OMEGA INFINITY - The Anticurrent

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VÖ: 24.02.2023
Bandinfo: OMEGA INFINITY
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Fast genau drei Jahre ist's her, dass uns OMEGA INFINITY mit auf ihre Reise durch die unendlichen Weiten unseres Sonnensystems genommen haben (ausgenommen die arme Sau von Pluto, die gleichermaßen von der Wissenschaft als auch der interstellaren BM-Genossenschaft gedisst wird). Bis heute fuchst es mich ein wenig, diesem höchst markanten Stück extremer Tonkunst seinerzeit nur 3,5 Punkte gegeben zu haben – weswegen ich insgeheim darauf hoffte, auf Album Nummer zwei den für ein Upgrade nötigen Schub zu finden.

Apropos Schub: Da das Debütalbum bereits unser Sonnensystem in Schutt und Asche gephasert hat, braucht es sprichwörtlich Schub, um auf der zweiten Sternenrundfahrt aus den Trümmern desselben zu entfliehen. Und wenn man den ersten Höchstnoten-Reviews zu "The Anticurrent" Glauben schenken darf, ist an der Sache auch was dran. Zu bedauerlich nur, dass ich besagten Schub selbst nicht nachzuempfinden vermag. Abgesehen mal von dem unfuturistisch rotzigen Sound, der mich mehr an Raw als an Space Black oder – wie es so schön heißt – Extreme Void Metal erinnert, lässt mich die zweite Hyperraum-Penetration OMEGA INFINITYs auch sonst vielerorts ratlos an der Weltraumbushaltestelle abgammeln.

"The Anticurrent" mag den astralen Terminkalender vom Urknall bis zum unvermeidlichen Wärmetod im Blastbeat-Tempo durchprügeln und insofern mit "The Alpha" eine adäquate Beschallung für die Initialzündung unseres Weltalls geschaffen haben, aber als Musikstück gesehen ist der Opener eine kleine Katastrophe. Bei der ungefähr bis zur Hälfte überchaotischen Nummer muss man sich zuweilen die Frage stellen, ob denn die Beteiligten überhaupt dasselbe Lied spielen. Nein Leute, diese Art der Kunst ist mir dann doch eine Nummer zu hoch. Und ansonsten erinnert mich die Musik des zweiten Drehers öfter an den oben erwähnten Raw Black Metal denn an galaktische Eiseskälte – binäres Geblaste (1 oder 0) und eine schlichte Art des Komponierens, die zumindest den metallischen Teil des Gesamtwerks undurchsichtig und uniform erscheinen lässt. Und was die Synth-Klänge und die Ambient-Industrial-Untermalung angeht, hat man auch schon weit griffigere Tracks wie "Mars" vernommen, die die Stärken der Klangsymbiose ein gutes Stück wirkungsvoller ausspielen konnten. Wo bleiben die geilen Twists und Melodien? Wo der Pepp? Womöglich bei der Atomisierung der Erdensonne im Handschuhfach vergessen...wer weiß...

Fairerweise muss man zugeben, dass es die rühmlichen Attribute des Erstwerks auch auf dem aktuellen Opus gibt, nur eben nicht mehr so stark ausgespielt. So bleibt leider das einzige Stück, das mir wirklich von Anfang an und nachhaltig im Gedächtnis bleibt "Night Journey" – ein SEAR BLISS-Cover mit einer wirklich fesselnden Melodieführung und liebevoll in den Äther gebeamten Tappings, aber eben ein Cover. Die Verneigung vor EMPERORs "Ye Entrancemperium" ist an sich eine gute Idee, macht aber u.a. aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Instrumentenpaarung nur bedingt Laune. Echt schade drum…nach dem gut gelungenen "Solar Spectre" hätte ich mich den Lobeshymnen über "The Anticurrent" nur zu gerne angeschlossen und mir eine Saisonkarte für OMEGA INFINITYs Kreuzfahrt-Raumschiff zugelegt, aber in diesem Fall muss ich mich leider dem Gegenstrom anschließen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (21.02.2023)

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