder Song es mit einem "Ride On" oder "Shadow Hunter" aufnehmen kann, doch war das finale Votum, das interessanterweise auch nicht meinem ersten Höreindruck entsprach (jomei, spätestens hier hätte ich misstrauisch werden müssen), rückblickend eine bereuenswerte Fehlentscheidung zu Lasten eines meiner heutigen Album-Favoriten. Eines Album-Favoriten, den mein Plattenspieler inzwischen fast zu Fusilli geschreddert hat – noch Fragen?

Ach ja, wir reden ja heute eigentlich über "Kingmaker", Album Nummer fünf und Nachfolger des gloriosen "Highway Of Heroes". Zugegeben: Das comicmäßige Artwork verbreitet nicht mehr diesen wohligen 80ies-Mief, der den Vorgänger so vollauthentisch abrundete, aber der Mucke tut dies keinen einen Abbruch. Will sagen, allzu sehr haben sich SCREAMER glücklicherweise nicht gewandelt, allenfalls ein Stück weit modernisiert und evolutioniert. Moderner kommt – neben dem erwähnten Artwork – in allererster Linie der Sound rüber. Hier wurden ohrenkundig alle Regler aufgedreht und die Akteure in einer glasklaren Krachmatrix formidabel in Szene gesetzt. Und für eine zeitgemäß drückende Produktion ist das Gesamtbild sehr gut gelungen – am Exterieur gibt's demnach nix zu meckern.

Und am Interieur? Keineswegs! Oder um mein Fazit vorwegzunehmen, sehe bzw. höre ich die "Kingmaker"-Songs auf dem wohligen Fundament von "Highway Of Heroes" und zugleich auf Augenhöhe. In bewährter Manier untergliedert sich der Dreher in hoch- und mitteltourige Stücke, wobei besonders "Rise Above" und "Burn It Down" ebenbürtige Pendants zu meinem Alltime-Fave "Ride On" darstellen – mit etwas britischer Jungfräulichkeit in den Melodien hier und etwas vertrautem Achtziger-Rock da, aber immer gut geölt und vollmotiviert auf die Zwölf. Unter den Tracks mit gediegener Drehzahl bleiben der melancholische Album-Exot "The Traveler" und "Ashes And Fire" am stärksten im Gedächtnis: erstgenannte Nummer dank ihrer verträumten Synthetik-Einsprengsel und einem irre-ohrwurmigen Refrain und zweitgenannte mit ihrem hymnenhaft-schwellklötigen Charme.

Was die oben erwähnte Evolution angeht, muss man nur auf die Details achten: mehr Filigranes, mehr verspielte Leads und Twins (möglicherweise auch dank der Mitwirkung des neuen Gitarristen Jonathan Aagaard Mortensen), mehr Gimmicks wie vorgenannt in "The Traveler" oder in Form der Hammondorgel in "Chasing The Rainbow". Oder anders formuliert: mehr Herzblut und Facettenreichtum im Songwriting, was auf der einen Seite den ein oder anderen Spin mehr erfordert, aber auf der anderen Seite aber klar für die songwriterischen Fertigkeiten der Band spricht.

Nachdem SCREAMER ihre verdienten Runden auf dem "Highway Of Heroes" gedreht haben, liefern sie nun ein Album ab, das seinem Titel "Kingmaker" in mehrerlei Hinsicht gerecht wird. Sei es in Form des vierzigminütigen Schwermetall-Manifests, das den Status der Band als eine der vielversprechendsten "Newcomer" (...so "new" sind sie ja derweil nicht mehr) der Szene untermauert oder der Tatsache, dass die Schweden inzwischen für ihr Werk mit dem Wechsel zum renommierten Label Steamhammer/SPV geadelt wurden. Dafür kann es (wie eigentlich auch rückblickend für "Highway Of Heroes"...) nicht weniger als amtliche vier Punkte geben, je nach Gewicht und Gemächt zukünftiger Releases vielleicht auch mehr. Mögen die angehenden Regenten sich ihrer musikalischen Verantwortung bewusst sein und ihr Eisen auch in Zukunft mit Leidenschaft und Bodenhaftung schmieden.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (05.01.2023)

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