STEVE VAI - Vai/Gash

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VÖ: 27.01.2023
Bandinfo: STEVE VAI
Genre: Blues Rock
Label: Favored Nations
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Lineup  |  Trackliste

Letztes Jahr hatte Steve Vai mit einem Ungetüm der griechischen Mythologie zu tun, der Medusa, „Inviolate“, der Titel des Albums. Dieses Jahr wird ein Album aus der Mottenkiste geholt, das bereits 1991 entstand: „Vai/Gash“. Johnny „Gash“ Sombrotto und Steve Vai teil(t)en die Vorliebe für Harley Davidson und geradlinigen, erdigen Blues-Rock. Dieser Biker-Verbindung entsprang dieses Album. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Gash seit Jugendtagen ein begeisterter Motorrad-Fahrer war, wobei er 1977 fast bei einem Unfall ums Leben kam. 1998 ereilte Gash nach einem weiteren Unfall der Tod.

The answer my friend is blowin´In The Wind“, so der erste Titel des Hybrides Vai/Gash. Was sofort ins Ohr reingeht: Erstens, der Sound erinnert sehr an alte VAN-HALEN-Hadern, sogar der Gesang hat mehr als eine Spur von David Lee Roth. Für vaische Verhältnisse ist das Gitarrenspiel sehr reduziert, Power-Chords bis zum bitteren Ende, wobei dieser in einer Präzision bzw. 100%igem Timing gespielt werden, dass der gediegene Metal-Rezensent womöglich eine Idee davon kriegen könnte, welch sagenumwobener Flinkfinger hinter den edlen Hölzern meist (Mahagoni/kanadisches Ahorn) bei dem Ibanez-Model der Reihe Vai steckt. Selbst das schlichte Solo mutet verhalten blues-rockig an. Nicht die innovativste Scheibe, allerdings groovy. Die Lyrics muten aus dem Blickwinkel des 2023 Jahres makaber an:

"My bike has got a scream like a killin’ machine

She’s like an animal ready to roar       

My old lady got a body like a dirty dream and she’s a ready to hit the road..."

Busted“ erinnert sehr an eine der Blues-Rock Nummern von Joe Satriani, wobei selbstverständlich das Gesangsorgan von Mr. Gash dem zuvor genannten Virtuosen sehr überlegen ist.
 
Voilà, Lied Nummer drei „Let`s Jam“: Wie es aussieht, haben sich die Protagonisten darauf geeinigt, ein astreines Blues-Rock-Album zu kredenzen, wobei Hörer*innen überlegen, welchen Altvorderen gehuldigt wird, was selbstverständlich nicht bewusst geschah. Hier würde ich meinen, Einflüsse von Bryan Adams zu erhören.

Es geht weit bluesiger: „Women Fever“, wobei der Gitarrenarbeit von Entengang-Spezialist Chuck Berry gehuldigt wird.

She Saved My Life Tonight“: Weiterhin groovy im Automobil bei offenem Verdeck Richtung nächstem Badeort zu hören, allerdings kein Material, dass irgendwie den Versuch macht, ein Klassiker werden zu wollen, aber ich denke, das war nicht beabsichtigt. 

Danger Zone“ bietet more of the same, wobei mich der Chor im Refrain gefolgt von einem obligatorischen Wooohoho, bissi stören.

New Sensation“, hui, bereits Chor im Anfang, erinnert mich sehr an diese Heppi-Peppi-Haudrauf-Nummern. Der Gesang, ja, David Lee Roth lässt grüßen. Vai spielte mal für und mit Roth, hört man halt irgendwie.

Den Abschluss bildet „Flowers Of Fire“. „I can see the fire in your eyes, like a burning torch“, okay. Musikalisch gefällig, ein paar schöne Hooklines, das war es dann aber auch. Guad ist gongan, nix is gschegn.

Fazit: Offensichtlich war es Meister Vai ein Bedürfnis, eine Platte der Kategorie Blues-Rock zu veröffentlichen. Für einen Flitzefinger seiner Klasse mutet das stellenweise an, als würde ein Rallye-Fahrer mit angezogener Handbremse durch den Off-Road-Bereich brettern. Mr. Gash und der Rest der Crew tragen das Übrige dazu bei. Die Platte ist gefällig. Verglichen jedoch mit eine der erhabenen Genre-Größen, à la BLIND MELON, mit diesen eindringlichen Hooklines bzw. diesem einprägsamen Gesang von dem leider zu früh verstorbenen Shannon Hoon, ist das okay, mehr aber auch nicht.
 


Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (22.01.2023)

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