IMPERIUM DEKADENZ - Into Sorrow Evermore

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VÖ: 20.01.2023
Bandinfo: IMPERIUM DEKADENZ
Genre: Black Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

IMPERIUM DEKADENZ bedürfen nicht mehr wirklich einer Vorstellung. Mit stolzen sechs Alben und einem relativ zügigen Trend weg vom rohen BM früher Tage zu atmosphärischen, fast schon progressiven Strukturen und hochwertigen Sounds sind die Schwarzwälder inzwischen wohl jedem ein Begriff, der sich nicht als notorischer Atmosphären-Allergiker bezeichnet. Und nachdem die letzten Alben einer relativ stringenten Linie gefolgt sind, stellt sich im Vorfeld mitunter die Frage nach dem Überraschungswert des Siebtlings "Into Sorrow Evermore".

Überraschend konsequent

Was Überraschungen anbetrifft, möchte ich behaupten, dass diese sich (meinen Erwartungen entsprechend) sittsam in Grenzen halten und die dekadenten Imperatoren in der Folge weiter standhaft dem Pfad der vernebelten Künste folgen. Dass die Jungs was auf dem Kasten haben, war mir bewusst, doch konnte mich dies nicht vor einem amtlichen Jaw Drop bewahren, als ich das erste Mal dem eröffnenden Titelsong lauschen durfte. Leute, wie geil ist das denn bitte, wenn einem schon beim ersten Song die melodramatischen Freudentränen in die Augen steigen? Bei diesem majestätischen Nebeltiefgewitter der Emotionen geht einem sprichwörtlich das Herz auf – Hooks von der sinnbildlichen Größe eines Titanic-Ankers, erdrückende Melancholie, Spannung und ein stimmiges Gesamtbild, das sich Seltenheitsniveaus rühmen darf und sich verblüffenderweise weit über die Grenzen des Songs hinaus erstreckt.

Und eigentlich könnte ich an dieser Stelle schon meinen Vortrag schließen, weil sich der Sturm der Begeisterung (beinahe) stetig wie ein roter Faden durch die gesamten 51 Minuten zieht. Tatsächlich fällt es mir an dieser Stelle schwer, weitere Songs aufgrund ihrer Highlight-Qualitäten herauszupicken, weil das gebotene Niveau so bestechend homogen ist und sich das aus acht Tracks zusammenspinnende Kollektiv so stimmig zu einem großen Ganzen agglomeriert, dass man fast schon von einem gigantischen Longtrack sprechen muss. Doch das wäre zu unterm Strich kurz gegriffen und würde der im Doom-Tempo zäh dahinfließenden Elegie "Aurora" und dem grimmigen "Awakened Beyond Dreams" zu sehr die Einzigartigkeit absprechen.

In Bezug auf die angesprochene Konsequenz und Stimmigkeit der Platte ist auch besonders der fabulöse Sound des Duetts zu beachten. Ich meine: gute Sounds zu mixen, ist heutzutage keine ganz so große Kunst mehr (eher es zu versemmeln…hust). Doch egal, wie man das modern-organische Klangkonstrukt von "Into Sorrow Evermore" am Ende beschreiben will: hier haben wir nicht nur ausgezeichneten Mix, sondern auch eine perfekte Abstimmung aller Variablen auf die zu erzielende Atmosphäre, was sich in Details wie den wunderbar halligen Drums manifestiert. So viel Liebe zum Detail ist einfach bemerkenswert.

Kein Album für die Tuttifrutti-Playlist

So wenig "neu" der Stoff auf "Into Sorrow Evermore" irgendwie doch ist, so erstaunlich ist es, dass IMPERIUM DEKADENZ es am Ende doch immer wieder schaffen, einen umzuhauen. Album Nummer sieben ist nicht nur ein großartiges Album, sondern auch ein melancholisches Monument, ein aurales Halluzinogen, das für ein abschnittsweises Hören in einer bunt gemischten Playlist viel zu schade ist. Dieses Monstrum muss man bei kargem Licht, schlechtem Wetter und gutem Wein als Ganzes aufsaugen und das am besten alleine. Und in Schweden. OK, das Letzte ginge wahrscheinlich zu weit, aber ihr wisst, was ich meine.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (15.01.2023)

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