FROZEN DAWN - The Decline Of The Enlightened Gods

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VÖ: 10.02.2023
Bandinfo: FROZEN DAWN
Genre: Black / Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Und nun das Wetter für morgigen Donnerstag: Es wird frostig mit Temperaturen um den absoluten Nullpunkt, heftigen Schneestürmen und natürlich Blitzeis – dem falschen Freund eines jeden bleifüßigen Winterbereifungsmuffels! So oder so ungefähr könnte man das Viertwerk der melodieverliebten, spanischen Kühlschrankvertreter FROZEN DAWN umschreiben. Oder wenn man es etwas genre-akademischer und weniger bildhaft umschreiben will, würde man sagen: Melodischer Black Metal von eindeutig schwedischer Prägung, der zwar nicht viel Neues zutage fördert, dafür aber hemmungslosen Spaß bereitet.

Worüber also noch referieren, wenn man die Quintessenz mal wieder vorweggenommen hat? Vielleicht über die Momente, in denen "The Decline Of The Enlightened Gods" nicht unverhohlen nach DISSECTION, NECROPHOBIC und Co. klingen? Nehmen wir mal den Opener "Mystic Fires Of Dark Allegiance" zum Beispiel – die Nummer mag zunächst eher standesgemäß unauffällig einsteigen, doch überrascht sie im Mittelteil mit melancholisch singenden Gitarrenläufen, die man zu 99,99999% nur, ausschließlich und exklusiv auf eine einzige, legendäre Kapelle zurückführen kann: WINDIR! Selten habe ich einen so authentischen Seitenhieb in Richtung der viel zu früh auseinandergerissenen Ausnahmeband vernommen, es sei denn er stammte zufällig von VREID (die bekanntlich aus der letzten Besetzung WINDIRs ohne ihren verstorbenen Fronter Valfar und Keyboarder Righ bestehen…). Ein sehr geiles Stück Musik, das Bock auf mehr macht!

Und ansonsten? Wenn ich ehrlich bin, fallen mir nur wenige Trademarks auf, die wirklich bedeutsam aus dem bekannten Raster ausbrechen, sich anderen Leuchtturmbands anbiedern oder sonst in irgendeiner Weise verhaltensauffällig werden. Aber das müssen sie auch nicht, denn gemäß dem allseits beliebten AC/DC-Schema (das dieser Tage nur zu gerne zur Glorifizierung der letzten OBITUARY-Rille angeführt wird…) können auch FROZEN DAWN unverhohlen in der Standardzutatenküche ihres Genres fischen und dabei geile Tracks wie das in höchstem Maße ohrwurmige "Frozen Kings" oder den unangefochtenen Album-Hit "Blinded By Light, Enlightened By Darkness" aus dem Ärmel schütteln (OK, der Album-Hit ist eigentlich von NECROPHOBIC, passt aber aufs Album wie die Faust aufs Auge). Und dieses kleine Kunststück gelingt den Spaniern ohne nennenswerte Siesta über die volle Distanz von stolzen 50 Minuten – kein Ausreißer, kein Abstinker, kein Lückenfüller – einfach nur zehn wohlgefällige Melodic-BM-Perlen, die einem einen angemessenen inneren Frostschub für den Winter oder wahlweise eine von der Hörwurzel an ausstrahlende Abkühlung für den Sommer verpassen.

Wie euphorisch man ein Album wie "The Decline Of The Enlightened Gods" am Ende rezipiert, ist letztlich eine Frage der persönlichen Perspektive: Der gemeine Vielhörer wird womöglich die Eigenständigkeit vermissen, wogegen der empfängnisbereite Neuhörer mit Eisesbrunst auf die Platte anspringen und sie bis zu seiner finalen Einfrostung lieben dürfte. Es ist und bleibt eben gutklassiger Schweden-BM mit einer anständigen Produktion, der dem geneigten Szenegänger die ein oder andere vergnügsame Stunde der Sub-Zero-Meditation bereiten kann. Die Langzeitwirkung mag fraglich sein, aber der Spaßfaktor stimmt – wer’s also goutieren kann, darf hier ohne Weiteres zulangen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (03.02.2023)

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