FIRIENHOLT - White Frost And Elder Blood

Bandinfo: FIRIENHOLT

Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Naturmacht Productions
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Lineup | Trackliste | Credits
Gut anderthalb Jahre ist es nun schon wieder her, dass ich an gleicher Stelle das grandiose Debütalbum des aus Leeds stammenden, damals vollkommen unbekannten Epic Atmospheric Fantasy Black Metal-Trios aus dem Stand heraus mit der Höchstnote bedacht habe. Doch schon als die ersten Töne des Zweitwerkes erklingen, überkommt mich ein wohliges vertrautes Gefühl, so als hätte ich meine begeisterungsgeschwängerten Worte erst gerade eben zu Papier gebracht, respektive in den Computer getippt. Vielleicht kennt ihr das ja: Wenn man zu einer Person eine wirklich enge, tiefe freundschaftliche Beziehung hat, dann kann passieren, dass man sich Jahre lang nicht sieht. Doch beim ersten Treffen nach dieser Zeit, ist es so, als wäre man erst gestern auseinander gegangen. Genauso empfinde ich hier. Willkommen zurück in der musikalischen Welt von FIRIENHOLT!
Nach der überwältigenden Qualität der erste Langrille durfte man gespannt sein, ob Fanuidhol, Silvertine und Caradhras (so die Pseudonyme der Band-Mitglieder) es schaffen würden, "By The Waters Of Awakening" mit einem Nachfolger auch nur annähernd das Wasser reichen zu können, oder ob – wie so oft bei herausragenden Debüts – das zweite Album dieses Qualitätslevel nicht halten kann. Doch bereits der vorab ausgekoppelte Elfeinhalbminüter "Trails Of Destiny" sorgte schon bei der Erstlauschung für absolute Tiefenentspannung beim Rezensenten. Erneut präsentieren FIRIENHOLT der Hörerschaft eine musikalische Offenbarung in Sachen Epic Fantasy Black Metal.
Denn die aktuelle Scheibe "White Frost And Elder Blood" hält, was der Opener verspricht. Ein weiteres Mal bietet der West Yorkshire-Dreier ein absolutes musikalisches Sahnestück, das sich mühelos und uneinholbar an die Spitze der Genre-Veröffentlichungen setzt.
An dieser Stelle soll nur ein kurzer Blick auf die großen Einflussgeber CALADAN BROOD und SUMMONING geworfen werden. Ja, man hört (zwangsläufig bei dieser Art von Musik), wo FIRIENHOLT ihren Ursprung genommen haben. Doch die beiden Altvorderen scheinen sich nunmehr endgültig zum immerwährenden Schlaf gebettet zu haben und die neue Generation übernimmt Zepter und Krone. Den Anspruch auf den Thron haben FIRIENHOLT bereits 2021 in überzeugender Art und Weise angemeldet. Mit ihrem zweiten Album zementieren sie ihren Status und dürfen getrost als die neuen EAFBM[Epic Atmospheric Fantasy Black Metal, Anm. d. Verf.]-Könige angesehen werden. ...und der Platz an der Macht ist einsam, denn derzeit gibt es wirklich weit und breit keine auch nur halbwegs ernstzunehmende Konkurrenz für FIRIENHOLT.
Die vier majestätischen Stücke auf "White Frost And Elder Blood" strahlen eines wie das andere eine majestätische Erhabenheit aus, die ihres Gleichen sucht. Auch wenn FIRIENHOLT diesmal geschwindigkeitstechnisch die Midtempo-Zone so gut wie nicht verlassen und das gesamte Album eher getragen daherkommt, die 45 Minuten Spielzeit gestalten sich äußerst abwechslungsreich. Der Sound wechselt immer wieder zwischen extrem bombastischen Passagen und zarten, beinahe zerbrechlich wirkenden Abschnitten. Allen Stücken ist ebenfalls gemein, dass sie in einer unglaublichen epischen Breite schwelgen, so dass man einfach nur ins Schwärmen geraten kann.
Wunderschöne, melancholische Gitarrenteppiche, nicht von dieser Welt zu sein scheinende Keyboards, rauer Krächzgesang und unter die Haut gehende klare Männerchöre bilden das Grundgerüst für die herausragende Qualität der Musik von FIRIENHOLT. Dazu gesellt sich ein perfekt abgestimmtes Schlagzeug, das mal dramatisch, mal dezent voran galoppierend stets den richtigen Takt angibt.
Lyrisch bewegt man sich diesmal nicht in der Welt von J.R.R. Tolkien. Auf "White Frost And Elder Blood" beschäftigen FIRIENHOLT sich mit dem "Witcher"-Universum, der "Hexer"-Romane des polnischen Fantasy-Autors Andrzej Sapkowski. Doch auch fernab von Mittelerde, Mordor & Co. fesseln die Texte und sind sowohl gehört als auch gelesen ein wahres Fest der Worte.
Fazit:
Mit "White Frost And Elder Blood" setzen FIRIENHOLT sich unangefochten an die Spitze des epischen Atmospheric Fantasy Black Metal, wobei sich die Frage stellt, wer ihnen den Thron überhaupt streitig machen sollte. Die Qualität des bisherigen Œuvres ist absolut überirdisch und sucht weltweit ihresgleichen. Vom Songwriting über die Instrumentierung, die Arrangements und den exzellenten Gesang, bis hin zum druckvollen, glasklaren, warmen Sound und dem Artwork des neuen Albums kann man dem Zweitwerk von in allen Belangen nichts anderes als die Höchstnote erteilen. "White Frost And Elder Blood" hat keine Schwächen, keine Fehler, keinen Makel (nun, vielleicht den einen, dass die Scheibe gern noch zwanzig Minuten länger laufen könnte). Abschließend bleibt nur noch zu wünschen, dass FIRIENHOLT ihren bisherigen Veröffentlichungs-Rhythmus für die Zukunft beibehalten werden, so dass wir uns spätestens Ende 2024 auf den nächsten Meilenstein in Sachen EAFBM freuen können. Denn eins steht ganz klar fest, die Musik der Engländer macht hochgradig süchtig!