GIANT SLEEP - Grounded to the Sky

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VÖ: 27.01.2023
Bandinfo: GIANT SLEEP
Genre: Progressive Rock
Label: Czar Of Crickets
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die deutsch-schweizer Kooperation von Hinter-den-sieben-Bergen wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, dem Classic Rock, womöglich Prog-Rock huldigen zu wollen. Von GIANT SLEEP wird hier die Rede sein. Die 2023er-Langrille (es ist die dritte) wurde „Grounded In The Sky“ benannt. Um hier keine unscharfen Interpretationen des Rezensenten bezüglich des Album-Titels vom Stapel zu lassen, ein Zitat des Sängers, Thomas Rosenmerkel:

„Der Titel hat wie ein Gospel-Spiritual drei Bedeutungen: himmlische Erlösung im esoterischen Sinn, „nach Norden gehen“, wo es keine Sklaverei, sondern nur Freiheit gibt, und schließlich „higher“ auf die psychedelische Art…“

De Kontrast bezüglich musikalischer Ausarbeitung und Gesang wird flugs klar. Die musikalische Interpretation ist diffizil, Schlagzeug leichtfüßig, Bass nuanciert, Gitarren-Akkorde und mehr schweben. Der Gesang allerdings weist ein Timbre auf, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er zu diesem Sound passt. Ein wenig gepresst wirkt er, groß und nahezu das Gegenteil der letztes Jahr rezensierten Band OSIRON, bei der alles perfekt abgestimmt ist. Die Stimme von GIANT SLEEP passte besser zu einer klassischen Hard-Rock-Band, würde ich meinen, Kaliber der Kategorie AC/DC und Konsorten.

Der Opener "Silent Field", wartet mit guter Rhythmik auf, die Gitarristen packen das Wah-Wah aus, wobei die richtige Portion Hall nicht fehlen darf, meines Wissens wurde das Echo in den Schweizer Alpen erfunden. 

Bemerkenswert am Sound ist, nehmen wir das zweite Lied „Grounded To The Sky“ (ein tatsächlich starker Song), dass er von Prog-Rock zu Sabbath-lastigem Duktus übergeht, wobei die Stimme gut passt, auf den ein fast clean gespieltes Solo folgt, das eher jazz-rockig anmutet und ja, all das lässt sich in einem Song vereinbaren. Das Wohoho am Ende hätte nicht sein müssen.

Sirene Song“ lebt ebenfalls vom Kontrast, der hier wieder im Duktus zwischen leichtem Prog-Rock und knüppeldickem Hard-Rock vorhanden ist. Der Gesang klingt kraftvoller, teilweise verzerrt, Stoner-Rock-Einflüsse voraus. Weiter fällt auf, nicht zum ersten Mal, dass die Instrumente nahezu gleichberechtigt kommunizieren, Schallwellen emittieren, wobei sich diese abwechseln. Jedes Instrument darf seine Geschichte erzählen.

Einen Hauch von KYUSS offenbart „Good Boy“. Der Song geht in Ordnung, rauscht allerdings so vorbei. Abschließend sei erwähnt, dass der Gesang hierbei gut funktioniert und dass eher begrenzte Solotechniken des Gitarristen auffallen.

„There is a winding road to Davos…“, heißt es im Text zu „Davos“ und ich denke, GIANT SLEEP meinen tatsächlich DAS Davos in der Schweiz, das bereits für Thomas Mann die Destination in seinem Roman „Der Zauberberg“ war. Musikalisch ist „Davos“ eher eine klassische Rock-Nummer. Die beste Stelle ist das elaborierte Intro mit den cleanen Gitarren und dem diffizilen 8/4-Takt des Schlagzeugers, worauf der Gesang einsetzt.

Langsam wird mir gewahr, worauf GIANT SLEEP hinauswollen, darum kommen wir zum letzten Lied mit dem Alchemie affinen Titel: „Elixir.“ Eine Low-Tempo-Nummer in 8:33 Minuten, wobei allein das Intro zweieinhalb Minuten einnimmt. Jo, ich hab gar nix gegen lange Intros, wenn sie in der Kategoire, sagen wir mal, „South Of Heaven“ daherkommen, ist das wunderbar.

Fazit: GIANT SLEEP liefern ein solides Album ab. Die absoluten Highlights, die das Album zu einem Meilenstein erwachsen ließen, sind vielleicht andeutungsweise zu eruieren, allerdings geht da noch was. Explizit möchte ich das differenzierte Schlagzeugspiel hervorheben, das ich sehr mag. Der bescheidene Rezensent wird also ein Nickerchen machen und wer weiß, womöglich trudelt bald das nächste Album mit starkem Westwind über die Alpen. 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (07.02.2023)

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