IN FLAMES - Foregone

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VÖ: 10.02.2023
Bandinfo: IN FLAMES
Genre: Melodic Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Einst haben neue Alben aus dem Hause IN FLAMES nervöse Euphorie in mir ausgelöst, ein Gefühl das sich in den letzten Jahren immer stärker verflüchtigt und schließlich ganz gelegt hat. Zu durchschnittlich waren die letzten Veröffentlichungen, die meiner Ansicht nach spätestens ab „ A Sense Of Purpose“ immer austauschbarer wurden. Natürlich war nicht alles schlecht im Hause IN FLAMES und alle Alben hielten natürlich stets einen gewissen Qualitätsstandard, den andere Bands in ihrer gesamten Karriere nie erreichen. Angesichts der eigenen Diskographie mit stilprägenden Meisterwerken wie „Whoracle“, „Colony“, „Clayman“ etc. wurde man als Fan einfach zu sehr verwöhnt und erwartete sich stets neue Höchstleistungen. Nachdem sich die Schweden kontinuierlich weiterentwickeln wollen und niemals Platz für musikalischen Stillstand hatten, liegt es in der Natur der Sache, dass die Erwartungen vor allem langjähriger Fans (zu denen auch ich mich zähle) und die aktuellen Veröffentlichungen in einer beinahe 30-jährigen Schaffensperiode nicht immer deckungsgleich sind.

 
Im Vorfeld der Veröffentlichung von „Foregone“ haben IN FLAMES äußert geschickt mit der Erwartungshaltung der Fans gespielt und mit den drei Singles „State Of Slow Decay“, „The Great Deceiver“ und „Meet Your Maker“ freudige Erwartungen bei den Anhängern der alten Schule geweckt. Plötzlich tauchen die alten Trademarks wieder auf, zweistimmige Gitarrenleads erinnern an die Hochzeiten des Göteborg-Sounds und zwischendurch blitzt sogar das folkige Element (kennt hier noch wer „Moonshield"?) ganz früher Tage wieder auf. Endlich hat die Gruppe wieder das optimale Verhältnis zwischen harten Riffs und prägnanten Melodien gefunden, sodass sich nach dem Hören von „Foregone“ niemand mehr am Stellenwert von IN FLAMES für das Genre zweifeln wird. Ein weiteres besonders gelungenes Beispiel dafür ist der titelgebende Zweiteiler „Foregone Pt 1“ und „Foregone Pt 2“, der die Höhepunkte aller Schaffensperioden der Band in insgesamt knapp 8 Minuten komprimiert. IN FLAMES agieren aber nicht ausschließlich rückwärtsgewandt, sondern behalten ihr innovatives Element bei, doch ist auch in den modern ausgerichteten Stücken wie der Halbballade „Pure Light Of Mind“ die alte Magie hörbar. Woher die Rückbesinnung auf alte Qualitäten kommt kann man nur mutmaßen, ich für meinen Teil kann mir aber gut vorstellen, dass das herausragende Debüt von THE HALO EFFECT ein Stück weit dazu beigetragen hat. Auch wenn das Songwritingteam Fridén und Gelotte in aktuellen Interviews nicht müde wird zu betonen, dieses gar nicht zu kennen, kann man sich nur schwer vorstellen, dass hier kein Interesse besteht, wenn fünf ehemalige Bandkollegen ein von der Kritik und von Fans gleichermaßen gefeiertes Album veröffentlichen.
 
Sei es drum, unter dem Strich kann ich mich als Fan gar nicht genug freuen, dass das alte Feuer wieder lodert. Mir persönlich haben IN FLAMES seit über 20 Jahren nicht mehr so viel Spaß gemacht und „Foregone“ ist ein Album, dass in Dauerrotation läuft und nicht sofort wieder den Bandklassikern weichen muss.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Michael Walzl (09.02.2023)

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